"Wissen, worauf man sich einlässt"
Ourania Breta (50) lebt seit Jahren in Griechenland und ist Mitarbeiterin eines griechischen Tierschutzvereins. Im Interview berichtet sie über ihre Arbeit. .
Janine Kienzler, Klasse R8b, Schulzentrum Oberes Elztal (Elzach)
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BZ: Wo finden Sie die Tiere denn überall? Nur auf der Straße?
Nein, manche Tiere werden direkt bei uns abgegeben. Die Menschen aus der Gegend kennen uns und sind hilfsbereit. Wir suchen die Straßen ab oder bekommen Anrufe, wo sich die Tiere befinden. Manchmal übernehmen wir auch Tiere aus dem städtischen Tierheim.
BZ: Welche Tiere haben es besonders schwer?
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Aussehen, dem Alter, dem Gesundheitszustand und dem Ruf bestimmter Tierarten oder Rassen. Viele Menschen bevorzugen jüngere Tiere, weil sie denken, dass sie leichter zu trainieren sind oder länger leben werden. Ältere Tiere haben oft gesundheitliche Probleme oder benötigen mehr Pflege. Ebenso werden schwarze beziehungsweise schwarz-weiße Tiere oder Tiere mit einem Handicap häufig übersehen. Tiere, die aufgrund von schlechter Behandlung, Trauma oder mangelnder Sozialisierung Verhaltensprobleme aufweisen, sind schwieriger zu vermitteln. Diese Tiere brauchen häufig erfahrene Besitzer.
BZ: Was sind Ihre täglichen Aufgaben?
Meine täglichen Aufgaben sind vielfältig. So reinige ich die Tierunterkünfte, füttere die Tiere, kümmere mich um die medizinische Versorgung vor Ort oder fahre mit den Tieren zum Tierarzt. Ich vermittle Tiere, transportiere diese zu Pflegestellen, nehme Fund- oder Abgabetiere entgegen und nebenbei fällt immer viel Wäsche an, die gewaschen werden muss.
BZ: Machen Sie das alleine?
Nein, alleine könnte ich das nicht schaffen. Wir sind hier fünf Leute vor Ort, die das ehrenamtlich machen und dann haben wir noch Leute in Deutschland, die uns bei den Vermittlungen unterstützen. Wir haben auch eigene Pflegestellen in Österreich, in der Schweiz, in Griechenland und in Deutschland.
BZ: Worauf achten Sie bei der Vermittlung eines Tieres?
Es gibt viele Punkte, die bei einer Vorkontrolle überprüft werden können. Es geht dabei nicht darum, eine perfekte Punktzahl zu erreichen, stattdessen soll der Besuch den Tierschutzvereinen helfen, sich einen realistischen Eindruck zu verschaffen. Dabei werden häufig die folgenden Themen in Erfahrung gebracht: Vorerfahrung in der Tierhaltung, die berufliche Situation, der Wohnort, die Wohnsituation – ob Haus oder Wohnung, wie viele Zimmer, Miete oder Eigentum, ob es einen Garten gibt, wie viele Erwachsene oder Kinder im Haushalt leben, ob es weitere Tiere dort gibt, wie die Tagesabläufe und die Urlaubsgewohnheiten sind, ob es eine Option für Notfälle gibt oder persönliche Einschränkungen, die relevant sein könnten. Für uns ist es besonders wichtig, dass die Menschen wissen, worauf sie sich einlassen und dass die Tiere in guten Händen und versorgt sind und sie ein Zuhause gefunden haben.
BZ: Werden auch Tiere zu Ihnen zurückgebracht?
Ja, leider gibt es dies auch, weil sich bei manchen Menschen die Situation ändert, sie werden krank, trennen sich oder kommen mit dem Tier nicht zurecht. Wir versuchen, sie dann bei einer Pflegestelle unterzubringen, um sie dann dort weiter zu vermitteln.
BZ: Was war das Schlimmste, was Sie erlebt haben?
Vor etwa einem Jahr hatten wir so schlimmes Hochwasser, dass unsere ganzen Shelter unter Wasser standen, und wir konnten leider nicht alle Tiere unterbringen und mussten sie dann frei lassen. Als das Wasser wieder weg war, mussten wir uns ein neues Zuhause für die Tiere suchen. Wir haben jeden Tag nach unseren Tieren gesucht und die meisten auch wieder gefunden, aber leider hat das Hochwasser drei Hunden das Leben gekostet. Das war das schlimmste Erlebnis, das ich jemals hatte.
BZ: Wie finanzieren Sie sich?
Hauptsächlich von Spenden oder durch die Tierschutzgebühr, die jeder zahlen muss, der ein Tier adoptiert. Bei der Schutzgebühr sind Impfungen, allgemeine Arztkosten und Futter abgedeckt. Aber dank unseren Menschen, die unseren lieben Tieren ein Zuhause geschenkt haben, bekommen wir viele Sach-und Geldspenden.