ABGESANG: Mein super Supermarkt ist nicht mehr
Ungezählte Tiefkühlpizzas, Hektoliter Eistee, das Joghurtkühlregal: der benachbarte Minimalmarkt - ein Raub der Flammen.
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Kurz vorm Abschließen schaffe ich es noch - immer lächeln! - am bärigen Marktleiter vorbei und greife ins Joghurtkühlregal. Auf zur Kasse. Hoffentlich komme ich dieses Mal ohne eine Szene wie aus "Feinkost-Zipp" oder "Rita, was kosten die Kondome?" durch. Vor mir steht nur eine kleine Schlange übernächtigter Studenten - schließlich hat man ja sonst nie Zeit zum Einkaufen. Und dass man samstags auch bei den neuen Öffnungszeiten bis um acht erst auf den letzten Drücker spurtet, versteht sich von selbst.
Schlagartig aber hat sich's ausgespurtet: Der Supermarkt von gegenüber ist nicht mehr. Morgens früh schnell Milch und Brötchen, abends noch beim Nachhausekommen den Rotwein und die Spaghetti - vorbei. Der ganze Minimal mit seinen ungezählten Tiefkühlpizzas, Hektolitern von Eistee, dem Joghurtkühlregal: ein Raub der Flammen.
Dabei fing alles an wie ein schlechter Traum: Mitten in der Nacht reißt mich ein Lautsprecherwagen aus dem Schlaf. "Schließen Sie Fenster und Türen!" Benommen überlege ich, warum ich das tun soll. Ein rötlicher Schein dringt durch die Ritzen in meinem Rollo. Feuer! Ich haste auf den Balkon und bin hellwach: Der Minimal brennt. Der super Supermarkt, in dem ich am Samstag noch Joghurt eingekauft habe. Er brennt nicht nur, sondern er geht ganz langsam in den brachigen Zustand der gesamten Umgebung über. Am Morgen stehen die verzweifelten Angestellten weinend vor den Trümmern ihres Minimal, meines Minimal. Und zum Heulen ist mir auch.
Sebastian Müller
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