BZ-Aktion Weihnachtswunsch
AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach hilft Menschen in Wohnungsnot präventiv
Die AGJ-Wohnungslosenhilfe Landkreis Lörrach konnte in den zurückliegenden Jahren mehr als 1000 Haushalte vor der Obdachlosigkeit bewahren. Möglich ist das auch dank der finanziellen Mittel aus der BZ-Aktion Weihnachtswunsch.
Mi, 1. Jan 2025, 15:00 Uhr
Kreis Lörrach
Thema: Aktion Weihnachtswunsch 2024
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Als Peter Durand* im vergangenen Sommer seinen Lkw-Führerschein verlängern musste, verzögerte sich sein Termin für die dafür erforderliche ärztliche Untersuchung. Weil aber der 60-Jährige unter diesen Umständen nicht arbeiten durfte, bekam er im August von seinem Arbeitgeber nur einen kleinen Teil seines monatlichen Gehalts überwiesen. Durand sorgte sich um seine Miete, für die ihm plötzlich das Geld fehlte – und wandte sich an die AGJ-Wohnungslosenhilfe für den Kreis Lörrach im Erich-Reisch-Haus in der Lörracher Wallbrunnstraße.
"Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich jemanden um Hilfe gebeten", erzählt Durand heute. "Sonst war ich immer zu stolz." Bei der zuständigen Fachstelle Wohnungssicherung in Lörrach bekam er Unterstützung von Sozialarbeiter Veit Biersack. Die AGJ-Wohnungslosenhilfe übernahm eine Monatsmiete und steuerte einen finanziellen Zuschuss für Lebensmitteleinkäufe bei.
"Das ist ein klassischer Fall von Überbrückungshilfe", erklärt Sozialarbeiter Veit Biersack. Menschen, die von Wohnungsnot bedroht sind, etwa weil sie wie Durand ihre Miete nicht mehr bezahlen können oder gar eine Räumungsklage droht, sollen dadurch vor der Obdachlosigkeit bewahrt werden.
Fonds für Menschen in Wohnungsnot für unbürokratische Hilfe
Seit 2009 bietet die AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach dieses präventive Angebot an, durch dessen Hilfe bislang mehr als 1200 Wohnungsverluste vermieden werden konnten. Dank der Spendengelder aus der BZ-Aktion Weihnachtswunsch gibt es mittlerweile auch einen Fonds für Menschen in Wohnungsnot.
"Das hilft uns sehr", sagt Biersack. Damit könnten er und seine Kolleginnen und Kollegen in Weil am Rhein, Schopfheim und Rheinfelden die Betroffenen schnell und unbürokratisch unterstützen – und im besten Fall verhindern, dass Menschen ihre eigenen vier Wände verlieren.
"Je früher wir Bescheid wissen, desto besser können wir helfen."Stefan Heinz, Leiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach
Stefan Heinz, Leiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach, weist darauf hin, dass Prävention immer günstiger sei. Ordnungsrechtlich sind die jeweiligen Kommunen nämlich dazu verpflichtet, Menschen unterzubringen, die unfreiwillig ihre Wohnung verloren haben. Diese leisten in der Regel zwar einen Eigenanteil, doch einen Großteil der Kosten tragen die Gemeinden.
Für Wohnungsnot gibt es viele Gründe
Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der Verlust eines Jobs, das Alter, die Gesundheit oder Sozialhilfen, die nicht mehr fließen, weil keine Weiterbewilligung beantragt wurde: Menschen können aus den unterschiedlichsten Gründen in Wohnungsnot geraten. Oftmals gingen damit auch psychische Belastungen und Überforderung einher, sagt Biersack. "In manchen Fällen haben sich die Betroffenen schon aufgegeben."
Die Mitarbeitenden der Fachstelle Wohnungssicherung können dabei helfen, die Lebenssituation der in Wohnungsnot Geratenen wieder zu stabilisieren – wenn es sein muss, auch in kleinen Schritten. Biersack erzählt zum Beispiel, dass er schon Menschen betreut habe, die nicht einmal mehr ein gültiges Ausweisdokument hatten. "Da mussten wir bei Null anfangen", sagt der Sozialarbeiter.
Vernetzung mit anderen Einrichtungen und Sozialverbänden
Wird der Betreuungsaufwand zu groß und ist die akute Wohnungsnot behoben, besteht durch das Netzwerk, das sich die AGJ-Wohnungslosenhilfe im Landkreis aufgebaut hat, die Möglichkeit, andere Einrichtungen und Sozialverbände wie etwa die Diakonie oder Caritas miteinzubeziehen.
Umgekehrt bekomme die Fachstelle durch die enge Zusammenarbeit frühzeitig von verschiedenen Stellen mit, wenn Haushalte in Wohnungsnot geraten. Und das ist auch wichtig, damit gehandelt werden kann. "Je früher wir Bescheid wissen, desto besser können wir helfen", sagt Stefan Heinz.
Der Leiter der AGJ-Wohnungslosenhilfe im Kreis Lörrach appelliert deshalb auch an die Betroffenen, sich frühzeitig zu öffnen und rechtzeitig zu melden, "wenn man merkt, dass man Probleme hat und die Miete nicht mehr bezahlen kann".
"Mir wurde durch die Unterstützung eine große Last abgenommen."Peter Durand
Peter Durand kann inzwischen aus eigener Erfahrung sagen: "Mir wurde durch die Unterstützung eine große Last abgenommen." Und sie wird es noch. Seit Kurzem steht nämliche fest, dass der 60-Jährige aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann. Gemeinsam mit Veit Biersack hat er nun Arbeitslosengeld beantragt und überlegt, wie es nun für ihn weitergehen kann.
*Name von der Redaktion geändert
Spendenkonten der BZ-Aktion Weihnachtswunsch: Sparkasse Lörrach-Rheinfelden, IBAN: DE25683500480001008820; Volksbank Dreiländereck, IBAN: DE95683900000000003131
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