Südbadener in Rio (10)
Bartträger Simon Geschke und sein Kindheitstraum
Radprofi Simon Geschke aus Freiburg freut sich auf die Olympischen Spiele, obschon ihn im Straßenrennen beim ersten großen Finale nach der Eröffnungszeremonie ein schwieriger Kurs erwartet.
Do, 28. Jul 2016, 17:51 Uhr
Olympische Spiele
Thema: Südbadener in Rio
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Ob sich das bei den Sonntagsblättern des 7. August wiederholt? "Eine Medaillenchance rechne ich mir im Straßenrennen in Rio nicht gerade aus", sagt Geschke, der am Samstag, 6. August (14.30 Uhr/MESZ), im ersten großen Finale nach der Eröffnungszeremonie gleichwohl in Topform sein möchte.
Olympia! Der Begriff zaubert ein Lächeln ins Gesicht des 30-Jährigen. Schon als Kind, sagt Geschke, habe er davon geträumt, beim größten Fest des Sports einmal dabei sein zu können. Fasziniert von den Fernsehbildern und noch viel mehr von den Erzählungen des Vaters, wuchs in ihm die Sehnsucht, möglicherweise sogar eine Familientradition fortführen zu können. Hans-Jürgen, genannt "Tutti", Geschke hatte schließlich bereits zwei Medaillen nach Hause mitgebracht: Silber im Tandem bei den Olympischen Spielen 1972 in München sowie Bronze im Sprint vier Jahre später in Montreal. Dazu schnappte sich der Vater auch drei Mal das Regenbogentrikot des Weltmeisters im Tandemfahren und im Sprint. Dafür wurde der Wandlitzer in der ehemaligen DDR gefeiert. Unter anderem erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und Silber.
Doch das ist lange her – und die Welt des Radsports ist längst eine andere geworden. Aber immerhin, jetzt hat es auch der Junior zu Olympia geschafft. Den Kurs in Rio kennt er nicht, doch nach allem, was er gehört und gelesen hat, soll es die Schleife in sich haben. Ein permanentes, schweißtreibendes Auf und Ab mit Start und Ziel an der Copacabana haben sich die Veranstalter ausgedacht, 241,5 Kilometer lang. Das sind vier Kilometer mehr als der längste Tagesabschnitt der diesjährigen Tour de France hatte. Doch die Strecke zwischen Saumur und Limoges war im Vergleich eben wie ein Brett. In Rio gilt es, viele Höhenmeter zu bewältigen. Angst davor hat Geschke nicht, aber gehörigen Respekt; "das ist ein Hammer".
Und das, obschon der Wahl-Freiburger "ganz gerne bergauf" fährt. Er mag’s kurz und knackig, dazu in gleichmäßigem Tempo. Das andauernde "Zupfen" einiger Berufskollegen, die plötzliche Tempoverschärfungen lieben, um dann wieder in einen gemächlicheren Gang zu schalten, ist seine Sache nicht so. Doch das Olympia-Rennen, befürchtet Geschke, dürfte just so werden – ein Ausscheidungsrennen auf Biegen und Brechen, mit den üblichen Protagonisten vorne weg.
Für Sprinter sei der Kurs viel zu schwer, glaubt Geschke, obschon die finalen 12,2 Kilometer ins Ziel topfeben sind. Doch zuvor muss das Feld drei Mal den Vista Chinesa bewältigen, ein steiler Zacken im Hinterland, der für das Gros als Schlappmacher dienen dürfte. Auf einen Favoriten möchte sich Geschke denn auch gar nicht festlegen.
Ob er lange in Brasilien bleiben wird? Das hänge ganz von seinem Rennplan danach ab, sagt er. Den müsse er mit seinem Team aber erst noch festlegen. Der Wunsch, sich auch mal die Wettkämpfe anderer Sportlerinnen und Sportler anzuschauen, Schwimmer, Leichtathleten und Basketballer im Einsatz zu sehen, ist da. Doch frei über seine Zeit verfügen, kann er als Profi nicht. So wird er wohl auch nicht an der Eröffnungsfeier teilnehmen können. Die steigt nur wenige Stunden vor dem Straßenrennen. Da hat er anderes zu tun als Fahnen zu schwenken: "schlafen und Kräfte sammeln".