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Fragen rund um das Sein

13 Gedanken darüber, was das Leben lebenswert macht

  • Fr, 28. Juni 2024, 20:11 Uhr
    Panorama

     

Das Leben ist vielfältig. Doch was bedeutet es für Sie? Wir haben Leserinnen und Lesern einige Fragen über das Leben gestellt. Ihre Antworten und die der Magazin-Redaktion lesen Sie hier.

Ein kleiner Moment, der das Leben lebe...ken durchs Wasser treibt (Symbolfoto).  | Foto: Nelos  (stock.adobe.com)
Ein kleiner Moment, der das Leben lebenswert macht, ist für Katharina Meyer, wenn sie in einem sommerwarmen See auf dem Rücken durchs Wasser treibt (Symbolfoto). Foto: Nelos  (stock.adobe.com)
Welche kleinen Momente machen für Sie das Leben lebenswert?

Eyüp Ertan, 27 Jahre, Volontär:
Wird das Brot aufgehen? Wie ist die Kruste? Ist es von innen fluffig genug? Bis zum ersten Bissen ist es noch weit, das Brot muss noch abkühlen. Und doch: Ein erster Moment der Freude ist schon da. Das Brot klingt hohl, beinahe dumpf ist der Klang beim Klopfen. Die Kruste knistert noch, während sich der Geruch des frisch gebackenen Brots in der Küche verteilt. Wenn es dann so weit ist, das Brot genug abgekühlt ist, damit es angeschnitten werden kann, aber noch warm genug, sodass sich die Butter wie von selbst verteilt, dann macht sich eine innere Zufriedenheit breit. Dann weiß ich: Für diesen Moment hat es sich gelohnt, die Mühe und Arbeit zu investieren.

Claudia Bärenfänger, 67 Jahre, Titisee-Neustadt:
Meine kleinen Momente sind die, wenn ich meine drei Kinder zusammen am Tisch sitzen habe und wir über alles reden, ob Gutes oder Schlechtes, und zusammen lachen können.

Kathrin Pläcking, 65 Jahre, Freiburg:
So grau war mir noch keine Sinnlosigkeit, dass nicht das Leuchten in Kinderaugen sie mir wieder erhellen konnte. Das Strahlen eines "Au, ja!", "Ach, so geht das!" oder "Danke!" kommt aus einer so riesigen goldenen Tiefe, dass Lebenssinn und -wert im wahrsten Sinne des Wortes "augenblicklich" klar sind. Manchmal findet sich so ein Leuchten auch in erwachsenen Augen, verschönt das ganze Gesicht und mir die Sicht auf die Welt.

Katharina Meyer, 48 Jahre, Redakteurin:
Wenn ich in einem sommerwarmen See auf dem Rücken durchs Wasser treibe. Über mir der blaue Himmel, Wolken, Vögel. Ich sehe niemanden, ich höre niemanden, bis auf das glucksende Wasser in meinen Ohren. Das ist für mich ein Realitätsverlust im allerschönsten Sinne. Irgendwann dann hebe ich den Kopf und bin überrascht, wo es mich hingetrieben hat.

Was ich meinem jüngeren Selbst raten würde

Martina Philipp, 48 Jahre, Redakteurin:
"Rund 90 Prozent unserer Sorgen sind laut schlauer Studien angeblich völlig unbegründet"
Entspann dich, wann immer es geht. Mit 15 oder 20 oder 25 Jahren machst du dir Gedanken über Dinge, die in dem Alter für dich natürlich die Welt oder gar eine Katastrophe bedeuten. Eines Tages wirst du allerdings zurückblicken und dir wird klar: Wie konnte ich mir nur so’n Kopf machen wegen diesem Typen, dieser Trulla, diesen Pickeln, dieser Prüfung. Rund 90 Prozent unserer Sorgen sind laut schlauer Studien angeblich völlig unbegründet, weil der worst case, der schlechteste Fall, nicht eintritt. Es braucht wahrscheinlich eine gewisse Lebenserfahrung, um sich immer wieder schön locker zu machen, aber warum nicht möglichst früh damit anfangen? Dabei helfen können Fragen wie: Ist mein aktuelles Problem höchstwahrscheinlich nächste Woche noch relevant – oder nächsten Monat? Sehr oft ist das nicht der Fall und dann kann man seine Zeit auch anders verbringen, als zu grübeln.

Ursula Hartmann, 83 Jahre, Titisee-Neustadt:
Weniger impulsiv handeln – erst einmal überlegen, abwägen, sich Zeit geben und eventuell Tee trinken: Das Richtige ergibt sich meistens von alleine.

