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Auf was es beim Elfmeterschießen wirklich ankommt

Auf was es beim Elfmeterschießen wirklich ankommt.  

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Hoch in die Ecke schießen führt fast immer zum Erfolg. Aber nicht bei Bastian Schweinsteiger. Foto: dpa

FREIBURG. Gianluigi Buffon konnte in seinen eigenen Tränen baden; Simone Zaza ruckelte mit 17 (!) Trippelschritten auf der Stelle, bevor er den Ball zum Mond schoss; und dem früheren Turniertänzer Graziano Pellè fehlten einfach der Rhythmus und das Gefühl, um das Spielgerät ins Netz und nicht irgendwo zwischen Pfosten und Eckfahne ins Toraus zu befördern. Hätte alles nicht sein müssen, wenn sich die Italiener vorher schlau gemacht und eine Studie zum Elfmeterschießen gelesen hätten!

Sie könnten jetzt noch in ihrem EM-Camp am Pool liegen und von einer fetten Titelprämie träumen, hätten sie einfach mal auf einen Professor der London School of Economics gehört. Denn der gute Mann hatte jüngst nichts Besseres zu tun, als 1343 Strafstöße aus 129 Elfmeterschießen zu analysieren.

Nun werden kritische Wissenschaftsgeister mit der Nase rümpfen und einwenden, dass Forscher an englischen Instituten mindestens genau so ungeeignet für die Elfmeterforschung sind wie englische Mannschaften fürs Elfmeterschießen. Ist vielleicht nicht falsch. Aber von dieser Besserwisserei haben die Italiener jetzt auch nichts mehr. Und genauso wenig die Schweizer und Polen. Sie alle haben bei der EM ein Elfmeterschießen verloren – die Polen gewannen allerdings auch eines (gegen die Schweiz). Wie wichtig treffsichere Schützen sind, beweist der Umstand, dass immerhin ein Viertel der bisher zwölf K.o.-Spiele, nämlich drei von zwölf, nach Elfmeterschießen entschieden wurden: eben Schweiz – Polen (5:6), Polen – Portugal (4:6) und Deutschland – Italien (7:6).

Die Verlierer hätten sich mal früher für die Ergebnisse aus London interessieren sollen: Denn der Professor fand heraus, dass in 60 Prozent der Fälle die Mannschaften siegen, die beim Elfmeterschießen vorlegen. Weil sie den Gegner mehr unter Druck setzen können. Bei der EM siegte hingegen nur einmal das vorlegende Team, nämlich bei Portugal gegen Polen. Beim Duell Schweiz gegen Polen gewannen genauso die Nachlegenden wie bei Deutschland gegen Italien. Die Italiener hätten also mit stolz geschwellter Brust, so wie sie das bei der Nationalhymne machen, antreten können. Doch was machten sie? Sie weigerten sich, den Vorteil anzunehmen.

Eine weitere bahnbrechende Erkenntnis aus London: Wer hoch in die Ecken schießt, hat eine größere Erfolgschance. Denn Keeper kommen an die oberen Ecken des Tores nur ganz schwer heran. Bastian Schweinsteiger und Simone Zaza widerlegten die These der Engländer allerdings. Nur Mattia De Sciglio traf mit einem hoch platzierten Schuss in die Ecke.

Und was ist mit den Torhütern? Laut englischer Studie kann ein Schlussmann, der zentral stehen bleibt beim Elfmeterschuss, 100 Prozent mehr Elfmeter halten als wenn er sich in eine der beiden Ecken wirft. Die Italiener bewiesen indes, dass sie diese Zahlen nicht kannten. Von neun droschen sie drei in die Mitte – alle drin. Die Deutschen schossen kein einziges Mal in die Mitte.

Interessant ist beim Elfmeterschießen auch die Farbe des Torwarttrikots – das zumindest behauptet der Professor aus London. Manuel Neuer trug ein schwarzes Shirt. In einem schwarzen Kleidungsstück steckt eigentlich kein Elfmetertöter. Die wenigsten Strafstöße halten aber Keeper in einem grünen Trikot (lediglich 25 Prozent). Die meisten Elfmeter werden indes von Keepern in Rot gehalten. Und welche Farbe hatte das Trikot von Gianluigi Buffon? Rot, ein knalligeres Rot geht kaum.

Womit zwei Dinge bewiesen wären: Erstens: Vertraue niemals einer Studie von Engländern übers Elfmeterschießen. Und zweitens: Das Elfmeterschießen ist eine Wissenschaft für sich.

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