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Altgrasstreifen sind Rückzugsorte

  • Fr, 05. Juli 2024
    Kreis Lörrach

     

Auf den Wert von Altgrasstreifen für die Artenvielfalt verweist das in Weil am Rhein ansässige TRUZ. Sie sind wichtige Rückzugsplätze für Vögel und Insekten, werden aber immer weniger. .

Sogenannte Altgrasstreifen – hie...rt  – sind   wertvolle Biotope.   | Foto: Paula Thielmann
Sogenannte Altgrasstreifen – hier aus Insektenperspektive fotografiert – sind wertvolle Biotope. Foto: Paula Thielmann
Altgrasstreifen (siehe Infokasten) könnten auf einer landwirtschaftlich genutzten Wiese, aber auch auf öffentlichen Grünflächen, etwa in einem Park, auf einer Streuobstwiese oder im eigenen Garten angelegt werden, schreibt das TRUZ in einer Pressemitteilung. In diesen Streifen stehen die Pflanzen, bis sie fertig ausgesamt haben.

Für die wenigen Wiesenarten, die nur ein bis zwei Jahre lang leben und nur durch Aussamung auf den Flächen bestehen können, sei das besonders wichtig. Ansonsten würden sie allmählich aus der Wiese verschwinden. Früher waren Altgrasstreifen einfach die wenig gemähten Säume in der Landschaft – zum Beispiel an Böschungen. Durch falsche Pflege, vor allem (zu häufige) Mulchmahd, oder dem Wegfall jeglicher Pflege und daraus resultierendes Zuwachsen mit Brombeeren und Gehölzen seien aber artenreiche Säume heutzutage weitgehend verschwunden, wird im Weiler Umweltzentrum bedauert. Durch die Anlage von Altgrasstreifen könne ein Teil der Funktionen der Säume erhalten oder wiederhergestellt werden.

Altgrasstreifen seien wichtige Rückzugsorte und Futterplätze für Vögel und Insekten. Die Larven verschiedener Insekten benötigen Pflanzenarten als Raupennahrung, in geeigneter Umgebung (Mikrostruktur) und im passenden Mikroklima. Wenn während der Larvenentwicklung der Mäher oder – noch fataler – der Mulcher kommt, würden ein Großteil der Schmetterlingsraupen und andere Insektenlarven sterben. In Altgrasstreifen könnten sie idealerweise ihre Entwicklung vollenden.

Wenn der Streifen auch im Winter stehen bleibt, können sich Insekten in den Stängeln der Pflanzen einnisten und dort geschützt überwintern. Bleibt ein Streifen im Frühling und Sommer stehen, bietet er durch seinen Blütenreichtum vielen Schmetterlingen, Bienen und Käfern und anderen Insekten Nahrung. Der Reichtum an Insekten und die Möglichkeit der Pflanzen, ihre Samen ausreifen zu lassen, sind wiederum gut für Vögel.

Für Säugetiere wie Feldhasen liegt der Vorteil eines Altgrasstreifens in der guten Deckung und dem guten Futterangebot. Wenn sie durch hohe Wiesen laufen, sind sie vor ihren Fressfeinden besser verborgen. Da sich bei mehrjähriger Brache (Aussetzen der Mahd) die Pflanzenartenzusammensetzung verändern würde, sollten Altgrasstreifen jährlich versetzt werde. Bei der Wahl der Position für den Altgrasstreifen sollte auch auf die vorhandenen Arten geschaut werden. Schlecht geeignet sind Bereiche einer Wiese mit nur wenig Artvorkommen oder vielen Neophyten und anderen Problempflanzen. Dann könnte ein Altgrasstreifen sogar schaden. Auch eine Positionierung am Rand der Fläche zu Waldstücken und Böschungen sollte vermieden werden.

Ein im vorigen Jahr stehengelassener Altgrasstreifen sollte zwischen Mitte Juni und Mitte Juli mit der ersten regulären Wiesenmahd mitgemäht werden, nachdem ein neuer Altgrasstreifen ausgepflockt angelegt worden ist. Wichtig ist, dass auf den Flächen kein Einsatz von Pflanzenschutzmitteln oder intensive Düngung erfolgt.

Im eigenen Garten kann der experimentierfreudige Gartenbesitzer einfach einen Teil des Rasens als Wildwiese ausweisen und nur einmal jährlich mähen – oder sogar über den Winter stehen lassen. Wer nachhelfen möchte, kann mit Saatgut von heimischen Arten (im Fachhandel erhältlich) und der richtigen Bodenvorbereitung einen Teil des Rasens recht rasch in eine Wiese umwandeln. Oder es wird einfach abgewartet, was von selbst anfliegt, keimt und wächst. Die über den Winter stehengelassene Wiese sollte im Frühjahr gemäht werden, wenn die Insekten, die in den Stängeln überwintern, diese verlassen haben, die Wiese aber noch nicht wieder voll im Wachstum ist.

Das TRUZ lässt seit einigen Jahren auf seinem eigenen Gelände um das Sundgauhaus, aber auch auf artenreichen Wiesen im Mattfeld in Weil am Rhein Altgrasstreifen bei der ersten Mahd stehen und berät auch gerne bei der Anlage und Pflege von eigenen Altgrasstreifen.

Ressort: Kreis Lörrach

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 05. Juli 2024: PDF-Version herunterladen

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