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fudder-Interview

Darauf kommt’s beim Coming Out an

Wie soll man sich verhalten, wenn die eigene Familie die sexuelle Orientierung ablehnt? Und gibt es einen perfekten Moment fürs Coming Out? Robert Sandermann von der Rosa Hilfe weiß Anworten.  

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Robert Sandermann berät seit 20 Jahren bei der Rosa Hilfe.  | Foto: Michael Bamberger
Robert Sandermann berät seit 20 Jahren bei der Rosa Hilfe. Foto: Michael Bamberger
Fudder: Herr Sandermann, wann ist der beste Zeitpunkt für ein Coming-Out?
Sandermann: Den besten Zeitpunkt gibt es nicht, weil es immer individuell von der betroffenen Person abhängt. Wichtig ist, dass der Mensch, der sich outen möchte, damit ein gutes Gefühl hat und überzeugt ist, dass jetzt der richtige Moment ist, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Man sollte sich nicht durch andere oder sich selbst dazu zwingen lassen. Heutzutage fällt Betroffenen ein Coming-Out aber auf alle Fälle leichter als früher.

Fudder: In welcher Lebenssituation befinden sich Menschen, die sich outen?
Sandermann: Mehrheitlich befinden sie sich zwischen Beginn der Pubertät und Anfang 20. Einige outen sich schon als Jugendliche, andere warten bis zum 18. Lebensjahr, bis zum Ausbildungs- oder Studienbeginn oder, bis sie bei den Eltern ausgezogen sind. Es gibt aber auch Fälle, in denen Betroffene längst verheiratet sind. Weil sie ihre eigentliche sexuelle Orientierung spüren, outen sie sich erst mit über 30 oder 40 Jahren.

"Dauerhafte Kontaktabbrüche sind darum eher die Ausnahme."


Fudder: Was macht man, wenn die Familie die sexuelle Orientierung ablehnt?
Sandermann: Man sollte sich nicht einschüchtern lassen und trotzdem zu sich stehen. In manchen Fällen braucht es Zeit, bis Eltern und Familie Akzeptanz und Verständnis entwickeln. Wenn die Familie eine sehr ablehnende Haltung hat und diese behält, gibt es im Grunde genommen nur zwei Möglichkeiten.

Fudder: Welche sind das?
Sandermann: Entweder die sexuelle Orientierung des Kindes wird totgeschwiegen und es besteht weiterhin Kontakt – oder es kommt vorerst zum Kontaktabbruch, weil sich der Betroffene mit diesem Stillschweigen schlecht fühlt. Manchmal kommt es später dann zu einer Annäherung, weil auch die Familie so nicht weiterleben möchte. Dauerhafte Kontaktabbrüche sind darum eher die Ausnahme.

Fudder: Was sind Gründe für die Ablehnung von der Familie?
Sandermann: Ein Grund ist eine verinnerlichte Homophobie der älteren Generation, die sowohl geschichtlich als auch gesellschaftlich bedingt Homosexualität sehr schlecht oder gar als Straftat erlebt hat. Bei sehr religiösen Familien ist die Religion oft ausschlaggebend für die fehlende Akzeptanz. Zudem sehen viele Eltern von Betroffenen das angebliche eigene Versagen in der Erziehung als Grund für die sexuelle Orientierung ihres Kindes und lehnen diese deshalb ab, obwohl Erziehung mit sexueller Orientierung nicht zusammenhängt.

Fudder: In Ihrer Beratung helfen Sie Menschen, die sich outen möchten. Was sind Ihre Ziele?
Sandermann: Ziel ist, dass Betroffene ein freies Leben führen können. Wir stärken sie, damit sie kein Doppelleben führen müssen und bringen sie von dem Gedanken ab, anders als andere zu sein.
Der Pädagoge Robert Sandermann, 52, arbeitet seit 20 Jahren als Berater für die Rosa Hilfe und Aids-Hilfe Freiburg.

Ressort: Menschen (fudder) Menschen

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