"Das Wichtigste ist, dass es den Kindern gut geht"

ZISCH-INTERVIEW mit Herzspezialistin Brigitte Stiller über Kinder mit angeborenem Herzfehler und die Freude an ihrer Arbeit .  

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Brigitte Stiller  | Foto: privat
Brigitte Stiller Foto: privat

Zisch-Reporterin Emilija Milosevic aus der Klasse 4a der Tunibergschule in Freiburg-Opfingen hat die Vorgesetzte ihrer Mutter, Professorin Brigitte Stiller, interviewt. Sie ist Direktorin der Klinik für angeborene Herzfehler und pädiatrische Kardiologie am Universitäts-Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen.

Zisch: Wollten Sie schon immer Ärztin werden?
Stiller: Ja, der Gedanke, Ärztin zu werden, kam schon ganz früh. Als ich klein war, hatte ich einen ganz tollen Kinderarzt. Bei ihm war in der Praxis immer ganz viel los. Er hatte einen großen Beo, der uns begrüßt hat, und er hat seine Arbeit als Kinderarzt so toll gemacht, dass ich gedacht habe: Das ist was!
Zisch: Seit wann sind Sie Kinderkardiologin?
Stiller: Seit über 20 Jahren.
Zisch: Wegen was kommen die Patienten meistens zu Ihnen?
Stiller: Das ist ganz unterschiedlich. Meine kleinsten Patienten sind noch gar nicht geboren. Wenn die Mütter schwanger sind und der Frauenarzt den Verdacht auf einen Herzfehler im Ultraschall findet, dann ruft er mich an, und es wird ein Termin mit der Familie zum Aufklärungsgespräch vereinbart. Fast jeder Herzfehler ist anders. Ich erkläre den werdenden Eltern, was für ein Herzfehler das ist und wie es mit dem Kind nach der Geburt wahrscheinlich weitergehen wird. Oft kommen Eltern auch bald nach der Geburt mit ihren Babys, wenn diese zum Beispiel zu schnell atmen oder ein Herzgeräusch haben oder nicht richtig gedeihen. Dann können wir sehen, ob es am Herzen liegt. Ich sehe auch größere Kinder, die zum Beispiel Herzbeschwerden haben oder Bewusstlosigkeiten. Manchmal kommen auch junge Erwachsene mit angeborenem Herzfehler zu uns in die Ambulanz. Wir können diese Patienten wie ein Hausarzt für das Herz betreuen. Das sehr Schöne daran ist, dass man diese Patienten oft über viele Jahre begleiten kann. Man kennt die Familien und sieht die Kinder aufwachsen.

Zisch: Wie alt sind Ihre Patienten?
Stiller: Von vor der Geburt bis zum Erwachsenenalter. Ich habe hier auch einzelne Patienten, die schon über 50 Jahre alt sind. Aber nur wenn sie einen schweren angeborenen Herzfehler haben, da wir die Spezialisten dafür sind. Am häufigsten sehe ich kleinere Kinder.
Zisch: Was sind Ihre Aufgaben als Kinderkardiologin?
Stiller: Das Wichtigste ist, dass es den Kindern gut geht, sie gesund werden und die Familien glücklich sind. Das Zweite ist, dass ich hier an der Uni als Professorin auch Studenten ausbilde. Ich halte Vorlesungen und biete Praktika an. Eine gute Lehre ist wichtig, damit wir in Zukunft auch gute Ärzte kriegen. Ich führe auch die Staatsexamensprüfung für die Medizinstudenten durch, was auch eine spannende und wichtige Aufgabe ist. Der dritte Teil meiner Aufgaben ist die Forschung. Wir möchten hier an der Uni die Forschung für unsere Herzkinder vorantreiben, damit die Behandlungsmethoden immer besser werden. So nehmen wir zum Beispiel an Medikamentenstudien teil, in denen Kinder mit dabei sind, auf die wir sehr aufpassen. Sie erhalten Medikamente, wobei wir genau messen, dass sie diese vertragen. Damit entwickeln wir die Therapiemöglichkeiten weiter, um den Kindern, die ein schwaches Herz haben, auch in Zukunft noch besser helfen zu können.
Zisch:
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Stiller: Um kurz vor acht fange ich mit der Visite auf der Intensivstation an. Da sehen wir die Kinder, die frisch operiert oder schwerkrank sind. Um 8.40 Uhr ist die nächste Besprechung hier in meinem Büro, wo wir über die anderen Kinder auf der Kinderherzstation sprechen. Dann führe ich zum Beispiel noch Herzkatheter durch, mache Herzultraschall in der Ambulanz, halte Vorlesungen, habe Termine mit der Verwaltung oder Eltern und habe abends meist noch viele Papiersachen zu erledigen. Außerdem gibt es abends öfter noch Konferenzen.
Zisch: Was mögen Sie an Ihrem Beruf?
Stiller: Die Menschen.
Zisch: Was finden Sie nicht so schön an Ihrem Beruf?
Stiller: Zum einen, dass wir nicht allen Kindern helfen können. Es gibt immer noch welche, für die ich mir wünschen würde, dass wir noch mehr können und noch erfolgreicher sein könnten. Da denke ich, haben wir in der Zukunft gute Chancen. Und wenn ich so an den Alltag denke, dann mag ich am wenigsten die Büro- und Schreibtischarbeit.
Zisch: Mit welcher Einstellung gehen Sie zur Arbeit?
Stiller: Ich freue mich jeden Morgen auf die Arbeit. Es gibt hier, seit ich in Freiburg bin, fast keinen Tag, an dem ich morgens lieber im Bett liegen bleiben würde. Auch weil ich all die netten Menschen hier wieder sehe. Egal ob unsere Mitarbeiter im Sekretariat, in der Ambulanz, die Schwestern, die Ärzte oder die Patienten. Ich möchte, dass wir zusammen in einem Team dann den Tag beginnen und versuchen, für jeden Patienten das Beste aus seiner Situation zu machen. Meistens haben wir dabei auch gute Laune und lachen viel.
Schlagworte: Herzspezialistin Brigitte Stiller
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