Das Leben steckt voller Banalitäten
NEU IM KINO: Sönke Wortmanns Kompilationsfilm "Deutschland. Dein Selbstporträt".
Rudolf Worschech
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Auf solche Effekte hat es Sönke Wortmann in "Deutschland. Dein Selbstporträt" überhaupt nicht abgesehen. Keine Schlüssellochperspektive, keine Peinlichkeiten, keine billigen Lacher. Entstanden ist der Film nach dem Vorbild von "Life in a Day", den die Brüder Scott produzierten: 80 000 Menschen aus 190 Ländern schickten ihren Film vom 24. Juli 2010 ein. Kevin MacDonald hat das Material montiert zu einem der größten Youtube-Hits.
In Deutschland war der Stichtag der 20. Juni 2015, aufgerufen haben Prominente und Semiprominente wie Sandra Maischberger, Armin Rohde, The BossHoss oder Katharina Witt. Drei Fragen wurden gestellt: Was macht dich glücklich? Wovor hast du Angst? Und: Was bedeutet Deutschland für dich? "Life in a German day": Eine solche Momentaufnahme enthält immer auch etwas Banales, so wie das Leben ja auch voller Banalitäten steckt. Aber Sönke Wortmann hat das Material geschickt rhythmisiert, lässt auf schnell montierte Sequenzen, die leider oftmals aufdringlich musikalisch unterlegt sind, ausführliche Passagen folgen. Sie erzählen kleine Geschichten, mitunter lustig, manchmal auch berührend. Viel ist von Krankheiten in diesem Film die Rede. Einmal erzählt ein Autofahrer seine Werkstatt-Malaisen in die Kamera, sicherlich der humoristische Höhepunkt des Films. Und erschütternd wirken die Erzählungen des rollstuhlfahrenden Justizvollzugsbeamten, der sich keinen schöneren Arbeitsplatz vorstellen kann als den in seiner JVA in Kassel.
Einmal sagt ein Flieger, dass er zwar nicht stolz sei auf Deutschland, aber froh,
in Deutschland zu leben. Aber das ist auch eines der wenigen ausführlichen Statements über die Bedeutung von so etwas wie Nation. Man darf sich von diesem Film keine schlüssigen Antworten erhoffen wie bei einer Meinungsumfrage. Wenig bis gar nicht kommen auch Parallelwelten vor, weder migrantische noch subkulturelle Szenen. Aber vielleicht fühlten die sich ja von Katharina Witt nicht angesprochen.
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