Skandinavien
Am 6. Februar feiert die Urbevölkerung Nordeuropas den Tag der Samen
Der Tag der Samen, der Urbevölkerung Skandinaviens, jährt sich zum 100. Mal, doch das wurde nicht immer gefeiert.
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FREIBURG. Jahrhundertelang sind die Samen in Skandinavien diskriminiert worden. Sie durften ihre Sprache nicht sprechen, haben vor Scham ihre Herkunft verleugnet. In den 1980er Jahren fand ein Umdenken statt. Am 6. Februar feiert die Urbevölkerung Nordeuropas den Tag der Samen. Zwar gibt es diesen schon seit 100 Jahren, aber erst seit kurzem wächst das Selbstbewusstsein, ihn öffentlich zu zelebrieren.
Das Rentier hat noch immer eine starke Bedeutung für die Samen. Zwei Drittel aller Samen sind in irgendeiner Weise mit der Rentierwirtschaft verbunden. Brede Varras teilt sich mit neun anderen Samen eine Rentierherde. Abwechselnd ziehen die Samen mit ihrer rund 3000 Tiere zählenden Herde in die Wildnis. Wenn die Tiere Junge bekommen, müssen die Kälber an den Ohren markiert werden. Das kann tagelang dauern. Traditionell arbeiten auch heute noch viele Samen als Fischer, Jäger und Rentierzüchter. Nicht alle Samen Skandinaviens halten Rentiere, aber so gut wie alle Rentiere Lapplands werden von Samen gehalten.
Das Urvolk Nordeuropas lebt über Norwegen, Schweden, Finnland und Russland verteilt. Ein Teil der Gegend besteht aus der Region Lappland, die Samen selbst nennen ihren Siedlungsraum allerdings Sápmi. Auf 70 000 werden die Samen insgesamt noch geschätzt. Mehr als die Hälfte davon lebt in Norwegen. Doch es könnten auch mehr sein. Denn lange ist die Volksgruppe unterdrückt worden. Ein Same sein, war gleichbedeutend mit minderwertig sein.
Die Vorfahren der Samen bewohnten den Norden Europas schon vor mindestens 10 000 Jahren. Wie genau sie nach Nordeuropa kamen, ist unklar. Im Mittelalter trieben die Wikinger noch Handel mit den Samen, doch schon damals zwangen sie den Urbewohnern Steuern auf. Zum Ende des Mittelalters wuchs der Druck. Die Samen, die lange als Nomaden lebten, wurden immer mehr gezwungen, sich an die Norweger, Schweden, Finnen oder Russen anzupassen. Zunächst wurden sie zum christlichen Glauben bekehrt. Ihr Ansehen in der Gesellschaft galt bald als minderwertig.
Das hielt sich bis vor wenigen Jahren. "In meiner Kindheit sprach man nicht darüber, wenn man Same war. Man schämte sich dafür", erinnert sich Brede Varras. Der 29-Jährige wuchs in dem Dorf Sjursnes, 30 Kilometer von Tromsø entfernt, auf. Samen hätten als schmutzig gegolten. "Vor 40 Jahren bekamen samische Kinder noch Ärger, wenn sie in der Schule Samisch gesprochen haben", erklärt Joshua Wilbur, der an der Uni Freiburg zu samischen Sprachen forscht.
In den späten 70er Jahre fand ein Umdenken statt. Nach und nach erkannten die skandinavischen Länder die Samen als indigene Bevölkerung an. Sie durften sogar samische Parlamente gründen, die den jeweiligen Nationalregierungen heute beratend zur Seite stehen. Norwegen und Finnland erkennen 1992 die samischen Sprachen als offizielle Landessprachen an, Schweden zieht erst 2002 nach.
Brede Varras’ Muttersprache ist Norwegisch, er spricht aber auch einen der zehn samischen Dialekte. Allerdings nicht flüssig, denn erst in seiner Kindheit begann das Umdenken im Umgang mit den Samen.
Die samischen Sprachen standen jahrhundertelang in Kontakt mit den skandinavischen Sprachen. Ihr Ursprung liegt jedoch in einer anderen Region: "Die samischen Sprachen gehören zur uralischen Sprachfamilie", erklärt Wilbur.
Am 6. Februar wird der Tag der Samen gefeiert. Vor hundert Jahren fand im norwegischen Trondheim erstmals eine länderübergreifende Konferenz der Samen Norwegens, Schwedens und Finnlands statt. Seither ist der Tag für die Samen eine Art Nationalfeiertag. Den feiern sie mit Rentierrennen und Lassowerfen.
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