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Der Arzt im Ruhestand studiert den Geist

Der Mediziner und Philosoph Hubert Potthoff wird heute 75.  

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OFFENBURG. "Mehr sein als scheinen", das ist die Lebensphilosophie von Hubert Potthoff, der am Pfingstsonntag 75 Jahre alt wird. Das Lesen philosophischer Bücher ist eine seiner Lieblingsbeschäftigungen, von denen er übrigens so viele hat, dass er meint: "Ich kann gar nicht so alt werden, dass ich meine Interessen noch alle verwirklichen kann". Von wegen Ruhestand: Sein Terminkalender ist randvoll, so viele Termine hat er selbst in seiner "aktiven Zeit" als Unfallarzt nicht gehabt.

Viele Patientinnen und Patienten verdanken seiner ärztlichen Kunst, dass sie nach einem Unfall wieder in ihren Beruf integriert werden konnten. Überwiegend behandelte er Arbeitsunfälle, etwa 600 pro Jahr. Dankbar war er, wenn er einem Unfallopfer das Bein, das zur Amputation anstand, doch noch retten konnte. Insbesondere die Handchirurgie interessierte Hubert Potthoff. Dafür machte er eine zusätzliche Ausbildung in Tübingen.

Geboren wurde der heutige Jubilar in Gelsenkirchen. Nach dem Abitur am Bischöflichen Gymnasium Josefinum in Hildesheim studierte er in Göttingen Medizin. Trotz seiner Jugend wurde Hubert Potthof 1944 Soldat bei der Luftwaffe. Nach kurzer Kriegsgefangenschaft konnte er 1945 das Medizinstudium in Bonn wieder aufnehmen. Nebenbei belegte er das Fach Philosophie. Für eine Promotion in diesem Fach hatte er keine Zeit, was er heute sehr bedauert. 1949 legte er das Staatsexamen für Medizin ab und promovierte noch im selben Jahr.

Nach fünfjähriger Tätigkeit im Bergmannskrankenhaus in Bochum ließ sich Hubert Potthoff im März 1959 in Offenburg als Unfallarzt und Orthopäde nieder. Die Eingewöhnung war für ihn, den Norddeutschen, wegen des badischen Dialekts sehr schwer. Mit der Praxis konnte der junge Arzt seinen Lebenstraum von Unabhängigkeit verwirklichen. "Heute würde man meine Praxis mit zeitweise 15 Mitarbeiterinnen als Tagesklinik bezeichnen", ist der 75-Jährige überzeugt.

Der Wunsch nach Unabhängigkeit prägte auch seine Freizeitgestaltung. Mit einem Segelflugzeug abzuheben oder im Wohnmobil die Welt zu erkunden, das war für ihn Erholung. Antarktis, Südsee, Afrika, Neuseeland, fast die ganze Welt, außer Ostasien, hat er kennen gelernt. Ein weiteres Hobby, das Skifahren, brachte eine schmerzliche Wende im Leben des Arztes. Wegen eines schweren Unfalls musste er, sechzigjährig, seine Praxis aufgeben. Im nachfolgenden Rechtsstreit mit der Versicherung konnte er auf seine Erfahrung mit Gutachten, die er sehr oft in seiner Praxis erstellen musste, zurückgreifen. Und er gewann den Prozess in höchster Instanz.

Die seiner Praxis angeschlossene Krankengymnastik wird noch heute von seiner Frau Eva geführt. Aus erster Ehe stammen zwei Söhne, ebenfalls Ärzte, und eine Tochter, Krankengymnastin, die in Offenburg wohnt. Sieben Enkelkinder und ein Urenkel sowie die Kinder und Enkel seiner Frau Eva werden morgen mit dem Jubilar feiern. Außerdem kommen die Schlaraffen, deren Mitglied Hubert Poffhoff ist, zum Gratulieren sowie Freunde aus der Studentenverbindung "Kameradschaft Annaberg". Bei seinen regelmäßigen Gottesdienstbesuchen hat der Katholik die Predigten von Pfarrer Disch aus Rammersweier sehr geschätzt. Deshalb bedauert er, dass dieser nicht mehr in Offenburg ist.

Wenn die Geburtstagsfeier vorbei ist, wird Hubert Potthoff wieder Zeit haben zum Fotografieren und Filmen. Sein bevorzugtes Motiv sind die Wolken mit ihren grandiosen Formen.

Ressort: Zisch

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