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Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2017 I

Das wandernde Eis

Von Sonja Christ, Klasse 4, Johannes-Schwartz-Schule, Lehen  

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B. Zetti war in der Bibliothek auf der Suche nach spannendem Lesestoff. Plötzlich sah er ein dickes, altes Buch mit goldenen Schnallen. Er öffnete es und konnte gerade noch "Unglaublich!" rufen – bevor ihn ein gewaltiger Sog ins Buch hineinriss, und er mit einem schmerzhaften Aufprall auf hartem, dunklem, eiskaltem Stein landete.

Doch nicht nur der Boden war eisig. Auch der Wind, der über B. Zettis Gesicht strich, ließ seinen Atem fast gefrieren und dicke, weiße Schneeflocken ließen seine Finger kalt und klamm werden. Als er sich hastig aufrappelte, sah er, dass er inmitten eines Burghofs gelandet war. B. Zetti wollte sich gerade umschauen, als feste Schritte erklangen und ein großer, bedrohlich wirkender Mann auf ihn zukam und ihn am Arm packte. Er trug eine schwere Rüstung. "Wer sind Sie?", rief B. Zetti. "Lassen Sie mich los!" Der Mann antwortete in einem schroffen Ton: "Ich bin einer der Palastwachen, die hier dem Zauberer Muwantu dienen."Der Palastwächter schleifte B. Zetti eine lange Treppe hoch und dann durch einen großen Raum, der voller Flaschen war. Danach kamen sie in einen Thronsaal. Auf dem Thron saß ein großer Mann mit einem langen schwarzen Umhang. Er schaute grimmig drein. "Edler Zauberer Muwantu, dieser Junge hat auf dem Burghof herumgeschnüffelt!", sagte der Wächter, der noch immer B. Zetti am Arm festhielt. Muwantu warf einen zornigen Blick auf B. Zetti und wollte ihn gerade nach seiner Herkunft und seinen Absichten befragen, als auf einmal ein blondes Mädchen mit grünen Augen durch die Tür kam. Der Zauberer Muwantu sagte zu dem Wachposten: "Lass uns allein." Als der Wachposten gegangen war, trat das Mädchen zum Zauberer und sagte: "Vater, der Junge hat nichts Böses getan. Ich habe ihn zu uns gerufen." Erstaunt blickte B. Zetti sie an, hatte er doch keinen Ruf gehört, als er das Buch mit den goldenen Schnallen geöffnet hatte. "Nun gut," sprach Muwantu. "Wenn du ihn gerufen hast, dann kannst du ja auch im Flaschenzimmer mit ihm reden."

Das Mädchen ging aus dem Zimmer, und B. Zetti folgte ihr. Als sie im Flaschenzimmer angekommen waren, sagte das Mädchen: "Ich bin Tulipa, und ich habe dich gerufen, weil ich deine Hilfe brauche. Mein Vater versucht hier immer wieder um 12 Uhr nachts meine Mutter, seine große Liebe, wieder zum Leben zu erwecken. Er braut dafür alle möglichen Zaubertränke, aber noch keiner hat funktioniert. Er ist ganz besessen von der Idee. Er hat ihren Tod einfach noch nicht überwunden. Jedes Mal, wenn er zaubert, gibt es ein kleines Erdbeben und das Eis vom See kommt immer näher. Wenn das so weiter geht, wird das Eis unsere Burg umgeben und sie zerstören und wir werden alle sterben." Da unterbrach B. Zetti Tulipa und fragte: Was aber habe ich mit all dem zu tun? Wie kann ich dir helfen? Ich bin doch nur ein ganz normaler Junge." "Du musst heute Nacht diese Kette meinem Vater um den Hals legen und dabei die Wörter Ploso Tanodo sprechen. Das heißt, sei geheilt!", erklärte Tulipa. "Aber warum ausgerechnet ich?, wollte B. Zetti wissen. "Warum machst du das denn nicht Selbst?" "Nur ein Kind, das an Märchen glaubt, kann uns helfen. Dies hat mir die alte Seherin vom See erzählt", erwiderte Tulipa. "Bitte B. Zetti, du musst mir helfen!" "Also gut", sagte B. Zetti, obwohl er nicht wusste, wie er jemals Tulipas Kette um den Hals des Zauberers legen sollte.

