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Am Ballermann wird trotz neuer Regeln weiter gefeiert

Ein Jahr nach Einführung strenger Benimmregeln auf Mallorca hat sich nicht viel geändert auf der Lieblingsinsel der Deutschen. Die neue Kommunalregierung möchte die Gesetze ändern.  

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Nach wie vor wird entlang der Partystr...allorca Sangría aus Eimern getrunken.   | Foto: dpa
Nach wie vor wird entlang der Partystrände auf Mallorca Sangría aus Eimern getrunken. Foto: dpa

Am Ballermann hält zwar ein Hauch von Ibiza Einzug. Doch im Kampf gegen den wilden Partytourismus kann Mallorcas berühmteste Partymeile trotz der 2014 eingeführten "Benimmregeln" kaum Erfolge vorweisen.

Jedes Mal, wenn er von einem Besucher nach dem "neuen" Ballermann gefragt wird, lacht Carlos wütend auf. Auf der berühmtesten Partymeile der spanischen Ferieninsel Mallorca hätten die vor gut einem Jahr mit viel Tamtam eingeführten Benimmregeln "überhaupt nichts gebracht", schimpft der 66-jährige Besitzer eines Lebensmittelladens an der Playa de Palma. Der Mann, der "lieber einen falschen Namen" angibt, versichert: "Die Saufgelage, der Lärm und auch die sexuellen Exzesse haben trotz der Verbote in diesem Sommer sogar zugenommen, finde ich."

Der Mallorquiner steht mit seiner Meinung nicht allein da. Auch die Regionalzeitung Última Hora stellte fest, bei der Eindämmung der Zügellosigkeit habe es keine bedeutenden Verbesserungen gegeben. Ein Spaziergang entlang der Promenade bestätigt: Touristen nehmen weiterhin alkoholische Getränke mit an den Strand, viele ziehen grölend durch die Straßen, die berüchtigten blauen Saufeimer sind nicht verschwunden, und auch die Straßenhändler, die Hütchenspieler und die Prostituierten sind immer noch da. In der sogenannten "Schinkenstraße" gab es in den vergangenen Wochen Zusammenstöße zwischen jungen deutschen Touristen und afrikanischen Straßenhändlern, Biergläser und Kneipenstühle flogen durch die Luft. "Eine Schande, man kann sich nicht mehr raustrauen", klagt die dreifache Mutter Maria.

Das alte Ballermann-Bild steht im Kontrast zur neuen Skyline von Palma de Mallorca. Im Winter wurden zahlreiche Hotels renoviert und zum Teil generalsaniert, oft auch um einige Etagen aufgestockt. Bei einigen wurde die Kategorie angehoben. Zwei Fünf-Sterne-Herbergen werden hochgezogen, sie sollen 2016 eröffnet werden. Auch das Straßenbild wurde hier und da aufgehübscht, unter anderem in der "Schinkenstraße". Lounge-Optik, Lifestyle und Luxus sind angesagt. Bei der neugestalteten Strandbude Balneario 4 dreht sich zum Beispiel alles ums Thema Wassersport. Bis 2016 sollen alle 15 Strandkioske entlang der Playa umgebaut werden.

Doch dem Chaos konnte man bisher trotz Polizeipatrouillen und Verbotsschildern kein Ende setzen. Die inzwischen abgewählte konservative Kommunalregierung von Palma hatte 2014 per Verordnung neben Saufgelagen auch das Tragen von Badekleidung abseits der Strände, das Pinkeln und Spucken in der Öffentlichkeit, aggressives Betteln, das Ansprechen von Prostituierten sowie das Verursachen von Lärm unter Strafe gestellt.

Es ist nicht so, dass sich nichts getan hätte. Die Behörden teilten diese Woche mit, dass die Polizei von Palma de Mallorca im Laufe eines Jahres wegen Verstößen gegen die Benimmregeln knapp 6000 Knöllchen verteilt habe. Die meisten Verstöße wurden wegen Alkoholkonsums auf offener Straße (1820), wegen illegalen Straßenverkaufs (1685) und wegen Drogenbesitzes (842) registriert. Aber auch Straßenpinkler, die von Playa-Anwohnern schon mal mit Luftgewehren attackiert werden, wurden in 82 Fällen mit bis zu 50 Euro zur Kasse gebeten.

Besser als gar nichts, sollte man meinen. Nicht so die neue linke Stadtregierung, die die Benimmregeln noch in diesem Jahr annullieren und durch neue ersetzen will. Man habe auch ohne diese Regeln genug Gesetze, die nur richtig zur Anwendung gebracht werden müssten, meint Isabel Oliver, die Tourismusexpertin der Sozialistischen Partei, die im Juni die Macht übernommen hat. "Die Exzesse, die wir in der Playa oder auch in Magaluf sehen, haben nichts mit fehlenden Gesetzen zu tun, sondern sind Ergebnis jahrelanger Tatenlosigkeit früherer Verwaltungen", klagt Oliver.

Die Benimmregeln waren von Hotelvereinigungen, Bürgervereinen und Seniorenverbänden unterstützt worden. Linke Parteien, damals in der Opposition, warfen den Konservativen derweil vor, die "Verordnung für zivilisiertes Zusammenleben" sei ein Angriff auf die Grundrechte der Menschen. Von einer "Reise zurück in die Franco-Diktatur" war die Rede.

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