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Zischup-Schreibwettbewerb Frühjahr 2014

Als unsere Großeltern jung waren

Saskia Schlachter berichtet in ihrem Wettbewerbsbeitrag über die Kindheit ihrer Großeltern.  

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In der Stadt:
In der Zeit, in der meine Großeltern zur Schule gingen, während des Zweiten Weltkriegs, gab es sehr viel weniger Schulstoff zu lernen als heute. Man hatte damals etwa die Hälfte an Schulstunden im Vergleich zu heute. Die meisten Kinder machten in dieser Zeit nur den Hauptschulabschluss.

Um Lebensmittel einkaufen zu können, musste man Lebensmittelmarken haben. Mit diesen konnte man nur einkaufen, was es damals gab, zum Beispiel Brot, Milch, Butter, Mehl, Zucker, Öl und so weiter. Wenn man allerdings keine Lebensmittelmarken mehr hatte, dann konnte man auch nicht mehr einkaufen gehen, da man mit Geld nicht bezahlen konnte. Wer keine Marken mehr hatte, musste hungern oder klauen.

Die meisten Väter waren im Krieg und die Mütter mit den Kindern allein zu Hause. Die Kinder gingen oft mit einem Leiterwagen in den Hotzenwald, bettelten dort am Straßenrand und nahmen, was sie kriegen konnten. Mit der Mutter gingen sie auf die Äcker, um dort Ähren oder Kartoffeln einzusammeln. Daraus wurde Mehl gemacht, damit sie Brot backen konnten. Schuhe und Kleider wurden geflickt, bis sie nicht mehr tragbar waren. Wer Glück hatte, bekam nach der Schule eine Lehrstelle, wer keine Lehrstelle bekam, musste mit 14 Jahren in eine Fabrik, um Geld zu verdienen oder wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Das ganze Geld musste der Familie abgegeben werden, um den Lebensunterhalt mitzufinanzieren. Kurz bevor der Zweite Weltkrieg zu Ende war, kamen die Franzosen als Besatzungsmacht. Die Franzosen verteilten Süßigkeiten an die Kinder und waren deshalb sehr beliebt.

Auf dem Bauernhof:
Man lebte von dem, was man hatte. Alles, was man nicht anpflanzen oder selbst herstellen konnte, wie Zucker, musste man kaufen oder darauf verzichten. Ein Jahr vor dem Krieg konnte man noch regelmäßig sechs Tage die Woche zur Schule gehen. Doch als der Krieg begann, waren es nur noch drei Tage, weil einige Lehrer in den Krieg mussten. Deshalb wurden die Stunden unter den Lehrern aufgeteilt, da die übrig gebliebenen Lehrer auch noch in anderen Schulen unterrichten mussten.

Die Kinder mussten schon sehr früh auf dem Bauernhof helfen. Die Ferien wurden so gelegt, dass man im Frühling anpflanzen, im Sommer Heu und Getreide und im Herbst Kartoffeln und Obst ernten konnte. Maschinen, wie es sie heute gibt, gab es noch nicht. Man musste sämtliche Arbeiten von Hand machen. Die ganze Familie half bei den Feldarbeiten mit. Es gab auch keine elektronischen Bügeleisen. Diese wurden damals noch mit Kohle gefüllt, und wenn man Wäsche waschen wollte, musste man sie auf dem Waschbrett von Hand waschen, denn es gab ja auch noch keine Waschmaschinen. Auf dem Feld benutzte man starke Tiere, die man für schwere Arbeiten brauchte, denn Traktoren gab es auch noch nicht so viele.

Man suchte im Wald Pilze sowie Himbeeren und Heidelbeeren, um Marmelade zu kochen. Mit den Kühen musste man auf die Weide, um aufzupassen, dass sie nicht wegliefen, weil es damals so gut wie keine Zäune um die Weiden gab. Von der Milch der Kuh wurde unter anderem Quark hergestellt und von der Milch, die abgekocht wurde, nahm man den Rahm, der dann zu Butter gemacht wurde. Auf dem Bauerhof hatte man zu jener Zeit meistens Schweine, Rindvieh, Ziegen, Hasen, Hühner und einen Hund. Den Kindern auf dem Bauernhof ging es besser als den Kindern in der Stadt.

Hitlerjugend:
Viele der jungen Leute waren damals in der Hitlerjugend. Die "Jugenddienstpflicht" betraf alle Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren. Zwei Mal in der Woche musste man dort erscheinen. Man unternahm gemeinsame Wanderungen und Märsche und war sehr sportlich.

Die Jungen sollten dadurch abgehärtet und für den Kriegsdienst vorbereitet werden. Für die Mädchen gab es den Bund deutscher Mädel. Sie trugen Blusen, Krawatten und Röcke. Die Jungen trugen Hemden, Krawatten und schwarze Hosen.

Den meisten jungen Leuten unserer Zeit geht es gut. Wir haben mehr zu essen, als wir brauchen. Luxusartikel gehören zu unserem täglichen Leben. Wir bekommen eine gute Schulausbildung und haben die Möglichkeit, etwas aus unserem Leben zu machen. Wenn man das Leben unserer Großeltern mit unserem heutigen Leben vergleicht, schätzt man das, was man heute hat. Das Leben unserer Großeltern ist für uns wirklich eine sehr fremde Welt.

Ressort: Schreibwettbewerb Zischup

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