Als er um halb zwölf aufstand und sich anzog, wurde ihm plötzlich schlecht. Warum musste denn er diesem Zauberer entgegentreten? Aber jammern half jetzt auch nichts mehr. Er hatte Tulipa schließlich versprochen zu helfen. Seufzend nahm er die Kette vom Tisch und schlich sich aus seinem Zimmer. Als er in den Flaschensaal kam, erkannte B. Zetti erschrocken, dass der Zauberer bereits da war. Er flüsterte leise etwas vor sich hin, und plötzlich erbebte die ganze Burg, dass die Wände nur so wackelten. Erschrocken warf sich B. Zetti auf den Boden und presste seine Hände vor das Gesicht. Als er wieder aufblickte, sah er mit Entsetzen, dass alles um ihn herum zu Eis wurde. Er sprang auf. Er musste den Magier zur Vernunft bringen. Dieser stand mit vor Schreck geweiteten Augen da und rührte sich nicht vom Fleck. "Großer Zauberer", rief B. Zetti, "eure Frau ist tot. Ihr könnt sie nicht wieder zum Leben erwecken, oder wir werden alle sterben, auch Tulipa – eure geliebte Tochter." Und noch bevor Muwantu sich wieder regte, legte B. Zetti ihm Tulipas Kette um den Hals. Diese begann zu leuchten und zu strahlen, so wie die Sonne an einem wunderschönen Sommertag. Und dies schien auch der Zauberer zu bemerken, denn plötzlich kam wieder Leben in ihn. Er ergriff 3 Flaschen und leerte ihren Inhalt in ein Glas. Dieses nahm er in die Hand und flüsterte erneut einige Worte. "Was macht ihr denn?", rief B. Zetti entsetzt. "Hört endlich auf mit der Zauberei!" Im selben Moment schüttete der Magier die Flüssigkeit aus dem Glas auf das Eis und dann passierte Unglaubliches: Das Eis begann zu schmelzen und aus der Burg abzufließen. B. Zetti sah Muwantu dankbar an. Dieser sagte zu B. Zetti: "Es tut mit leid. Ich habe euch alle in Gefahr gebracht. Ich bin kein guter Zauberer!" Da kam Tulipa herein gerannt und rief: "Vater, ist alles in Ordnung?" "Ja, mein Schatz", antwortete Muwantu, "und ich verspreche dir hoch und heilig, dich nicht mehr mit meinen Zaubereien in Gefahr zu bringen." Dann wandte sich Tulipa an B. Zetti. "Ich danke dir von Herzen. Ohne dich wären wir jetzt alle tot." B. Zetti neigte den Kopf und sagte: "Es war mir eine Ehre dir helfen zu können. Doch nun würde ich gerne in meine eigene Welt zurückkehren. Weißt du, wie das möglich ist?" "Um wieder in deine Welt zurückzukommen", antwortete Tulipa, "musst du drei Mal nach dem Buch mit den goldenen Schnallen rufen." Bevor B. Zetti dies tat, verabschiedete er sich noch von Tulipa und ihrem Vater. Dann riss ihn ein starker Sog davon. "Auf Wiedersehen", rief er noch, als er wieder in der Bibliothek war und das Buch mit den goldenen Schnallen vor sich auf dem Boden liegen sah. "Dieses Buch ist wirklich ein Abenteuerbuch", dachte B. Zetti. "Ich sollte öfters einen Blick hineinwerfen!" Doch an jenem Tag hatte er erst einmal genug von Abenteuern und beschloss nach Hause zu gehen.

Ressort: Schreibwettbewerb

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