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Am effektivsten allein

Yann Tiersen – vom gescheiterten Rockmusiker zum erfolgreichen Komponisten / Bekannt durch die Filmmusik von "Amélie".  

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Der französische Musiker Yann Tiersen  | Foto: Richard Dumas
Der französische Musiker Yann Tiersen Foto: Richard Dumas

Eigentlich wollte Yann Tiersen Rockmusiker werden. Um diesen Traum zu verwirklichen, gründet er im Alter von 13 Jahren eine Rockband – doch diese zerbricht und mit ihr die Chance als Rockmusiker Karriere zu machen. Ist Yann Tiersens Geschichte die eines gescheiterten Musikers? Zischup-Reporterin Lotte Rupprecht hat darüber im Internet recherchiert.

Der kleine Yann wird am 23. Juni 1970 in Brest in der Bretagne geboren und beginnt schon im Alter von vier Jahren, Klavier zu spielen. Bereits mit sechs Jahren lernt er ein zweites Instrument: Geige. Er wächst in Rennes auf, was für seine Musikkarriere förderlich ist, denn auf dem jährlichen Trans Musicales Festival seiner damaligen Heimatstadt sieht er Musiklegenden wie Nirvana, Einstürzende Neubauten, The Camps oder Suicide. Doch seine größten Vorbilder sind die Bands Joy Division und The Stooges, denen er mit 13 Jahren nachzueifern beginnt.

Er rebelliert gegen die ihm zugedachten Instrumente, zerstört seine Violine, kauft sich eine Gitarre und gründet eine Rockband. Bereits zu dieser Zeit komponiert er. Doch mit dem Traum vom Rockstar wird es nichts, nur wenige Jahre nach der Gründung zerbricht die Band.

Aber Tiersen sucht nicht verzweifelt nach neuen Musikern. Er kauft ein günstiges Mischpult und ein Aufnahmegerät und beginnt, seine eigene Musik aufzunehmen. Eines Tages hat er einen Klang im Ohr und versucht, diesen möglichst genau zu treffen. Er hört sich alte Aufnahmen an, doch keine will passen – da fällt sein Blick auf die Violine. "Warum repariere ich diese verdammte Violine nicht einfach und benutze sie?", fragt er sich. In Folge dessen versöhnt er sich mit ihr und der klassischen Musik.

Eine gute Entscheidung, denn bis zum Sommer 1993 nimmt Tiersen über 40 Tracks auf, wobei er auch andere Instrumente als die Violine dafür benutzt. Diese 40 Tracks bilden das Grundgerüst seines ersten Albums, welches er 1995 veröffentlicht. Dort stellt er auch direkt unter Beweis, dass er ein begabter Musiker und Multiinstrumentalist ist – alleine auf diesem Album spielt er Cembalo, Banjo, Gitarre, Glockenspiel, Klavier und Melodica, außerdem beherrscht er auch noch die Geige, das Akkordeon und Toy Piano. Nur mit Blasinstrumenten kann Tiersen sich bis heute nicht anfreunden. Doch bekannt wird Yann Tiersen mit diesem Album noch nicht. Die erste größere Beachtung erhält er 1998 mit dem Titel "Monochrome", den er gemeinsam mit dem französischen Popstar Dominique A für sein drittes Album "Le Phare" aufnimmt. Seinen Durchbruch hat er im Jahr 2001 mit der Filmmusik zum Film "Die fabelhafte Welt der Amélie". Allerdings komponiert er nur zwei Stücke explizit für diesen Film, die anderen Stücke sind Werke, die er schon früher geschrieben hat. Doch bis zur "Amélie" komponiert er noch zu zwei weiteren Filmen und veröffentlicht noch zwei weitere Alben. Die nächste größere Beachtung bescheren ihm seine Kompositionen zum Film "Good Bye Lenin!", denn auch sein zuvor veröffentlichtes siebtes Album bleibt weitestgehend unbekannt. Innerhalb der nächsten sieben Jahre veröffentlicht er fünf Alben, und doch gelingt es ihm nach eigener Aussage erst 2010 mit dem Album "Dust Lane", ein gutes Mischverhältnis zwischen klassischer Musik und Elektronik zu finden. Außerdem schreibt er seine Songs von da an nur noch auf Englisch und nicht mehr wie bisher auf Französisch.

Mitte der 2010er Jahre gerät er in Kalifornien auf einer Radtour in Lebensgefahr. Er muss in einer fremden Umgebung in einem fremden Land vor einem hungrigen Puma fliehen. Nachdem er eine musikalische Landkarte seiner Wahlheimat Ouessant (Insel in Westfrankreich) komponiert hat, kehrt er an eben diesen Ort zurück, um dort Field Recordings mit seinem Tonbandgerät namens Alex für sein 13. Album aufzunehmen. In diesem Album erkundet er die Beziehung des Menschen zur Natur, inspiriert durch den hungrigen Puma.

Bis heute hat er 15 Alben veröffentlicht und zu fünf Filmen komponiert und doch noch immer keine Band. Aber das will er auch gar nicht mehr. "Ich habe schon eine sehr eigenwillige Art zu arbeiten und eine klare Vorstellung, wenn es um musikalische Abläufe geht. Daher denke ich, dass ich alleine am effektivsten zum Ziel komme", sagt Yann Tiersen in einem Interview mit laut.de 2011. Und so arbeitet Tiersen alleine in seinem kleinen Studio "L’escale" auf Ouessant in einer ehemaligen Diskothek. Wobei, ganz alleine ist er ja nicht. Er hat ja das Tonbandgerät Alex, das auf Konzerten immer brav die Field Recordings abspielt, während Tiersen und die extra für Konzerte zusammengestellten Musiker ihren Teil der Songs spielen. Dadurch sind die Songs bei Auftritten immer anders als auf den Alben.

Vom gescheiterten Rockmusiker zum erfolgreichen Komponisten – das ist Yann Tiersen. Er wusste, dank seines starken Charakters, wie er trotz Niederlage wieder aufstehen und weitermachen kann, um doch noch ein erfolgreicher Musiker zu werden. Er rebelliert – und geht seinen eigenen Weg. Als erfolgreicher Komponist, der seinen eigenen Takt vorgibt.

Ressort: Schülertexte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 29. April 2022: PDF-Version herunterladen

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