Lippstadt längst out
Darum heiraten Deutschlands Fußballstars gerne in Italien
Früher feierten deutsche Fußballstars ihre Hochzeit bundesrepublikanisch-bieder und damit bodenständig. Heute dagegen ehelichen Deutschlands Elitekicker gerne glamourös in Italien.
Di, 28. Mär 2017, 0:01 Uhr
Panorama
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Fußball war lange das männlich dominierte Gesellschaftsspiel, das vor allem Männern das Erwachsenwerden versüßte. Über die Liebe ist zu sagen, dass die mit ihr verbundenen Stereotypen bestens zum verbreiteten Italienbild und zur oft an Wahnsinn grenzenden Leidenschaft passen, mit der in Italien dieser Sport gelebt wird. Fußball, Italien und die Liebe, diese Kombination strebt dieser Tage auffällig oft in die Schlagzeilen.
Als der demnächst in Chicago tätige Fußballer Bastian Schweinsteiger im vergangenen Sommer den Tennis-Star Ana Ivanovic in Venedig heiratete, wird vor allem die bezaubernde Kulisse der dem Untergang geweihten Lagunenstadt eine Rolle gespielt haben.
Sein auf Gran Canaria kickender, aus Berlin stammender Kollege Kevin-Prince Boateng ehelichte im selben Sommer das italienische Model Melissa Satta in Porto Cervo auf Sardinien. Dass sich jetzt auch der Torwart des FC Bayern, Manuel Neuer, mit seiner Partnerin Nina Weiss im Sommer in Süditalien zu vermählen gedenkt, scheint ins Schema vom zum Lebemann gereiften Bubi zu passen, der sich nun halt einen weiteren Kindheitstraum erfüllt. "Diesen scharfen Schuss will er für immer halten", kalauerte die Bild-Zeitung.
Im Fall der Hochzeit Neuer-Weiss ist aber zu erkennen, dass fußballverrückte Männer oft gar keine relevanten Faktoren sind. Wie es heißt, ist es der ausgesprochene Wunsch der zukünftigen Frau Neuer, die Ehe in Italien einzugehen. Das Fest des mehrfachen Welttorhüters und der Wirtschaftsstudentin soll in einem Bilderbuch-Hotel in Apulien stattfinden, in dem bereits Pop-Star Justin Timberlake und Schauspielerin Jessica Biel heirateten.
Der englische Fußballer Wayne Rooney und seine Frau Coleen McLoughlin heirateten wiederum im romantischen Santa Margherita Ligure in der Nähe von Genua.
Auch das ist ein Indiz für den Wandel der Zeiten. Fußballer sind heute so etwas wie Schauspieler oder Popstars, sie passen auch ihr Privatleben an die Gewohnheiten der Kinostars an. Die Schweinsteiger-Ivanovic-Bühne Venedig mit Gondeln, Kanälchen und Sonnenuntergang zu Ti-amo-Klängen wählten zuvor schon Hollywood-Star George Clooney und die Menschenrechtsanwältin Amal Alamuddin zum Schauplatz ihrer Vermählung.
Wie bundesrepublikanisch-bieder machen sich da die Verehelichungen früherer deutscher Fußballer aus, die als sogenannte Italien-Legionäre den Zauber des Südens aus erster Hand kannten. Die in den 1980er Jahren bei Inter Mailand beschäftigten Stürmer Hansi Müller und Karl-Heinz Rummenigge heirateten in ihren Heimatstädten Stuttgart und Lippstadt. AS-Rom-Legende Rudi Völler startete in Offenbach die erste und in Bergisch-Gladbach seine zweite Ehe. Der bei Lazio Rom unvergessene Miroslav Klose wählte ein Familienhotel nahe seiner Heimat Blaubach in der Westpfalz zum Beginn eines Lebens in Zweisamkeit.
Als Rechtfertigungsgrund mag in einigen Fällen gelten, dass einige der Kicker schon längst verheiratet waren, als sie in den Süden zogen. Als deutsche Kicker noch nicht auf die Idee gekommen waren, die Dolce Vita als Bühnenbild für ihr privates Glück zu beanspruchen, war das Mittelmeer-Land das Nonplusultra im Fußball. Inzwischen, so folgern Zyniker, ist Italien nicht nur im Fußball, sondern zur Kulisse verkommen.
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