Fragen und Antworten
Zu viel Fleisch: Gefahr für Gesundheit und Klima
Die Deutschen essen gern viel Fleisch - zu viel, sagen Ernährungsexperten mit Blick auf Gesundheitsrisiken. Auch die Umwelt und das Klima nehmen Schaden. Was können Verbraucher tun?
dpa
Mi, 10. Feb 2016, 7:34 Uhr
Deutschland
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Umweltschützer rufen zum Beginn der Fastenzeit die deutschen Verbraucher auf, ihren Fleischkonsum um die Hälfte zu drosseln. Dies nütze der Gesundheit und dem Klimaschutz. Auch die Bundesregierung müsse das Thema anpacken. Um die Produktion von Billigfleisch zu reduzieren, solle die Regierung eine Abgabe für Landwirte auf Stickstoffüberschüsse prüfen, einen Gülle-Euro. Wieso gibt es diese Forderung? Fragen und Antworten.
Der Fleischverbrauch beträgt pro Kopf und Jahr 88,3 Kilogramm. Zieht man den Knochenanteil ab, verzehrt jeder Bürger in Deutschland 60,3 Kilo Fleisch – zu zwei Dritteln vom Schwein. Der Pro-Kopf-Verbrauch übersteigt den weltweiten Durchschnitt um das Doppelte – und etwa den Indiens sogar um das 20-fache. In Deutschland wird massenhaft Fleisch erzeugt, sogar ein Fünftel mehr als verbraucht wird. 2015 war mit 8,22 Millionen Tonnen ein Rekordjahr. Umgerechnet bedeutet das, dass hierzulande jährlich 59 Millionen Schweine geschlachtet werden.
Ist das zu viel?
Ja. Die Ernährungskampagne "In Form" der Bundesregierung rät: "Im Rahmen einer vollwertigen Ernährung sollten Sie nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche essen." Das entspricht einer Jahresmenge zwischen 15 und 31 Kilogramm. Gesundheitsfördernd und nachhaltig ernährt sich demnach, wer überwiegend pflanzliche Lebensmittel isst. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sagt, Würstchen, Schinken und anderes verarbeitetes Fleisch erhöhten das Darmkrebsrisiko.
Und was ist mit der Umwelt?
Unser hoher Fleischkonsum und der dafür nötige Einsatz von Soja in der Tierfütterung vergrößern den Ausstoß an Treibhausgasen und befördern den Flächenverbrauch weltweit. Die Lebensmittel- und Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen kommt zu dem Ergebnis, dass die Viehhaltung global für 14,5 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich ist – das ist ähnlich viel wie der Transportsektor, also alle Autos, Lkw, Flugzeuge, Traktoren zusammen. Außerdem übersättigt zu viel Gülle die Böden mit Nährstoffen und verschlechtert die Wasserqualität.
Wie ist das zu erklären?
Wälder werden in Land- und Weideflächen umgewandelt, beim Futteranbau wird Stickstoffdünger eingesetzt, Rinder stoßen sehr viel Methan aus. Der Umweltverband WWF rechnet vor: Wenn jeder Bundesbürger nur einmal pro Woche auf Fleisch verzichten würde, könnte das zu einer jährlichen Einsparung von rund neun Millionen Tonnen Treibhausgas-Emissionen führen. Das entspreche umgerechnet 75 Milliarden Kilometern mit dem Pkw.
Was könnte der Gesetzgeber tun?
Umweltschützer rügen, dass Fleisch überwiegend zu billig produziert und verkauft wird. Dies befördert intensive Massentierhaltung – mit unguten Folgen wie Grundwasserverschmutzung und Antibiotikaeinsatz. Eine Greenpeace-Studie aus dem Jahr 2013 zeigt unter anderem, dass ein Gülle-Euro, eine Abgabe auf Stickstoffüberschüsse, positive ökologische Lenkungswirkung in den Betrieben hätte. Es würde dann weniger Stickstoff auf die Felder ausgebracht. In der Folge würde sich Rindfleisch um knapp sieben Prozent und Schweinefleisch um etwa 2,5 Prozent verteuern.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