Blauer Wackelpudding

Staunen, grübeln, träumen: "Cyberhelvetia" auf der Expo.02 sieht aus wie das Meer und duftet nach Zitrone.  

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Habt ihr euch früher auch gerne mit dem Einkaufswagen durch den Supermarkt schieben lassen? Einfach sitzen und staunen, was es so alles zu sehen gibt. Und ärgert es euch, dass ihr da mittlerweile nicht mehr reinpasst? Dann seid ihr auf der Ausstellung Expo.02, die in der Schweizer Stadt Biel gezeigt wird, ganz richtig. Dort gibt es mehrere Ausstellungsräume, so genannte Pavillons und in jedem könnt ihr etwas entdecken, ausprobieren und anschauen. Und staunen. Zum Beispiel über Einkaufswagen, die so riesig sind, dass selbst Mama und Papa noch auf die Kindersitze passen. Mit denen fährt man wie mit einer Eisenbahn durch den Pavillon "Strangers in Paradise".

Besonders spannend auf der Expo.02 ist "Cyberhelvetia": eine Begegnung zwischen echter Welt und der Welt der Computer, des Internet und des Austausches über Email und SMS. Und da man elektronische Post, während sie verschickt wird, nicht sehen kann, hat man Symbole dafür gewählt. Die Welt der Netzwerke wird durch einen riesigen Glaskasten dargestellt: das Schwimmbad. Dieser Glaskasten sieht aus, als wäre er mit blauem, durchsichtigen Wackelpudding gefüllt. Auf dem Schwimmbad-Kasten liegen weiße Luftmatratzen. Da könnt ihr euch wie Badegäste drauflegen und in einer "Brille" einen 3D-Film anschauen. In dem Film sieht alles so echt aus, dass die Badegäste auf den Matratzen mit den Händen nach Gegenständen aus dem Film greifen. Aber die gibt's ja nicht wirklich, deshalb sieht das recht lustig aus, wenn die Leute mit den Händen so seltsam in der Luft rumtasten. Mit so einer besonderen Brille ist man eben in einer virtuellen Welt.

Am Rand des Schwimmbeckens stehen bequeme Sessel. Von dort aus kann man den Besuchern auf der anderen Seite des Pools eine Nachricht schicken, eine SMS oder eine Email. Aber eben nicht wirklich: Durch den blauen Wackelpudding hindurch muss man versuchen, eine leuchtende Luftblase zu lenken. Und weil das gar nicht so einfach ist, ist es ganz still in der Halle, weil sich alle so anstrengen. Und jeder hofft, endlich mit einer leuch- tenden Luftballon-Nachricht Kontakt aufzunehmen. Das Gemeine: Keiner sagt einem, wie es funktioniert und so muss man experimentieren.

Wer sich gar nicht erst anstrengen will, kann sich gleich in eines der Wasserbetten im Pavillon legen und sich und seine Gedanken treiben lassen. Die Betten sind so groß, dass man auch zu zweit drauf passt - und wenn sich einer bewegt, wird der andere durchs Wasser mitgeschaukelt, dass es nur so gluckert und gluckst. Und im Wegdämmern werdet ihr vielleicht merken, dass die Luft angenehm nach Zitrone duftet. Die Farbe Blau, der Zitronengeruch, die Geräusche, das Spiel mit den Luftblasen am Pool, das Flüstern und Wispern rundherum lassen alles wie einen Traum erscheinen. Man wird selbst langsamer in der Bewegung und stiller. Träumt in Zeitlupe. Schön ist das.

Wer sich lieber richtig gruseln möchte, der besucht das "Empire of Silence", das Reich der Stille, gegen das man "kämpfen" soll. Denn Stille ist nicht nur schön. Sie kann auch bedrückend sein, etwa wenn man krank ist und plötzlich nicht mehr sprechen, sich nicht mehr mitteilen kann. Die Ausstellungsmacher haben sich das als starre weiße Masken in der Dunkelheit vorgestellt. Zu Fuß geht man wie durch eine Gruselbahn durch die schwarzen Räume, immer wieder leuchten die Masken gespenstisch auf und bewegen sich. Über wacklige Hängebrücken tastet man sich voran - und ist am Ende froh, wieder draußen zu sein, in seiner eigenen Welt. Dann doch lieber noch kurz in den Glückspavillon, wo man mit Schmackes einen Porzellanteller gegen die Wand knallen kann: "Scherben bringen Glück."

Ingrid Becker

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