Touchdown
American Football wird in Deutschland immer populärer
Eine treue Fanschar vor dem Fernseher, eine steigende Zahl der Aktiven: American Football erlebt auch in Deutschland einen Aufschwung. Doch wie dauerhaft wird der Erfolg des US-Sports sein?
dpa
Mo, 28. Jan 2019, 21:27 Uhr
American Football
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Die Zeiten, in denen der inzwischen zurückgetretene Sebastian Vollmer neben Superstar Tom Brady über den NFL-Titel jubeln durfte, sind vorerst vorbei. Ein deutsches Trio kam diese Saison zwar zum Einsatz, verpasste aber die Playoffs: Equanimeous St. Brown (22) deutete in einem guten ersten NFL-Jahr bei den Green Bay Packers sein Talent an. Verteidiger Kasim Edebali (29) durfte für die Cincinnati Bengals in einem Spiel aufs Feld. Mark Nzeocha (28) von den San Francisco 49ers konnte dank reichlich Fan-Unterstützung aus der Heimat lange auf einen Einsatz im Pro Bowl der beliebtesten Profis hoffen.
Ballfänger Moritz Böhringer (25), der als erster deutscher Profi direkt aus der German Football League gedraftet wurde, wartet noch auf seine Chance. "Je mehr solche Erste wir haben, desto mehr entwickelt sich der Sport", sagt der zweimalige Super-Bowl-Champion Vollmer: "Natürlich muss man fairerweise sagen, dass Deutschland den Amerikanern immer ein bisschen hinterherhinkt. Aber ich glaube schon, dass das Level in Deutschland steigt."
Dabei will Ex-Profi Björn Werner helfen. Der Berliner vermittelt seit drei Jahren mit dem Projekt "Gridiron Imports" junge Spieler an Highschools und Universitäten in den USA. Nach eigenen Angaben schafften 70 europäische Talente, davon 50 deutsche, den Sprung. "Das Ziel ist es natürlich, irgendwann den nächsten Björn Werner zu finden", sagt der 28-Jährige und hofft aus Spieler, die es ihm einmal gleichtun könnten. Werner war 2013 als erster Deutscher in der ersten Draft-Runde ausgewählt worden. "Aber wir verkaufen das nicht so. Ich will niemandem falsche Hoffnungen machen."
Bis erstmals ein deutscher Quarterback in der NFL aufläuft, wird es aus Sicht von Vollmer aber noch einige Zeit dauern. "Das Risiko für die Teams ist noch zu hoch auf einer solchen Schlüsselposition", sagt der 34-Jährige. Auch aus Sicht von Patrick Esume, TV-Experte von ran Football und Nationaltrainer Frankreichs: "Einen NFL-Quarterback zu finden ist wie einen winzigen Diamanten an einem Strand zu finden. Das ist selbst in den USA ganz schwierig."
Der American Football Verband Deutschland (AFVD) verweist auf dauerhaften Zulauf. Seit 2008 verdoppelte sich die Mitgliederzahl fast von 32 697 auf jetzt schon immerhin 63 060. Davon sind sogar circa 5000 weibliche Spielerinnen und 10 000 bis 15 000 Cheerleaderinnen – eine gern gesehene Klientel.
Für die Nachfrage macht AFVD-Präsident Huber eine Traineroffensive verantwortlich und sieht sich nicht als Nutznießer der amerikanischen Profiliga, die am kommenden Montag, 4. Februar (0.30 Uhr/Pro Sieben), ihr Finale zwischen den New England Patriots und Los Angeles Rams austrägt. "Wir können diese sogenannte NFL-Begeisterung mit unseren Bordmitteln nicht bestätigen", sagt er. "Unser Mitgliederwachstum ist seit zehn Jahren da. Wenn es da einen Zusammenhang haben könnte, dann, dass die NFL sich auf unseren positiven Trend draufgesetzt hat."
Diese Argumentation ist für Ex-Profi Esume bei Einschaltquoten von bis zu knapp 1,5 Millionen Zuschauern beim Super Bowl "abstrus": "Wenn es dir nicht um den Sport geht, sondern um deine eigene Position, kommt man auf solche Ideen. Als Sportler, Trainer, Ex-Gesellschafter eines GFL-Teams finde ich das schade." Das Potenzial wird aus seiner Sicht derzeit nicht ausgenutzt: "Es ist eine Riesenchance und Deutschland verpasst sie."
Zum German Bowl, dem Finale der German Football League, kamen vergangene Saison gut 15 000 Zuschauer nach Berlin. So viele waren es seit 2008 nicht mehr – bis zu den Hochzeiten der mit 30 000 Besuchern besuchten Spiele Ende der 90er-Jahre ist es aber noch ein weiter Weg.
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