Bepi-Colombo reist sieben Jahre lang
Die Sonde startet an diesem Samstag in Richtung Merkur.
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DARMSTADT/KOUROU (dpa). Die Europäische Weltraumorganisation ESA will die Geheimnisse des sonnennächsten Planeten Merkur lüften. Die Sonde Bepi-Colombo soll Samstagfrüh vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana zum kleinsten und unbekanntesten Planeten unseres Sonnensystems starten. "Das ist Christoph Kolumbus im 21. Jahrhundert", sagt die Leiterin des Flugkontrollteams der Sonde, Elsa Montagnon. "Der Merkur ist ein sehr geheimnisvoller Planet." Das Vorhaben stellt nach Auskunft der ESA die anspruchsvollste interplanetare Mission in ihrer Geschichte dar.
Namensgeber der Mission ist der italienische Mathematiker Bepi Colombo (1920-1984), der schon früh Grundlagen für eine Flugbahn zum Merkur berechnet hatte. Die Vorbereitungen der rund 1,3 Milliarden Euro teuren Reise haben fast 20 Jahre gebraucht. Grund sind auch die unwirtlichen Bedingungen in der Nähe des Merkurs. Um das Überleben der Sonde in dieser nach den Worten der ESA "höllischen Umgebung" zu ermöglichen, musste eine Reihe neuer Technologien entwickelt werden.
Die Reise ist zudem extrem kompliziert. "Wir brauchen mehr Energie, als um zum Pluto zu fliegen", beschreibt der Flugdirektor für Bepi-Colombo, Andrea Accomazzo, eine der größten Herausforderungen. Die 6,40 Meter hohe und 4,1 Tonnen schwere Raumsonde nähert sich ihrem Ziel in großen elliptischen Bahnen. Wenn die Merkur-Zielumlaufbahn voraussichtlich im Dezember 2025 erreicht sein wird, trennen sich zwei selbstständige Wissenschaftssatelliten von ihrem Raumtaxi und erforschen den Planeten aus unterschiedlichen Umlaufbahnen: Der ESA-Satellit MPO (Mercury Planetary Orbiter), auch Bepi genannt, nimmt die Oberfläche des weitgehend unbekannten Planeten unter die Lupe. Der japanische Satellit MMO (Mercury Magnetospheric Orbiter) – oder "Mio" – nimmt das Magnetfeld ins Visier.
"Wir wollen verstehen, wie unser Sonnensystem entstanden und geformt ist", beschreibt Benkhoff das übergeordnete Ziel. Dafür habe der Merkur, der so nah an der Sonne ist, eine besondere Bedeutung. "Wahrscheinlich hat er, wie die Erde, einen flüssigen Kern, der sein Magnetfeld erzeugt, aber die Wissenschaft weiß nicht, warum", sagt Flugkontrollteam-Leiterin Montagnon. Vorbeiflüge von US-Sonden in den 1970er- und den 2010er-Jahren hätten zwar viele Daten gebracht, trotzdem sei noch vieles unklar. "Sie haben Sachen entdeckt, die niemand erklären kann." Dazu gehören nach den Worten Benkhoffs auch Aushöhlungen an der Oberfläche, die darauf hinweisen, dass Gas entwichen sein könnte. Es gebe auch Hinweise auf gefrorenes Wasser in Kratern, wo die Sonne nicht hinkommt.
An Bord des Satelliten MPO befinden sich elf Kameras und Instrumente. Ein Jahr ist für die Forschung mindestens vorgesehen, MPO könnte aber auch bis zu vier Jahre halten. Dann werde der Orbiter voraussichtlich verglühen. Der japanische Orbiter MMO soll nach etwa 3,5 Jahren auf dem Merkur zerschellen.