Zählaktion zeigt: Es gibt immer weniger Meisen
Die Zählaktion "Stunde der Gartenvögel" ergab bei etlichen Arten einen rückläufigen Trend / Offenbar hat das mehrere Ursachen.
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FREIBURG. Inzwischen liegen die wichtigsten Zahlen zur "Stunde der Gartenvögel" vor, die vom 12. bis 14. Mai stattfand. Im Stadtkreis haben sich demnach rund 300 Naturfreunde an dieser beliebten Mitmach-Aktion des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) beteiligt, fast dreimal so viele wie 2016. Zusammen zählten sie – so das Ergebnis der vorläufigen Auswertung – 2839 Vögel aus 64 Arten. Für viele ist die Tendenz rückläufig, plausible Erklärungen lassen sich nicht immer finden.
Erkennen lassen sich jedoch Tendenzen – insbesondere, wenn man die Ergebnisse der letzten fünf Jahre zusammen betrachtet. Und die weisen für etliche Arten einen rückläufigen Trend auf, was durchaus ein Alarmsignal ist: in Freiburg sogar für den Haussperling, von dem pro Garten im Schnitt 4,82 Exemplare gezählt wurden – deutlich weniger als 2016 (7,45) und in den Jahren zuvor. Gleichwohl ist er nach wie vor der mit Abstand häufigste Vogel in der Stadt (603 gezählte Exemplare) und führt die Rangliste souverän vor der Amsel (322) an.
Richtig schlimm hat es hingegen die Meisen erwischt: Sowohl bei der Kohl-, als auch bei der Blaumeise (Plätze 4 und 6) beträgt der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr rund ein Drittel, landesweit ist er indes nicht ganz so stark. "Infolge von Nässe und Kälte im Frühjahr hatten beide Arten 2016 ein schlechtes Brutergebnis, was sich jetzt in den Zahlen niederschlägt", erläutert Felix Bergmann vom Nabu-Bezirksverband Südbaden.
Zugleich vermutet der Biologe, dass bereits ein zweiter Grund eine Rolle spielen und dieses Phänomen überlagern könnte – nämlich der schon seit geraumer Zeit erkennbare und viel diskutierte Rückgang an Insekten. "Bei zahlreichen Vögeln führt das zu einer Verknappung der Nahrung, gerade auch bei der Jungenaufzucht", erklärt der Biologe.
Der Insektenrückgang würde auch erklären, warum bei sehr vielen insektenfressenden Gartenvögeln der Trend seit Jahren negativ ist, so auch beim Rotkehlchen (aktuell Rang 18, Rückgang um 22 Prozent gegenüber der Zählung 2016).
Eher rätselhaft ist indes ein Einbruch bei vielen Körner fressenden Finkenarten, der dieses Jahr landesweit beobachtet wurde: Beim Grünfink beträgt er in Freiburg satte 53 Prozent (Platz 17, Vorjahr 10), beim Buchfink 27 Prozent (Platz 10, Vorjahr 9). "Wir wissen letztlich nicht, woran das liegt", sagt Felix Bergmann. Beim Grünfink könne jedoch ein einzelliges Geißeltierchen eine Rolle spielen, das den Verdauungstrakt befällt und dieser Art schon seit einiger Zeit zu schaffen macht.
Deutlich zugelegt – und zwar um 25 Prozent – hat hingegen die Mehlschwalbe (Platz 7, Vorjahr 8), allerdings wohl nur auf den ersten Blick: "Das gute Abschneiden der Schwalben ist wohl vor allem dem schlechten Wetter am Aktionswochenende geschuldet und spiegelt daher keine tatsächliche Zunahme wider", meint Felix Bergmann.
Bei Regen würden diese Vögel nämlich tiefer fliegen und daher stärker auffallen als bei Sonnenschein. Vielmehr, so der Nabu-Geschäftsführer, deute die nach wie vor rückläufige Tendenz beim Hausrotschwanz (63 Exemplare, Platz 11) darauf hin, dass die Gebäudebrüter nach wie vor Probleme hätten.
Ein Blick auf das Ergebnis der Saatkrähe (50 Exemplare, Platz 13) zeigt übrigens, dass dieser wegen seiner Kolonien in die Diskussion geratene Rabenvogel gegenüber dem Vorjahr keine wesentlichen Bestandsveränderungen erkennen lässt: Im Schnitt wurden 0,4 Saatkrähen pro Garten gezählt, etwas weniger als im Jahr zuvor.
Freiburgs "Top Ten" der Gartenvögel
Bei der "Stunde der Gartenvögel" am Wochenende vom 12. bis 14. Mai 2017 belegten im Stadtkreis nach einer vorläufigen Auswertung folgende Arten die ersten zehn Plätze (in Klammer die Anzahl der beobachteten Exemplare, Stand 28. Mai):1. Haussperling (603),
2. Amsel (322),
3. Mauersegler (228),
4. Kohlmeise (209),
5. Rabenkrähe (189),
6. Blaumeise (141),
7. Mehlschwalbe (136),
8. Star (116),
9. Elster (80),
10. Buchfink (72).
Dazu kommen noch 54 weitere Arten mit zusammen 743 Exemplaren.
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