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"Bahtalo o Bayrami!"

  • Sa, 13. November 2004
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"Ein frohes Zuckerfest!" wünschen sich die Muslime, wenn sie das Ende des Fastenmonats Ramadan feiern.

Morgen ist Weihnachten. Für die muslimischen Kinder. Die Religion der Muslime ist der Islam. Sie glauben an den Gott Allah und den Propheten Mohammed. Auch in Freiburg leben muslimische Familien. Muhamet wohnt mit seiner Frau und sieben Kindern in einem Asylbewerberheim und feiert morgen das Seker Bayram - das Zuckerfest.

"Das Zuckerfest ist bei uns der Abschluss des Fastenmonats Ramadan", erklärt Muhamet. Das Einhalten des Ramadan ist eines der fünf wichtigsten Gesetze für die Muslime. Einen Monat lang sollen sie von morgens bis abends fasten, also nichts essen und trinken. So steht es in ihrer Heiligen Schrift, dem Koran. Jeden Abend nach Sonnenuntergang trifft sich die Familie zum gemeinsamen Essen. Muhamet erzählt, wie so ein Abend abläuft: "Zuerst trinken wir Wasser und essen Sachen, die nicht gekocht worden sind. Typisch sind Oliven und Feigen. Danach gibt es richtiges Essen. Aber die Speisen sind alle sehr leicht, man darf sich nicht vollessen. Es wird gemeinsam gebetet und im Koran gelesen. Die Kinder lernen Gebete, Freunde und Bekannte kommen vorbei." Die Muslime glauben, dass ihr Gott Allah zufrieden ist, wenn sie alle Ramadan-Regeln genau befolgen.

Das Ende des Fastenmonats wird morgen mit dem Zuckerfest gefeiert. Die Kinder freuen sich besonders auf das Seker Bayram. Sie brauchen zwar nicht zu fasten, wenn sie jünger als 12 Jahre sind. Aber gewisse Regeln während des Ramadans gelten auch für die Kleinen: Besonders nett zu den Mitmenschen sein, nicht streiten und viel beten. Wenn sie das einhalten, werden sie an Seker Bayram mit Geschenken belohnt. Ursprünglich waren es nur kleine Überraschungen und Süßigkeiten. Deshalb heißt es auch Zuckerfest. Mittlerweile aber sind die Geschenke größer geworden. Spielzeug, Kleider, Schulsachen und Geld - alles, was bei den Christen zu Weihnachten unter dem Tannenbaum liegt, bekommen die muslimischen Kinder zum Seker Bayram. Es gibt keinen Weihnachtsmann, der die Geschenke bringt. Am Morgen des Seker Bayram wird um fünf Uhr aufgestanden. Das erste, was die Kinder sehen, sind die hübsch eingepackten Geschenke, die vor dem Bett liegen. Sie wissen, dass ihre Eltern sie dort hingelegt haben. "Eigentlich sollen die Geschenke ja Überraschungen sein. Aber viele Kinder sagen vorher, was sie sich wünschen. Und das wird auch oft erfüllt", schmunzelt Muhamet. Und was wünschen sich die Kinder? Makfiret überlegt keine Sekunde: Ein Handy soll es sein. Bayram hätte gern die Hosen, die bei seinen Mitschülern und Freunden gerade "in" sind. Und Hatidje hat sich ihre Barbie schon ausgesucht.

Im Koran steht, dass man das Seker Bayram sieben Tage lang feiern soll. Das ist heute nicht mehr möglich, denn viele Menschen müssen arbeiten und können nicht sieben Tage lang zu Hause bleiben. Deshalb wurde die Zeit auf drei Tage verkürzt. In diesen Tagen jedoch ist viel los. Muhamet erzählt: "Nach einem Monat Fasten gönnt man sich die leckersten Sachen. Freunde und Verwandte kommen zu Besuch, es wird gelacht, getanzt, aber auch gemeinsam gebetet."

Claudia Füßler

Ressort: Zisch

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