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BZ-Aktion-Weihnachtswunsch-Erfinder Günter Klimsch: "Es gab viel zu tun"
Es fing klein und privat an: Im Jahr 1961 wollte Günter Klimsch mit seiner Frau zu Weihnachten Menschen beschenken. Ein Interview mit Ex-BZ-Geschäftsführer Günter Klimsch, dem Erfinder der Aktion Weihnachtswunsch.
Sa, 26. Nov 2011, 0:00 Uhr
Freiburg
Thema: Aktion Weihnachtswunsch 2024
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Die Aktion wurde immer größer. Schnell wurde klar, dass mehr gefragt war. So startete der damals 32 Jahre alte BZ-Lokalredakteur, der später BZ-Geschäftsführer wurde, ein Vorhaben, das längst zu einer festen Institution geworden ist: Jahr für Jahr unterstützt die "Aktion Weihnachtswunsch" benachteiligte Menschen. Anja Bochtler sprach mit dem Erfinder des Erfolgsprojekts.
Klimsch: Meine Frau und ich sind zur Schwesternstation in Herdern gegangen und fragten, ob wir helfen können. Wir haben nicht damit gerechnet, dass im wohlhabenden Herdern viel Hilfe nötig wäre. Doch es gab viel zu tun. Nur drei Beispiele: Einer alten Frau mit Hund und Kanarienvogel war die Wohnung gekündigt werden, weil sie keine neue fand, sollte sie den Hund einschläfern lassen. Ein nierenkranker Mann lebte in einem Keller. Und eine berufstätige Frau hatte keine Zeit für ihre Mutter, die verwirrt war und immer weglaufen wollte.
BZ: Sie haben Lösungen gefunden?
Klimsch: Ja, allerdings nur, weil ich gemerkt habe, dass ich da alleine nicht weiter kam. Darum habe ich als Redakteur die Situationen der Menschen in der Zeitung geschildert. Wir wurden dann fast überschüttet mit Hilfsangeboten. Es fanden sich Wohnungen, und um die verwirrte Frau hat sich eine Pfadfindergruppe gekümmert.
BZ: Und dann ging’s immer weiter?
Klimsch: Ja, wir bekamen so viel Kleidung und andere Sachspenden, dass der Keller im Verlagshaus überquoll. Deshalb haben wir auf finanzielle Spenden umgestellt, mit denen sich die Menschen gezielt kaufen konnten, was sie brauchten.
BZ: Die ersten Jahre haben Sie das alles nebenher gemacht, neben der Arbeit als Redakteur?
Klimsch: Ja, zusammen mit der Redaktionssekretärin. Wir waren an Weihnachten immer fix und fertig von der vielen Arbeit. Es ging uns sehr nahe, weil man bei der "Aktion Weihnachtswunsch" mit sehr schlimmen Schicksalen konfrontiert wird, weil man sieht, wie hart das Leben mit manchen Menschen umgeht. Für uns war es schön, dass wir mit den Lesern als Menschen in Kontakt kamen, nicht nur auf dem Papier beim Schreiben. Das schafft eine ganz andere Bindung zwischen Zeitung und Lesern.
BZ: Heute nimmt die Armut zu, immer mehr Menschen verdienen nicht genug zum Leben oder sind arbeitslos. Das war vor 50 Jahren doch anders, woher kam da die Not?
Klimsch: Es ging nicht nur um materielle Unterstützung, sondern auch um Zuwendung. Zum Beispiel bei einer Frau, die schon lange krank im Bett lag und immer allein war, und zu der dann jemand einmal in der Woche zum Vorlesen kam. Unser Ziel war, darauf aufmerksam zu machen, dass vielleicht jemand im Haus nebenan Hilfe braucht. Heute geht es vergleichsweise vielen auch materiell schlecht, vor allem allein erziehenden Müttern. Ich finde es erbärmlich, wenn monatelang darüber gestritten wird, ob die Hartz-IV-Sätze um ein paar Euro erhöht werden sollen.
BZ: Was wünschen Sie der "Aktion Weihnachtswunsch"?
Klimsch: Ich könnte sagen: Es soll den Menschen so gut gehen, dass sie die Hilfe nicht mehr nötig haben. Wenn ich realistischer bin, wünsche ich der Aktion, dass sie es schafft, neben der notwendigen materiellen Hilfe noch mehr auf die Vermittlung von Zuwendung und Kontakten zu setzen. Es wird immer mehr einsame Menschen geben, die das brauchen.
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