Zischup-Schreibwettbewerb Frühjahr 2016

Zukunftsmelodien

Ameise oder Baum? Meike Wessel, Schülerin der Klasse 8b der Gemeinschaftsschule in Schliengen, bedient sich einer Metapher, um für sich zu klären, wie sie später einmal leben will.  

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Zukunft ist eine Vorstellung, ein Name, der Teil eines Wunsches. Der Mensch wünscht sich, dass sich in der Zukunft etwas ändert, weil es zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht möglich ist. Doch warum ist das so? Im Leben eines jeden von uns gibt es Veränderung: Neue Menschen und andere Umgebungen. Zeit ist immer. Sie vergeht, doch wird niemals enden. Noch während ich hier sitze und schreibe, verändert sich mein Leben durch große Zusammenhänge, Zufälle und Entscheidungen.

In der Welt ist Krieg, Armut und Hunger. Es gibt Menschen, die sich eine andere Zukunft wünschen, einfach, weil sie mit dem, was sie haben, nicht zufrieden sind. Doch belügen sie sich nicht selbst? Schlimmer kann es immer kommen, selbst wenn wir es nicht wahrhaben wollen. Egal, wie weit unten wir sind, tiefer geht es immer. Doch das hier soll keine Depressionen hervorrufen, sondern zum Nachdenken anregen.

Das will ich an einem Beispiel erklären, das mir immer wieder als Ermutigung dient, weiterzumachen. Es ist gleichzeitig auch eine Metapher, die mir erzählt wurde: Ein Baum entsteht aus einem Samen. Er wächst, trägt Blüten, altert und stirbt. An seinem Platz bauen Menschen Häuser, Städte, Fabriken. Oder es passiert nichts. Ein toter Baum, unberührt und ohne Verpflichtung, eine Aufgabe zu erfüllen. Er liegt einfach nur da, morscht in aller Ruhe vor sich hin. ln seinem Leben hat er viel gesehen und erlebt. Allerhand ist an diesem Ort schon passiert. Man meint, er wäre nie von dort weg gekommen, doch das stimmt nicht. Seine Wurzeln, die weit unter die Erde reichen, haben viel erlebt und sind unglaublich weit weg von ihm, doch auch der Wind, die Sonne und der Regen brachten ihm viele Geschichten von weither mit. Er konnte ihnen zuhören, weil er niemals im Stress war.

Der Baum ließ Vögel und Eichhörnchen in seinen Baumhöhlen und seiner prächtigen Krone wohnen und tat nur das, was er zum Überleben benötigte. Anders als andere Bäume wollte er niemals höher wachsen, gegen den Sturm kämpfen oder etwas tun, das nur dem Zweck diente, zu prahlen oder die anderen zu übertrumpfen. Trotzdem war der Baum etwas Besonderes. Er war etwas Besonderes, weil er das Leben gelebt hat, wie er es für richtig hielt und nicht so, wie es von ihm verlangt wurde.

Eine Ameise dagegen lebte in einem Volk, das einen prächtigen Hügel erschaffen hat. Die Ameise arbeitete Tag für Tag ohne Unterlass. Doch was war ihr Ziel? Zu arbeiten und irgendwann zu sterben? Die Ameise war eine unter vielen und ging ihrer naturgegebenen Verpflichtung nach, den Hügel mitzubauen. Gesellschaftlicher Druck, der ihr von Kindesbeinen an auferlegt wurde, ließ sie nicht mehr los. Wäre sie weglaufen, hätte sie möglicherweise Abenteuer erleben und die Welt entdecken können. Doch die Angst vor Einsamkeit oder Tod sowie der Druck waren zu groß. Also blieb sie. Und starb.

Diese Metapher steht für Menschen, die entweder Ameise oder Baum sind. Jeder Mensch kann für sich selbst entscheiden, was er sein will oder welche Zukunft er wählt. Meiner Meinung nach sollte man nicht auf ein Zeichen warten, sondern seine Zukunft bestimmen, wie man es für richtig hält. Ich will der Baum sein, frei von Zwängen oder Druck, ich will glücklich sein. Für mich bedeutet glücklich zu sein, frei von Zwängen zu sein. Nicht sich so kleiden zu müssen, wie es die Gesellschaft vorgibt oder mittags immer zur selben Zeit zu essen und regelmäßig dasselbe zu tun. Ich will um die Welt reisen, nachts um eins essen und tragen, wozu ich Lust habe – einen riesengroßen Federhut zum Beispiel. Oder ich will einfach jemandem die Meinung sagen können, wenn sich alle anderen nicht trauen.
Schlagworte: Meike Wessel, Zischup-Schreibwettbewerb Frühjahr
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