Stadterkundung

Eine App für Freiburgs Osten - gemacht von Kindergartenkindern

Kindergartenkinder entwickelten mit PH und Musikhochschule eine App, um Freiburgs Osten neu und anders zu erkunden.  

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Janko (links) und Leo überprüfen die App an der Dreisam und ergänzen per Mikrofon. Foto: Ingo Schneider

WALDSEE. Ein bisschen spannend ist das Ganze jetzt schon: Am 25. Juni werden acht Hör-Erlebnis-Wege im Freiburger Osten als App öffentlich vorgestellt. Nun überprüfen kleine Trupps von Kindern die fast fertigen Anwendungen für Smartphones, mit denen künftig alle den Freiburger Osten auf ganz ungewöhnliche Art erkunden können. Seit zwei Jahren bestreiten drei Einrichtungen gemeinsam das große Bildungsprojekt "Freiburg Ost im Ohr": Musikhochschule, Pädagogische Hochschule (PH) und die Kindertagesstätte "Haus für Kinder am Hirzberg".

Von dort oben am Hirzberg-Hang geht’s runter in Richtung Dreisam. "Wir geh’n zum Max-Müller-Steg", erklärt der fünfjährige Leo mit gewichtiger Miene. Fast täglich kommen Kita-Kinder und Kita-Mitarbeiter über diesen Steg. Dass er einen Namen hat, wissen alle erst, seit sie vor zwei Jahren begannen, ihren Stadtteil sorgfältig zu erkunden, erzählt Uta Schnetter. Die Erzieherin berichtet von den Erkundungen mit Stadtplan und mit Aufnahmegerät jener Orte, die bislang oft unbeachtet entlang häufiger Wege lagen.

Unterwegs beim "Prüfgang" horchen die Kinder auch ohne Anleitung immer wieder hin und machen sich gegenseitig auf Geräusche aufmerksam: auf das Schmatzen der Gummistiefel im Matsch, auf das leise, kollektive Geblöke der Schafe hinten auf der Wiese, darauf, wie der Wind durch die Bäume streicht. Im Vorbeirennen klingelt Helene an der krächzigen Klingel eines Fahrrads, das einsam an einem Gartenzaun lehnt. Und schließlich bleiben alle acht an einer schlammigen Pfütze stehen. "Reinspringen klingt anders als was reinwerfen", stellt Luisa fest.

"Die Kinder haben in diesen zwei Jahren ganz deutlich das Hören geschult", sagt Kindheitspädagogin Eva Baumann. Auf dem Max-Müller-Steg kommt ihr Tablet zum Einsatz: Janko lauscht konzentriert, was die App für den Weg "Dreisam-Impressionen" hergibt. Klar, das Rauschen rauscht auch auf der Tonspur der App. Janko nimmt dazu noch die Anmoderation auf. "Wir sind jetzt hier an der Dreisam", spricht er mit sehr erwachsener Nachrichtensprecherstimme.

In der App kommt noch was: Enten quaken. Heute aber, stellt Leo enttäuscht fest, sind gar keine Enten da. Stimmt also die App nicht? "Doch", tröstet Antonia, "dahinten haben sich die Enten versteckt!" Die Mädchen machen vor, was auch auf der App zu hören ist: Die schweren "Liebesschlösser" an den Brückengitterstäben hochziehen und sie mit lautem Geschepper wieder runtersausen lassen. Nicht alles ist Geräusch, was es im Freiburger Osten auf die Ohren gibt. An manchen Haltepunkten wird auch einfach etwas erklärt.

Mal von Kindern, mal von den jungen Experten der Musikhochschule und der PH. Die erklären dann, was es mit den Schrebergärten auf sich hat, wer sie erfunden hat, was dort wächst. Zum Beispiel. Oder ein Zeitzeuge erzählt zur Stadthalle, wie einst Zirkus Krone seine Elefanten am Wiehrebahnhof auslud und am Sternwald entlang zum Messplatz führte. Kinder wiederum interviewen Flüchtlinge, die heute in der Stadthalle wohnen.

Die acht Wege, auf denen die Kinder ihren Stadtteil hörbar machen, haben je andere Themen und Zugänge. Eva Baumann, zuständig im Kindergarten für den Bereich Bewegung, hat den Weg "Kinderspiele" mit den Kindern zusammengestellt. Da gibt’s die sehr vergnügliche Tonspur von Draußenspielen, rollern, hüpfen, klettern, rutschen. Und Spiele: fangen, verstecken – und den Tipp, all das auch selber zu tun. "Wer unsere App nutzt", sagt Uta Schnetter, "sieht praktisch zuerst mal mit den Ohren." Zum Beispiel im "Zentrum Oberwiehre" (ZO) die Rolltreppe. Das rollende Rattern ertönt als erstes, dann der rhythmisierte, rappige Sprechgesang vom kleinen Leo: "Rolltreppe, roll Treppe, Rolltreppe!" Beim Weitertollen auf dem "Bänkleweg" animieren sich die Kinder zu weiteren Scat-Gesängen, kleinen rhythmischen im winzigen Chor gerufenen Beschreibungen und Kommentaren.

Jetzt kommt noch der akustische Feinschliff

"Eigentlich sollten wir das für den Waldsee-Krimi aufnehmen", findet Uta Schnetter. Noch lassen sich kleine Extras in die App einfügen. Denn die Entstehungsgeschichte dieses nützlichen Gesamtkunstwerks war genau diese: Nicht auf ein festes Ziel hinarbeiten, sondern Stadtteil und Sounds erschließen und in überschaubaren Portionen Eindrücke sammeln. Die Könner von PH und Musikhochschule fügten alles zusammen und geben dem Ganzen den letzten Schliff.

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