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Trotz Corona-Krise sichere Ausbildungsplätze
Künftigen Schulabgänger viele offene Fragen. Im Interview mit BZ-Mitarbeiterin Anita Fertl steht Johannes Ullrich von der Handwerkskammer Freiburg Rede und Antwort.
Fr, 9. Okt 2020, 9:16 Uhr
Beruf & Karriere
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BZ: Im aktuellen Ausbildungsjahr kamen aufgrund der Pandemie weniger Ausbildungsverträge zustande. Haben die Betriebe weniger eingestellt oder gab es weniger Ausbildungswillige?
Ullrich: In den ersten Monaten der Krise zeichnete sich ein drastischer Einbruch der Auszubildendenzahlen ab. Letztlich mussten wir im Kammerbezirk Freiburg zum 31. August mit 2150 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen nur einen Rückgang von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen. Die Ursachen für das Minus liegen auf der Hand. Die Unsicherheiten in den vergangenen Wochen und Monaten waren sowohl bei den Jugendlichen und deren Eltern als auch bei den Betrieben und Institutionen groß.
BZ: Wie ist die Lage auf dem Ausbildungsmarkt, müssen sich auch die künftigen Schulabgänger Sorgen machen?
Ullrich: Bereits seit den ersten Lockerungen fahren auch die Gewerke, die besonders von der Krise betroffen waren, wieder hoch. Auch die überbetriebliche Ausbildung in der Gewerbe-Akademie der Handwerkskammer kann seit einiger Zeit wieder stattfinden, allerdings bislang noch mit einigen Auflagen. Wir sind davon überzeugt, mit der weiteren Normalisierung der Lage werden auch die Ausbildungszahlen wieder auf das ursprüngliche hohe Niveau zurückkehren. Schulabgänger müssen sich also auch in Zukunft keine Sorgen machen, wenn sie sich für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden.
BZ: Kann das Handwerk auch weiterhin sichere Arbeitsplätze bieten?
Ullrich: Nach wie vor bietet das Handwerk mit seinen mehr als 130 Ausbildungsberufen nicht nur einen sicheren und für jeden passenden Ausbildungsplatz, sondern nach der abgeschlossenen Ausbildung auch einen sicheren Arbeitsplatz mit hervorragenden Karrierechancen. Eine duale handwerkliche Ausbildung kann also Sprungbrett für eine spannende Karriere sein – ob als Fachkraft, Führungskraft oder selbstständiger Handwerker.
BZ: Welche Auswirkung haben staatliche Förderungen wie die Ausbildungsprämie auf die Betriebe?
Ullrich: Derzeit liegen uns noch keine Daten zur Nutzung der Ausbildungsprämie vor, zumal die Beantragung und Auszahlung der Prämie über die örtlichen Arbeitsagenturen erfolgt. Das Handwerk hatte sich im Vorfeld aber dafür stark gemacht, dass eine derartige Unterstützung der Betriebe so zielgenau und bürokratiearm wie möglich erfolgen muss. Klar ist, dass das Antragsverfahren der Ausbildungsprämie zusätzlichen bürokratischen Aufwand erfordert, der in diesen Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen nicht von jedem Betrieb in gleichem Maße und uneingeschränkt zu leisten ist. Hier hätten wir uns eine schlankere und auch stärker digital gestützte Umsetzung gewünscht. Ob das Bundesprogramm genügend Kraft entfaltet, um den Ausbildungsmarkt auch nachhaltig zu stützen, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Im Bedarfsfall muss zügig politisch nachgesteuert werden.
BZ: Was raten Sie den Jugendlichen?
Ullrich: Ich als Handwerker kann jungen Menschen aus tiefer Überzeugung raten, sich für eine Ausbildung im Handwerk zu entscheiden. Für viele in unserem Wirtschaftszweig ist ihr Handwerk nicht nur Beruf, sondern Berufung. Diese Handwerker üben ihren Beruf mit Leidenschaft aus und bleiben ihm ein Leben lang treu. Gerade jetzt in der Pandemie hat es sich wieder einmal deutlich gezeigt: Auf das Handwerk ist Verlass. Handwerker sind nicht nur jederzeit – oft rund um die Uhr – für ihre Kunden da, sondern nehmen auch die Verantwortung für ihre Mitarbeiter und Auszubildenden sehr ernst und schätzen einen langjährigen, treuen Mitarbeiterstamm.
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