Zisch-Schreibwettbewerb Frühjahr 2014
Aussichtslos mit Erfolg
Von Svenja Eggert, Klasse 4a, Emil-Thoma Schule Freiburg
Fr, 4. Apr 2014, 13:38 Uhr
Schreibwettbewerb
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"Ach je", seufzte er, "Ich weiß nicht, wie ich das schreiben soll." Sehnsüchtig schaute er aus dem Fenster in seinen Garten. Wie gerne würde er sich jetzt in die Sonne setzen und den Schmetterlingen und all den anderen Tieren beim Spielen, Singen und Tanzen zusehen. Schlecht gelaunt stützte er seinen Kopf in die Hände und grübelte so, bis der Sonnenuntergang seinen goldenen Schein in sein Auge warf und er blinzeln musste. Spät am Abend ging er dann aber doch schlafen. Doch einschlafen konnte er nicht, immer wieder hallte die Stimme seines Chefs in seinem Kopf nach: "Wenn du weiterhin so schlechte Artikel schreibst, tut es mir leid, aber dann muss ich dich entlassen." Diesen Satz sagte sein Chef jetzt bestimmt einen Monat lang. Naja, vielleicht war das ein bisschen übertrieben, aber so kam es Herrn Degner vor. Er versuchte diesen Satz aus seinem Kopf zu bekommen, doch es gelang ihm nicht.
Aber irgendwann musste er doch eingeschlafen sein, das war ihm klar, als er seine Augen aufschlug. Erst musste er bei der Helligkeit blinzeln, doch dann gewöhnten sich seine Augen daran. Verschlafen schaute Herr Degner auf seinen Wecker. Es war schon Vormittag. Er musste diesen Artikel bis zum Mittag fertig geschrieben haben. Heute hatte er eigentlich frei, aber er hätte den Artikel ja auch gestern schreiben sollen. Er setzte sich auf und wischte sich den Schlaf aus seinen Augen. Dann schlug er die Decke zurück und stolperte schlaftrunken die Treppe hinunter. Herr Degner machte sich einen Kaffee und setzte sich damit an seinen Schreibtisch.
Plötzlich hatte er eine Idee. Sie war zwar ganz schön schlecht, aber wenigstens war es eine. Als er fertig war schickte er den Artikel an die BZ. Herr Degner machte sich eine Schale Cornflakes und schaute durchs Fenster in seinen Garten. Er machte sich Sorgen wegen des Artikels. Herr Degner wusste, wie schlecht sein Text war. Er setzte sich wieder an seinen Computer und wollte schauen, ob eine neue Email angekommen war. Ja, es war eine neue Email da, eine von seinem Chef. Er machte die Augen zu, atmete tief durch und begann zu lesen.
Sehr geehrter Herr Degner,
gerade ist ihre Email eingetroffen. Sie wissen selbst, dass sie in letzter Zeit nicht so gute Artikel schreiben. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass sie entlassen sind.
Mit freundlichen Grüßen
Herr Müller
Herr Degner traute seinen Augen nicht. Nein, das konnte doch nicht wahr sein! Er musste die Mail noch ein zweites und drittes Mal lesen um sich sicher zu sein, dass er sich nicht verlesen hatte. "Oh nein, " flüsterte er, "Das kann nicht sein." Betroffen starrte er aus dem Fenster. Was sollte er jetzt machen? Ein dicker Kloß steckte in seinem Hals fest. Er versuchte ihn hinunterzuschlucken, doch es gelang ihm nicht.
Ein ganzer Tag verging ohne einen weiteren Zwischenfall. Herr Degner saß nur da und schaute aus dem Fenster. Ab und zu nahm er ein Buch zur Hand und wollte lesen, doch er konnte sich einfach nicht konzentrieren.
Nach einiger Zeit stand er auf, als er merkte, dass es schon Abend war. Herr Degner legte sich ins Bett. Er lag noch lange so da und konnte nicht glauben, was heute passiert war. Als er aufwachte, war noch alles dunkel, er schaute auf seinen Wecker: kurz nach Mitternacht. Er hatte schlecht geträumt. Die restliche Nacht schlief er auch schlecht. Herr Degner wachte andauernd auf. Am nächsten Morgen war er hundemüde. Trotzdem stand er auf und zog sich an. Er wollte unbedingt Redakteur sein, einen anderen Beruf konnte er sich nicht vorstellen. Deswegen würde er dafür kämpfen, er würde alles machen. Immer schon hatte er davon geträumt, eines Tages Redakteur zu werden. Aus diesen Gründen würde er den Artikel des Jahres schreiben. Ja, das würde er, denn wenn Herr Degner sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann tat er es auch.
Schnell packte er seine sieben Sachen und zog los. Er wusste, dass er keine andere Chance haben würde, eine gute Nachricht zu bekommen. Zuerst fragte er Nachbarn, doch das, was er zu hören bekam, war nicht besonders spannend. Also ging er in die nächste Straße und immer so weiter. Als er meinte, er hätte schon an jeder Haustür der ganzen Stadt geklingelt, wusste er, dass er seine eigenen Informationen bekommen musste. Am liebsten schrieb er über die Natur, was bedeutete, dass er eine Wanderung vor sich hatte.
