"Anfangs war es wirklich sehr schwer"
ZISCHUP-INTERVIEW mit Stefan Gerner / Mobil trotz Rollstuhl.
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Es war an einem Tag im Herbst, als Stefan Gerner beim Motorradfahren verunfallt ist. Fast 25 Jahre ist das jetzt her. Seither sitzt der 48-Jährige im Rollstuhl. Zischup-Reporter Jannek Haserick aus der Klasse 9b des Rotteck-Gymnasiums in Freiburg wollte von ihm wissen, wie sein Alltag im Rollstuhl aussieht.
Gerner: Ich kann kein Fußball spielen oder Treppen steigen, aber letztendlich kann ich dann doch auch fast alles machen, was andere Personen auch können.
Zischup: Würden Sie Freiburg als behindertengerechte Stadt einschätzen?
Gerner: Nur bedingt. Auf dem Münsterplatz zum Beispiel muss man schon sehr aufpassen, dass man nicht aus dem Rollstuhl fällt. Neuere Geschäfte sind meist zugänglich, aber bei älteren Gebäuden gibt es schon öfters Probleme.
Zischup: Wie groß ist der Unterschied der Reaktionen von Menschen auf Ihre Behinderung? Gibt es auch Leute, die auf Sie verschreckt reagieren?
Gerner: Man erlebt hilfsbereite, aber auch erschrockene Personen. Es gibt Leute, die fragen, ob man beim Einsteigen ins Auto helfen kann. Ab und zu gibt es aber auch Eltern, die ihre Kinder wegreißen, weil ihr Kind fragt, ob ich immer im Rollstuhl sitzen muss. Dabei finde ich es gut, wenn Kinder neugierig sind. Man erlebt einfach alles.
Zischup: Wie war die erste Zeit im Rollstuhl?
Gerner: Anfangs war es wirklich schwer. Man muss halt alles neu lernen. Mit einem Rollstuhl auf einer Straße zu fahren, ist auch nicht so einfach, wie es oft aussieht, und zu Hause musste auch vieles umgestaltet werden, damit alles funktioniert, wie dass man gut in die Badewanne oder ins Bett kommt.
Zischup: Sie sind früher Handbike-Rennen gefahren. War das anstrengend?
Gerner: Es war sehr beanspruchend aufgrund des vielen Trainings. Ich habe damals an sechs Tagen die Woche bis zu drei Stunden täglich trainiert – und zwar abends nach der Arbeit. Außerdem war meist alle 14 Tage ein Rennen im Rahmen der großen Städtemarathons.
Zischup: Würden Sie immer noch gerne regelmäßig Rennen fahren?
Gerner: Wollen würde ich schon, doch leider hat irgendwann mein Arm nicht mehr so mitgespielt und ich habe das aktive Fahren aufgegeben. Ab und zu fahre ich aber noch ein bisschen so.
Zischup: Wie geht Ihre Familie mit Ihrer Behinderung um?
Gerner: Nach dem Unfall waren Sie geschockt. Doch mittlerweile hat sie sich damit schon gut arrangiert.
Zischup: Wie auf dem Foto zu sehen ist, fahren Sie Monoski. Fahren Sie oft und war es anfangs schwer?
Gerner: Anfangs habe ich einen dreitägigen Skikurs belegt und bin dort sehr oft gestürzt. Das war anstrengend. Aber ein, zwei Jahre später ging es dann recht gut und mittlerweile versuche ich, auch mindestens einmal im Jahr eine Woche Skiurlaub zu machen.
Zischup: Gab es denn schon einen besonderen Vorfall beim Skifahren, der Ihnen gut in Erinnerung geblieben ist?
Gerner: Es gab spektakuläre Stürze, wobei man auch mal schnell von der Piste fliegt, aber alles in allem ist bisher alles gut gegangen.
Zischup: Welche Dinge können Menschen tun, um Ihnen im Leben zu helfen und es Ihnen zu
erleichtern?
Gerner: Mich nicht behindern (lacht). Ich bin ein recht mobiler Rollstuhlfahrer, dem eigentlich nicht besonders viel geholfen werden muss. Ich manage meinen Tagesablauf recht gut im Voraus und bekomme dadurch meinen Tagesablauf ziemlich gut alleine hin.
Zischup: Gibt es eigentlich Situationen, in denen Ihnen Menschen helfen wollen, es aber nicht schaffen. Wenn ja, erzählen Sie doch bitte davon.
Gerner: Nicht wirklich. Aber ganz zu Anfang, als ich im Rollstuhl saß, kam eine nette Dame an mein Auto und fragte, ob sie mir den Rollstuhl in den Kofferraum stellen solle. Da habe ich dann gesagt, dass sie dann auch mit nach Hause fahren und den Rollstuhl dort wieder ausladen müsse, da ich ja sonst dort nicht dran kommen würde. Außerdem werde ich an der Tankstelle auch hin und wieder gefragt, ob andere Personen für mich tanken sollen, aber im Endeffekt muss ich ja dann trotzdem aussteigen, um zu bezahlen. Also hilft mir das auch nicht wirklich weiter.
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