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Das Abitur naht. Teil 2

ANFANG VOM ENDE: Strapazen ohne Sinn

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Die Vorbereitungszeit, um eventuell doch noch einen supererfolgreichen Abschluss des eigenen Schülerlebens zu erreichen, schwindet. Sie verfliegt entsetzlich schnell und völlig ungenutzt. Alle guten Vorsätze, zumindest zum Endspurt der Karriere doch einmal mit dem Lernen zu beginnen, verschlingt sie mit größtem Appetit.

Zwölfeinhalb Jahr lang lasse ich jetzt schon beinahe täglich diesen Trott über mich ergehen - in dem Glauben an den Trugschluss, dass das Abitur automatisch zu einem besseren Leben verhilft -, quäle mich Tag für Tag früh aufzustehen, einen oft eisigen Schulweg auf mich zunehmen, stundenlang auf meinem Hintern ruhig dazusitzen und unter Notenzwang den Anschein zu erwecken, tatsächlich am belanglos herabregnenden Gerede eines "Leerkörpers" zu partizipieren.

Doch jetzt, in gerade diesem Moment, hat sich mal wieder ein innerer Wandel vollzogen, herbeigeführt von schmerzhaften Gewissensbissen im Auftrag der Aussichtslosigkeit. Mit neuem Mut und Engagement bin ich bereit mich der Kunst der Sprachen, der Magie der Zahlen, den Quellen der Vergangenheit und den Erklärungen der Wissenschaften zu widmen. Doch unter Betrachtung meiner Erfahrungen und Selbstkenntnis kann ich mit Bestimmtheit vorhersagen, dass alle frisch gefassten Vorsätze bereits mit dem nächsten Morgengrauen wieder erlöschen werden und damit das ganze Vorhaben bis zum nächsten Aufkeimen von Hochmotivation in die dunkelste Ecke der Vergessenheit gerät. Getreu dem Motto: "Selbst wenn du's heute kannst besorgen, verschiebe es auf übermorgen."

Alles, was auch nur im Entferntesten die Fähigkeit hat abzulenken, deklariere ich spontan zur höchsten Prioritätsstufe. Das ist deshalb zuallererst zu erledigen. Aber mal ehrlich, wer tut nicht alles, um den Anfang vom Ende so lange wie irgendwie möglich zu verzögern? Der Druck muss erst noch steigen, bis das Gehirn wie der glühende Dampfkessel einer Lokomotive arbeitet, die sich aufmacht mit tonnenschweren Güterwaggons, gefüllt mit Büchern, den Mount Everest zu erklimmen, damit auf der anderen Seite hinter dem Berg ihre Last in lodernden Flammen aufgeht. Sobald die Lokomotive die Sinnlosigkeit dieser Strapazen begreift, schwört sie sich für den bevorstehenden Zivildienst kein Rad mehr krumm zu machen. Doch vorher gönnt sie sich einen wohl verdienten geistigen Verklärungsurlaub im Ballermann.

Denis Raubit

Ressort: Zisch

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