Ronja Vattes, 49 Jahre, Redakteurin:
"Um die Höhenflüge des Lebens genießen zu können, lohnt sich ein Blick auf die schnöden irdischen Details."
Es wird dein allererster Flug sein, 1994, mit 20 Jahren nach Amerika. Du wirst euphorisiert sein und etwas verwirrt von der Zeitumstellung und der Tatsache, dass man auf dem Rückflug irgendwie entgegen des Zeitlaufs unterwegs ist – das ist so widersinnig, dass dein Hirn sich selbst Jahre später noch weigert, das zu verstehen, aber egal: Glaub mir einfach, es ist verdammt wichtig, das Rückflugticket inklusive Datum und Uhrzeit genau zu lesen. Das wird dir nicht nur jede Menge Zeit, Nerven und Unmengen von Kohle sparen. Du wirst auch nicht nach 30 Stunden ohne Schlaf das Ablaufen der Einschreibungsfrist für dein heiß ersehntes Studium verpassen. Merk dir: Um die Höhenflüge des Lebens genießen zu können, lohnt sich ein Blick auf die schnöden irdischen Details. Und falls du die wieder mal nicht beachtet hast: Du bist und bleibst ein Glückskeks! Und schaffst es sechs Minuten vor Büroschluss, dich einzuschreiben.

Was wollen Sie noch erleben und warum?

Sabine Bender-Jeske, 61 Jahre, Au:
"Nun, da langsam mehr Raum dafür entsteht, öffnen sich wieder Türen – und ich will durch!"
Dass meine Füße mich noch lange weit tragen und dass ich den sich mir eröffnenden Zeitraum genießend fülle. Ich erkunde sehr gerne die nahe oder ferne Natur mit meinem Partner per pedes, und da ich etwas fußlädiert bin, hoffe ich, dass das noch lange so geht. Außerdem habe ich Dinge wie Malen, kulturelle Veranstaltungen zu besuchen, Weiterbildungen in unbekannten Bereichen, Musizieren oder auch ein erfüllendes Ehrenamt viele Jahre ziemlich vernachlässigen müssen. Nun, da langsam mehr Raum dafür entsteht, öffnen sich wieder Türen – und ich will durch! Nicht zuletzt aber will ich durch die Tür in einen offenen Raum, in dem nichts geplant und getaktet ist. Einfach mal gucken.

Dorothée Messmer, 52 Jahre, Löffingen:
Mit meinem Mountainbike neue Tricks lernen und andere Menschen dafür begeistern, auch außerhalb des Alltags Rad zu fahren.

Das Faszinierende am Leben ist...?

Thomas Brux, Gundelfingen:
…wie wenig man wirklich braucht.

Sonja Zellmann, 49 Jahre, Redakteurin:
"Irgendwo wird immer gerade getrauert, gelogen, gelacht, gelitten, geboren, gejubelt, gestorben, geliebt."
... dass ständig so vieles gleichzeitig passiert: Schönes und Trauriges, Seltsames und Unerwartetes, Nerviges und Lustiges, Ernstes und Spannendes, Kleines und Großes. In der eigenen kleinen Welt ärgert man sich über den vergleichsweise lächerlichen Fahrradkettenfleck am Hosenbein, den man sich auf dem Weg zu Arbeit geholt hat, während in Indien die Menschen unter Temperaturen von 50 Grad Celsius stöhnen. Etwas später freut man sich, weil die Kollegin einen fluffigen Schokokuchen mitgebracht hat, während die Menschen in Frankreich den Ergebnissen der Parlamentswahlen entgegenfiebern oder -bibbern, der Nachbar eine Treppenstufe übersieht und den Knöchel bricht und sich die deutsche Nationalelf aufs EM-Achtelfinale vorbereitet. Irgendwo wird immer gerade getrauert, gelogen, gelacht, gelitten, geboren, gejubelt, gestorben, geliebt. Leben eben.

Glücklich schätzen können sich diejenigen, die...

Claudia Füßler, 44 Jahre, freie Journalistin:
... jemanden in ihrem Leben haben, mit dem sie Tränen lachen können. Vorzugsweise oft, vorzugsweise völlig sinnbefreit. Japsen, grölen, quietschen. Sich kaputt, scheckig, einen Ast lachen. Wenn Sie so einen Menschen haben: festhalten. Denn mit dem kann man auch lachen, wenn einem eigentlich zum Heulen ist.

Edgar Berblinger, 74 Jahre, Herbolzheim:
... bis ins hohe Alter gesund sind und somit Lebenspläne verwirklichen können. Und diejenigen, die erkannt haben, dass man eher ohne Reichtum glücklich und fröhlich sein kann, ohne geplagt von Neid und Missgunst auf sein Gegenüber.

Ressort: Panorama

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 29. Juni 2024: PDF-Version herunterladen

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