Fernsehen
20 Jahre Dschungelcamp: Jubiläum mit Kakerlaken und Fisch-Eingeweiden
Das Dschungelcamp wird 20 Jahre alt. Am Freitag startet die neue Staffel. Die Kandidaten dürfen nicht auf Sentimentalitäten hoffen. Ohne Krabbelgetier und Zoff wäre das Format nicht, was es ist.
Jonas-Erik Schmidt (dpa)
Do, 18. Jan 2024, 20:30 Uhr
Panorama
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Mittlerweile weiß man es: 2024 gibt es das RTL-Dschungelcamp immer noch – nun seit genau 20 Jahren. Von Claudia Effenberg bis Rainer Langhans, von Dolly Buster bis Thomas Häßler wurden seitdem allerlei C-Promis durch das Pritschen-Lager geschleust. Am morgigen Freitag, 19. Januar (20.15 Uhr) beginnt die neue Staffel.
Im Jubiläumsjahr hat sich unter anderem Schauspieler Heinz Hoenig entschlossen, seinen in großen TV-Mehrteilern errungenen Ruhm in Australien weiterzuverwerten. Neben ihm ziehen allerdings auch Neu-Prominente ein. Etwa Sänger und Musiker Twenty4Tim, der mehrere Nummer-eins-Hits vorzuweisen hat. Auch Lucy Diakovska, Sängerin bei der Casting-Gruppe No Angels, macht mit. Was das Format für viele Beteiligte attraktiv machen dürfte, sprach Designerin Sarah Kern – auch dabei – freimütig aus: Sie wolle endlich "mal wieder stattfinden", sagte sie RTL. Dass der Dschungel Rampe für neuen Ruhm sein kann – das hat sich in den vergangenen Jahren in C-Promi-Deutschland rumgesprochen. Am Anfang war das anders. Die ersten Protagonisten ahnten nicht so richtig, worauf sie sich eingelassen hatten.
"Wir wussten gar nicht, was die mit uns vorhatten in diesem Camp", gab Cordalis 2015 zu. Dabei gab es die Show schon seit 2002 in Großbritannien. Ins deutsche Camp zogen unter anderem Moderatorin Caroline Beil und Musiker Werner Böhm (Gottlieb Wendehals) ein. Aus damaliger Sicht Halbprominente, von denen man annahm, dass sie im Januar nichts zu tun hatten.
Spätestens als Casting-Kandidat Daniel Küblböck (DSDS), damals 18 Jahre alt, in einer Prüfung 30.000 Kakerlaken entgegenzitterte, wurde das Format Gesprächsthema. Bis dato waren Promis im deutschen Fernsehen meist in sterilen TV-Studios ein wenig verulkt worden. Nun lagen sie wie Küblböck dem Wimmern nahe in einem Glassarg am anderen Ende der Welt.
"Ekel-TV", so lautete ein Vorwurf. Schon vier Tage nach dem Start sah sich die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) in der Pflicht, die Absetzung zu fordern.
Die Quoten aber waren herausragend. Die erste Dschungel-Staffel kam nach RTL-Angaben auf einen Marktanteil von durchschnittlich 31,3 Prozent. "Es gab damals nichts Vergleichbares im deutschen Fernsehen", erinnert sich RTL-Unterhaltungschef Markus Küttner. "Die Sendung war lauter und extremer als alle anderen TV-Sendungen zu dieser Zeit und hat daher recht stark polarisiert." Damals habe man sich auf das Dschungelcamp eingelassen, weil man an das Format geglaubt habe. "Aber dass die Quoten dann so durch die Decke gegangen sind, hat uns dann doch sehr überrascht", sagt er.
Mit den Jahren änderte sich das Image des Dschungel-Zirkus, obwohl weiter Fisch-Eingeweide und "Kotzfrüchte" aufgefahren wurden. Was früher vermeintlich Doof-TV für schlichte Gemüter gewesen war, wurde zunehmend als Kammerspiel für ein vom grauen Januar ermattetes Bildungsbürgertum verkostet. Großes Theater, nur eben mit Tierhoden.
"Das Dschungelcamp ist neben ’Wetten, dass..?’ das letzte verbleibende Lagerfeuer des traditionellen Fernsehens, das eine große Reichweite besitzt", sagt die Medienwissenschaftlerin Joan Bleicher. Und "Wetten, dass..?" wird je nach Entscheidung des ZDF möglicherweise nie wieder zu sehen sein.
Bleicher spricht von einer "Mixtur aus Erfolgselementen" verschiedener Genres, die im Dschungel aufgehe – darunter "das exotische Setting von Tarzan- oder anderen Abenteuerfilmen", das "dramaturgische Prinzip des offenen Ausgangs von Gameshows" und "Bekenntnisshows durch Lebensbeichten am Lagerfeuer". Die Comedy steuert das Moderatoren-Duo Sonja Zietlow und Jan Köppen mit seinen Kommentaren bei.
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