Früh am nächsten Morgen ging er los. Er wanderte schon sehr lang an einem rauschenden Fluss entlang, als der Abend kam. Herr Degner ließ sich auf einen Stein sinken. Wo sollte er übernachten? "Ich geh einfach weiter", dachte er, "irgendwo muss es doch eine Hütte geben." Also stapfte er weiter neben dem Fluss her, als vor ihm ein riesiger Wald auftauchte. Die Füße schmerzten und der Rücken tat ihm weh. Doch plötzlich erkannte er etwas Kleines unter einem großen Baum versteckt, war das eine Hütte? Er lief langsam auf den braunen Fleck zu. Er atmete schwer vor Erschöpfung. Doch je näher er dem Haus kam, desto näher kam er auch dem Wald. Er wirkte viel mächtiger, die großen Tannen ragten über ihm auf. Es sah sehr erschreckend aus. Doch er musste zu dem Haus, also humpelte er weiter. Als er schließlich vor der Hütte stand, klopfte er an die Türe. Eine Frau mit langem glänzendem blondem Haar in einer Schürze trat hinaus. Sie sagte mit einer klaren und hellen Stimme: "Hallo, wer sind sie?" "Herr Degner, und wer sind sie?" antwortete Herr Degner. "Frau Schmidt, kommen sie doch herein," die Frau machte eine einladende Geste. Herr Degner betrat die Hütte. Er trat auf knarrende Holzdielen. Das Licht flackerte, als Frau Schmidt einen Schalter drückte. Sie führte ihn in eine Küche. Dann fragte sie ihn:"Was wünschen Sie? Nur eine Suppe oder übernachten?" "beides", war die Antwort von Herrn Degner. "Was kostet es denn?" "Nichts", wenn sie mein Licht reparieren." Entgegnete Frau Schmidt. Sie brachte zwei dampfende Teller mit Suppe und stellte sie auf den Tisch. Während des Essens redeten sie ganz lange und ausgiebig miteinander. Herr Degner erzählte auch von seiner Entlassung. Da sagte Frau Schmidt:"Morgen kann ich Ihnen etwas Wunderschönes zeigen. Sie werden staunen und vor allem werden sie schreiben." Sie wünschten sich beide noch eine gute Nacht und dann ging Herr Degner in das Zimmer, das Frau Schmidt im vorher gezeigt hatte. Er ließ sich ins Bett fallen und schlief ein.
Am nächsten Morgen wachte Herr Degner spät auf. Als er in die Küche kam, war der Frühstückstisch schon gedeckt und Frau Schmidt wartete auf ihn. Nachdem er sich neben sie gesetzt hatte, meinte sie: "Wie wäre es, wenn sie jetzt nach dem Frühstück meine Lampe machen. Und wenn sie fertig sind, gehen wir zu dem Ort, von dem ich gestern gesprochen habe?" "Gut", sagte Herr Degner nur. Er war unglaublich neugierig, was für ein Ort das wohl sein würde. Deswegen beeilte er sich auch sehr mit dem Reparieren der Lampe. Doch es dauerte trotzdem bis zur Mittagszeit. Dann sprach Frau Schmidt:" Lassen sie uns gehen."
Sie gingen in den Wald. Zur Mittagszeit sah er nicht gruselig aus. Als Herr Degner Frau Schmidt fragte, wie sie denn zurückfinden sollten, meinte sie nur: "Ich bin in diesem Wald aufgewachsen und kenne mich gut aus." Also gingen sie weiter tiefer in den Wald hinein. Die Äste knackten, als sie darüber liefen. Doch als sie über das Moos gingen, fühlte es sich wie ein Teppich an. Schließlich kamen sie zu einer Quelle, vermutlich war es die vom Fluss. Um sie herum war so viel Moos, dass Herr Degner die Quelle fast übersehen hätte. Die Tannenzweige hingen schwer über ihnen. Die Sonne glitzerte geheimnisvoll auf dem Wasser. Man hörte viele Vögel zwitschern. Alle Vögel, die man hörte, waren Rotkehlchen. Manche saßen im Moos, andere auf den hohen Bäumen. "Ist das nicht schön?" fragte Frau Schmidt. "Ja", stimmte Herr Degner zu. Er schloss die Augen, setzte sich in s Moos und sah trotzdem die Quelle vor seinen Augen. Plötzlich spürte er, wie seine Phantasie aufblühte. Er öffnete seine Augen wieder und zog das Papier und den Stift aus seinem Rucksack.
Er schrieb, man hörte den Stift auf dem Papier kratzen. Der Stift huschte so geschwind über das Papier, dass man gar nicht mnit den Augen folgen konnte. Aber dann war Herr Degner fertig. Er schaute zufrieden auf das Stück Papier: "So schön ist es hier", murmelte er. "Ja", seufzte auch Frau Schmidt. Zusammen gingen sie schweigend und noch immer von der Quelle träumend zurück. Als sie ankamen, wollte Frau Schmidt wissen: "Darf ich mit ihnen gehen?" "Natürlich", antwortete Herr Degner. Also packte Frau Schmidt ihre sieben Sachen und gemeinsam wanderten sie flussabwärts. Sie waren da, ja, Herr Degner war wieder zu Hause. Er schloss die Tür auf und bat Frau Schmidt herein.
Sofort schickte er seinem Chef den Text. Herr Müller schrieb auch sofort zurück, dass er wieder Redakteur sein könnte, wenn er noch weitere Artikel dieser Art schreiben würde. Das tat er auch.
Und Frau Schmidt hieß auch bald nicht mehr Frau Schmidt sondern Frau Degner. Sie bekamen zusammen zwei Kinder und lebten so glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
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