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Beim Ärgern spielt das Alter keine Rolle

"Mensch ärgere dich nicht" zählt zu den erfolgreichsten Gesellschaftsspielen. Am heutigen Dienstag feiert es seinen 110. Geburtstag – und bleibt trotzdem beliebt.  

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„Mensch ärgere dich nicht“ ist ein Brettspiel, das Tradition hat.  | Foto: Michael Bamberger
„Mensch ärgere dich nicht“ ist ein Brettspiel, das Tradition hat. Foto: Michael Bamberger
100 Millionen Exemplare wurden nach Angaben von Schmidt Spiele mit Sitz in Berlin bisher verkauft. Dass das Spiel so ein Erfolg werde, damit habe Erfinder Josef Friedrich Schmidt wohl nicht gerechnet, als er damals das Spiel in seiner Wohnküche in München entwickelt habe, teilte Verlagsgeschäftsführer Axel Kaldenhoven mit. Der Durchbruch kam 1914 mit dem Ersten Weltkrieg: Schmidt schickte 3000 Exemplare an Lazarette, wo verwundete Soldaten das Spiel lieben lernten und später mit nach Hause nahmen.

Mit Einfachheit zum Erfolg

Generationen von Kindern sind mit "Mensch ärgere dich nicht" aufgewachsen. Auch heute sei es nach wie vor eines der großen Familienspiele, meint Stefanie Kuschill vom Deutschen Spielearchiv in Nürnberg. "Vermutlich gibt es kaum einen Spiele-Haushalt ohne zumindest eine ’Mensch ärgere dich nicht’-Variante." Gerade die Einfachheit bei "Mensch ärgere dich nicht" macht aus Sicht von Kuschill dessen Reiz aus: "Es kann sich recht mühelos generationsübergreifend geärgert werden."

Das sieht der Medienwissenschaftler Christian Gürtler von der Universität in Erlangen genauso. Studien zeigten, dass zu komplexe Regeln die Motivation hemmen könnten, ein Spiel zu beginnen, erläutert er. Bei "Mensch ärgere dich nicht" seien die Regeln relativ einfach, so dass kleine Kinder diese schon begreifen könnten. "Es ist ein gutes Einstiegsspiel, um zu lernen, Regeln einzuhalten, zu zählen und Emotionen zu regulieren."

"Jeder kennt es"

Das ist vielleicht auch der Grund dafür, dass kaum jemand nach den Originalregeln spielt. "Die wohl häufigste Abweichung findet sich direkt beim Start des Spiels", erläutert eine Sprecherin von Schmidt Spiele. Die meisten Menschen spielten es so, dass man am Anfang eine Sechs würfeln müsse, um die erste Figur auf das Startfeld zu ziehen. Nach den Originalregeln stehe diese aber bereits zu Beginn dort.

Bei "Mensch ärgere dich nicht" müsse man nicht lange überlegen, meint Udo Schmitz, ein auf Spiele spezialisierter Pädagoge aus dem sächsischen Dohna. "Es ist ein Spiel, das jeder kennt. Es ist schnell rausgeholt und schnell gespielt." Etwa 20 Minuten dauere eine Partie. Das Schönste aus seiner Sicht sei aber: "Es spricht jedes Alter an."

Geburtsstadt hält den Weltrekord

Das hatte Erfinder Josef Friedrich Schmidt vermutlich auch im Sinn. "Er hatte drei Söhne, die sehr lebendig waren, und für die hat er einen Zeitvertreib gesucht", sagt Stefanie Riß, Leiterin des Stadtmuseums im oberpfälzischen Amberg, der Geburtsstadt von Schmidt. Also zeichnete er ein Spielfeld auf eine alte Hutschachtel, als Vorlage dienten ihm dabei andere Laufspiele wie "Pachisi" oder "Ludo". Er veränderte allerdings die Regeln – und brachte den "Ärger"-Faktor hinein, wie Riß es nennt.

Amberg hält auch den Weltrekord im "Mensch ärgere dich nicht"-Spielen. Im Juli 2023 kamen dort laut dem Rekord-Institut Deutschland rund 2100 Menschen zusammen, um miteinander zu spielen. Mittlerweile gibt es in Städten wie Berlin sogar Weltmeisterschaften für das Brettspiel.

Glück oder Können?

Bei "Mensch ärgere dich nicht" kommt es vor allem aufs Würfelglück an. Das sagt selbst der amtierende Weltmeister und Berliner Landesmeister Phillipp Rathunde. Für die Meisterschaften habe er nicht extra geübt, sagt der 35-Jährige.

"’Mensch ärgere dich nicht’ ist zu 70 Prozent Glücksspiel, zu 30 Prozent Taktik", sagt Udo Schmitz. Eine Taktik sei zum Beispiel, die Spielfiguren der Mitspielenden immer sieben Schritte hinter sich zu lassen, damit man nicht rausgeworfen werden könne. Eine andere sei im Windschatten laufen, sagt Weltmeister Rathunde, "und schauen, dass die anderen die Arbeit für einen machen." Sprich sich gegenseitig rauswerfen.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 30. Januar 2024: PDF-Version herunterladen

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