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200 Jahre auf zwei Rädern

Eine Jubiläumsausstellung zur Geschichte des Fahrrades im Technoseum in Mannheim.  

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Kurator Thomas Kosche neben einem historischen Laufrad  | Foto: Risch
Kurator Thomas Kosche neben einem historischen Laufrad Foto: Risch
MANNHEIM. Das Fahrrad war ein Beitrag zur Emanzipation. Vor rund 100 Jahren warfen Damen, die sich eines leisten konnten, Konventionen und ungeeignete Kleidung über Bord und bewegten sich auf zwei Rädern fort. Zu dieser Zeit, fast ein Jahrhundert nach der Erfindung der Laufmaschine durch Karl Drais, hatte das Fahrrad weitgehend seine heutige Form gefunden – eine Form, "die sich kaum verbessern lässt", wie Thomas Kosche findet. Er ist Kurator der Ausstellung "2 Räder – 200 Jahre", die am Freitag im Mannheimer Technoseum eröffnet wird.

Am 12. Juni 1817 hatte der in Karlsruhe geborene Karl Freiherr von Drais auf dem Laufrad eine sieben Kilometer lange Tour durch Mannheim im Wortsinn angetreten. Diese Fahrt gilt als Geburtsstunde der individuellen Mobilität. Für die Strecke von seinem Wohnhaus inmitten der Mannheimer Quadrate in den heutigen Stadtteil Rheinau brauchte Drais eine knappe Stunde.

Schnell, billig, leicht zu reparieren

Weit rasanter schritt die Weiterentwicklung seiner Erfindung voran. "Niemals war eine Idee so modern wie die des Fahrrades", sagte Mannheims Verkehrsbürgermeister Lothar Quast (SPD) bei einer Vorabbesichtigung der Ausstellung. Er verweist auf den Beitrag Drais’ zur mobilen Gesellschaft und dessen politische Relevanz: Im Jubiläumsjahr soll auch ein verkehrspolitischer Diskurs mit 100 Veranstaltungen angestoßen werden.

"Überall in halbwegs bewohnten Gebieten", sagt Kurator Kosche, kann das Fahrrad eingesetzt werden. Es sei, anders als Smartphones und Fernseher, mit etwas Geschick selbst zu reparieren – und diene Sportlern ebenso wie afrikanischen Kleinbauern als Transportgerät. "Das Fahrrad wird auch dann noch ein wichtiges Fortbewegungsmittel sein, wenn das Auto mit Verbrennungsmotor längst ausgedient hat", sagt Kosche.

Karl von Drais selbst hatte mit seiner Erfindung nur wenig Erfolg, er konnte nicht viele Laufräder verkaufen. Eines, das in Lizenz für das niederländische Könighaus nachgebaut wurde, ist in Mannheim zu sehen. Erst ein halbes Jahrhundert später gewann das Fahrrad mit der Erfindung des "Tretkurbel-Velocipeds" an Bedeutung. Das wurde durch die Pariser Weltausstellung 1867 zum Verkaufsschlager. Zur Temposteigerung wurde der Durchmesser bis zu den eineinhalb Metern des legendären Hochrades vergrößert. Das barg Gefahren – schon ein kleines Hindernis konnte zum Sturz nach vorn führen, der nicht selten tödlich endete, wie Kurator Kosche erzählt. Die Konsequenz war das "Sicherheitsniederrad" mit tieferem Schwerpunkt – mit diesem war das Konzept des modernen Fahrrads entwickelt. Anfänglich noch vom Adel und gehobenen Bürgertum als "Spielzeug" benutzt, wurde es zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Fortbewegungsmittel der Arbeiter – bis es in den 1950ern gegenüber den Autos und Motorrädern ins Hintertreffen geriet.

Info: Landesausstellung "2 Räder – 200 Jahre." Technoseum Mannheim, von 11. November 2016 bis 25. Juni 2017.

Ressort: Südwest

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