BZ-Interview

Das chinesische Jahr des Hahns kann mühsam sein

Das Jahr des Hahns hat zwei Seiten: Es kann mühsam sein, birgt aber auch Chancen. Zhihong Yin, Direktorin des Freiburger Konfuzius-Instituts erklärt, was das Sternzeichen bedeutet.  

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Viele Chinesen achten bei der Partnerwahl darauf, dass die Tierkreiszeichen zueinander passen. Foto: dpa
BZ: Frau Yin, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Jahr. Darf ich Sie nach Ihrem Tierkreiszeichen fragen?

Yin: (lacht) Ich bin ein Affe. Das ist ein Tierkreiszeichen mit vielen positiven Seiten, sehr lebendig. Aber ich freue mich, dass das Jahr des Affen seit heute vorbei ist.

BZ: Warum freuen Sie sich? Das Jahr des Affen war doch Ihr eigenes Jahr.

Yin: Ja, das ist aber nicht immer gut. Man sagt, dass man in den Jahren seines eigenen Tierkreiszeichens sehr aufpassen muss. Ein Affe muss also in Affenjahren vorsichtig sein, weil sonst etwas Unangenehmes passieren kann. Viele Chinesen glauben, dass man dann viel Rot am Körper tragen soll. Rote Unterwäsche etwa oder – so wie ich (zeigt auf ihr Handgelenk) – ein rotes Armband. Die Farbe Rot soll die bösen Geister abschrecken.

BZ: Das heißt, Sie freuen sich, dass das Jahr des Hahns nun beginnt.

Yin: Naja, ich glaube da ja nicht so sehr dran, vielleicht auch weil ich zurzeit in Deutschland bin. Aber ein wenig erleichtert bin ich schon. Generell gibt es über das Jahr des Hahns ganz unterschiedliche Meinungen. Manche Chinesen sagen, dass Hähne ein mühevolles Leben haben. Sie picken den ganzen Tag am Boden und kriegen trotzdem immer nur jeweils ein Korn – obwohl sie so viel dafür arbeiten. Das Schwein hingegen muss gar nicht arbeiten und wird von alleine fett. Deshalb wollen viele Chinesen, dass ihr Kind im Jahr des Schweins zur Welt kommt. Der Hahn ist aber auch ein stolzes Tier, mit dem man viele Chancen und neue Hoffnung verbindet.

Es gibt schon noch Menschen, die etwa bei der Partnerwahl darauf achten, dass die Tierkreiszeichen zueinander passen
BZ: Welche Rolle spielen die Tierkreiszeichen denn heutzutage noch?

Yin: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt schon noch Menschen, die etwa bei der Partnerwahl darauf achten, dass die Tierkreiszeichen zueinander passen oder die bestimmte Glücksbringer mit sich tragen. China ist aber ein großes Land und es gibt große regionale Unterschiede. Gerade in Südchina, etwa in Hongkong, sind solche Vorstellungen noch sehr wichtig. Gleichzeitig sieht man aber auch, dass gerade bei den jungen Chinesen in den Städten die westlichen Sternzeichen zunehmend mehr Beachtung finden.

BZ: Ist das auch eine Generationenfrage?

Yin: Ich denke schon. Die älteren Chinesen sind schon noch eher mit den traditionellen Vorstellungen verbunden und da spielt die Symbolik der Tierkreiszeichen noch eine große Rolle. Aber das Neujahrsfest ist für alle Chinesen wichtig.

BZ: Wie feiern die Chinesen denn ins neue Jahr?

Yin: Insgesamt dauern die Feierlichkeiten 15 Tage. Davon sind aber vor allem die ersten sieben sehr wichtig. Fast alle Chinesen fahren in die Heimat, viele aus den Städten zu ihren Eltern aufs Land. In Peking und Schanghai etwa wird es plötzlich sehr leer und ruhig. Punkt Mitternacht gibt es dann ein riesiges Feuerwerk. Damit will man die bösen Geister vertreiben, die besonders am Neujahrstag sehr aktiv und gefährlich sei sollen. In den großen Städten ist das Feuerwerk allerdings mittlerweile verboten, weil dadurch der Smog noch mehr steigt – aber es halten sich nicht alle daran.

BZ: Und was macht man dann am Neujahrstag?

Yin: Viele Chinesen gehen in die Tempel um Räucherstäbchen anzuzünden oder um eine Glocke zu schlagen. Auch das soll die bösen Geister vertreiben und Glück zu sich holen. Wenn Sie in diesen Tagen in China in die Tempel wollen, müssen Sie sehr viel Zeit mitbringen. Es bilden sich riesige Schlangen und die Straßen davor sind völlig verstopft. Am Abend essen wir dann mit der Familie eine Art von Maultaschen. Die erinnern von der Form her an alte chinesische Geldscheine. Kleine Kinder bekommen Geld von den Eltern geschenkt – auch wieder in roten Umschlägen. Der Geister wegen. Rote Farbe schützt uns. Auch wenn wir eigentlich nicht zu 100 Prozent daran glauben, so sind diese Vorstellungen doch ein Teil unseres Alltags und werden beachtet. Man weiß ja nie...
Zhihong Yin (60) war Professorin für Germanistik an der Nanjing Universität. Seit 2016 ist sie die chinesische Direktorin des Freiburger Konfuzius-Instituts, das eng mit der Universität zusammenarbeitet und den Austausch zwischen China und Deutschland fördern soll.
Schlagworte: Zhihong Yin
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