Nach dem Seitensprung ihres Mannes ist Eilis zwar bereit, die Ehe fortzusetzen, sein uneheliches Kind aber will sie nicht im Haus haben. Um ihrer Haltung Nachdruck zu verleihen, reist sie, zum ersten Mal nach 20 Jahren, von New York in ihr irisches Heimatdorf. Und trifft dort ihre alte Liebe Jim, der inzwischen eine heimliche Affäre mit ihrer einstigen Freundin Nancy hat, sich aber mehr zu Eilis hingezogen fühlt. Eine vertrackte Situation. Statt eigene Entscheidungen zu treffen, machen Eilis und Jim ihre Zukunft von den Entscheidungen anderer abhängig. Ein Roman, in dem Wünsche und Möglichkeiten realer sind als das Leben. Als großartigem Geschichtenerzähler gelingt es Colm Tóibín, uns mit ein paar wenigen Zeilen ernsthaft am Schicksal seiner Figuren zu beteiligen, während er gleichzeitig unser Bedauern schürt, als Leser nicht ins Geschehen eingreifen zu können, um eben diesem Schicksal eine Wendung ins Wunderbare zu geben.
Colm Tóibín: Long Island. Aus dem Englischen von G. & D. Bandini. Hanser, München 2024, 316 Seiten, 26 Euro.
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