Bei der Documenta fehlten Struktur und Verantwortung
Ein Experten-Gremium hat die Antisemitismus-Vorwürfe um die Documenta 15 in Kassel aufgearbeitet. Es beklagt mangelnde Kontrolle und nimmt den Bund in die Pflicht.
dpa
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Bereits vor der Documenta waren erste Stimmen laut geworden, die Ruangrupa und einigen eingeladenen Künstlern eine Nähe zur anti-israelischen Boykottbewegung BDS vorwarfen. Kurz nach Eröffnung der Schau im Juni wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgehängt. Später lösten weitere Werke scharfe Kritik und Forderungen nach einem Abbruch der Schau aus, die neben der Biennale Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst gilt.
Die documenta gGmbH habe auf die Antisemitismusvorfälle nicht adäquat reagiert. Der Pflicht öffentlicher Kunstinstitutionen, sich mit antisemitischen Vorfällen auseinanderzusetzen, "steht die Kunstfreiheit nicht entgegen", bilanziert das Gremium.
Es empfiehlt unter anderem, dass der Bund seine Sitze im Aufsichtsrat der documenta wieder wahrnimmt. Die Bundeskulturstiftung hatte sich 2018 zurückgezogen, fördert die Schau aber weiterhin mit 3,5 Millionen Euro. Der Expertenrat fordert weiter eine Professionalisierung des Aufsichtsrats und eine Stärkung der Geschäftsführung gegenüber der künstlerischen Leitung. Nötig sei außerdem eine gesellschaftliche Debatte über Antisemitismus und Kunst, betonte das Gremium.
Der Aufsichtsrat um Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), und seine Stellvertreterin, Hessens Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) will die Empfehlungen als Grundlage in die geplante Organisationsuntersuchung einfließen lassen und mit dem Bund dazu im Gespräch bleiben.