Interview

Wie redet man mit Kindern über Krieg? Ein Psychologe gibt Tipps

Es herrscht Krieg – und viele Eltern fragen sich, wie sie mit der Angst und den Fragen ihrer Kinder umgehen sollen. Der Psychologe Klaus Luksch empfiehlt: ansprechen und erklären, vor Bildern schützen.  

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Dass Krieg ist, bekommen Kinder automatisch mit. Deshalb sollte man altersgerecht mit ihnen darüber reden. Foto: Mariakray (Adobe Stock)
BZ: Herr Luksch, sollte man seinem Kind überhaupt erklären, was Krieg ist?
Klaus Luksch: Ja, denn Kinder werden es sowieso in der Schule, im Freundeskreis oder über Eltern, Verwandte und Medien mitbekommen. Welche Worte ich wähle und wie sehr ich ins Detail gehe, hängt davon ab, wie alt das Kind ist. Bei kleinen Kindern würde ich Krieg mit einem Streit vergleichen, bei dem es unterschiedliche Ansichten gibt. Kinder sagen im Spiel manchmal "Jetzt gibt es Krieg". Damit meinen sie einen Konflikt, den man nicht mehr mit Worten lösen kann. Und so ist das manchmal auch zwischen Ländern. Es werden Waffen eingesetzt und möglicherweise kommen auch Menschen zu Schaden – das ist etwas ganz Schlimmes. Mehr würde ich bei kleinen Kindern gar nicht sagen.
Klaus Luksch ist Diplom-Psychologe bei der Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Caritasverbands Breisgau-Hochschwarzwald.

BZ: Wie können Eltern damit umgehen, wenn ihr Kind unter der Situation leidet?
Luksch: Dann muss man es natürlich trösten und sagen: "Wir sind deine Eltern, wir sorgen für deine Sicherheit."

BZ: Spüren es Kinder, wenn auch die Eltern Angst vor Krieg haben?

"Ich würde darauf achten, authentisch zu bleiben, Gefühle aber mit Vorsicht preiszugeben"

Luksch: Ja, sicherlich. Ich würde darauf achten, authentisch zu bleiben, Gefühle aber mit Vorsicht preiszugeben. Es ist nicht gut, die eigenen Ängste auf die Kinder abzuladen. Eigene Sorgen sollten mit dem Partner oder einem anderen Erwachsenen besprochen werden. Wenn Kinder trotzdem spüren, dass ihre Eltern sehr betroffen sind, kann man ihnen sagen, dass es viele Menschen gibt, die in großer Not sind. Zum Glück ist man aber nicht davon betroffen.

BZ: Sollten Eltern ihre Kinder bewusst vor Kriegsbildern in Zeitungen, im Internet und im Fernsehen fernhalten?
Luksch: Aufgrund der großen Medienpräsenz kriegen Kinder Dinge mit, die für ihr Alter nicht geeignet sind. Davor gilt es, sie zu schützen. Ein Vier- oder Fünfjähriger sollte die "Tagesschau" oder andere Nachrichtensendungen mit Bildern von Explosionen nicht sehen. Passiert es trotzdem, sollte kurz und begrenzt darüber gesprochen werden. So schwappt auch nicht zu viel der eigenen Emotionalität auf das Kind herüber.

BZ: Russland ist der Angreifer im Ukraine-Konflikt. Sollten Eltern im Gespräch mit ihren Kindern von Feinden oder gar "den Bösen" sprechen?
Luksch: Kinder sollten schon früh lernen, dass Streit eine Frage des Perspektivwechsels ist. Viele Erwachsene können sich ganz schlecht in die Gegenseite hineinversetzen, deshalb kann man nicht früh genug damit beginnen. Es ist eben nicht so, dass der eine immer der Böse und der andere immer der Gute ist. Das wäre ein sehr einfaches Weltbild. Es ist eine gute Gelegenheit mit ihnen darüber zu sprechen, wie Konflikte durch Austausch der eigenen Bedürfnisse und Ängste gewaltfrei und dennoch mit klarer Position gelöst werden können. Ein wichtiges Thema ist dabei auch der respektvolle Umgang mit Grenzen.

BZ: Ereignisse wie in der Ukraine bieten sich also auch an, um dem Kind Werte zu vermitteln?

"Das ist eine Chance, Kindern zu vermitteln, wie wichtig es ist, um Lösungen für Streits zu ringen"

Luksch: Ja, das ist eine Chance, Kindern zu vermitteln, wie wichtig es ist, um Lösungen für Streits zu ringen. Das ist eine Kernkompetenz, die die Welt braucht.

BZ: Wir wissen nicht, was dieses Wochenende passieren wird. Wie können Familien mit der bedrückenden Stimmung in den freien Tagen umgehen?
Luksch: Oftmals sind die Medien sehr darauf fokussiert, was derzeit alarmierend ist. In den Lebenswelten von Familien ist es daher nicht gut, ständig Nachrichten zu hören. Es reicht einmal am Tag. Man muss am Wochenende nicht extra etwas Schönes machen, aber man muss auch nicht seinen Alltag umschmeißen und die Koffer packen, um im Notfall zu fliehen.
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