Foodwatch
Ekelzustände bei bayrischen Bäckern nehmen kein Ende
Da gibt es nun extra Kontrollen von Lebensmittelbetrieben - und sie bringen auch immer wieder Missstände zutage. Aber der Verbraucher erfährt davon oft nichts. Die Organisation Foodwatch hat Ekliges herausgefunden.
Patrick Guyton & dpa
Do, 29. Jun 2017, 0:01 Uhr
Wirtschaft
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Die von der Organisation nun veröffentlichten Kontrollberichte lesen sich wie eine Ansammlung hygienischer Schweinereien. Bei der Bäckerei Bachmeier aus Niederbayern etwa wurden 2015 unter anderem am Weihnachtsgebäck Fraßspuren und Mäusekot entdeckt, in einem Brot eine "Deutsche Schabe". Bachmeier hat mehr als 100 Filialen und 500 Handelspartner bis nach Österreich. Bei "Der Beck" aus Erlangen wurden 2014 "Kotpillen eines Kleinsäuger" im Brot gefunden, zwei Jahre darauf ein mit Metallspänen verunreinigter Zimtkuchen sowie eine verschimmelte Nusstasche. Bei der Bäckerei Ihle aus Friedberg bei Augsburg wiederum gab es Käfer- und Schabenbefall sowie Mäusekot, sowie ein im "Gourmet Brot" eingebackener 20 Zentimeter langer Plastikstreifen.
Insgesamt hat Foodwatch Informationen zu 69 Kontrollen bei acht bayerischen Großbäckern erhalten. Das war ein "sehr langwieriges" Verfahren, sagt Foodwatch-Geschäftsführer Martin Rücker. "Verstöße gegen das Lebensmittelrecht sind nicht hinnehmbar. Die Betriebe haben eine besondere Verantwortung gegenüber den Verbrauchern", sagte Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU). Vor dem Start der neuen zentralen Kontrollbehörde für komplexe Betriebe 2018 hätten bereits Sonderkontrollen in Großbäckereien und Schlachthöfen begonnen, um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten.
"Bei amtlichen Lebensmittelkontrollen wird in Deutschland Jahr für Jahr etwa jeder vierte Betrieb beanstandet, vor allem aufgrund von Hygienemängeln", schreibt Foodwatch. Die Organisation hat sich Bayern als Untersuchungsgebiet herausgesucht, weil sich dort vor fünf Jahren Bayern der Skandal um die Großbäckerei Müller-Brot ereignet hatte. Es gab Verunreinigungen und Ekel-Zustände in riesigem Ausmaß, bald ging die Firma pleite.
Die drei besonders betroffenen Bäckereien erklärten inzwischen, dass sie die Mängel umgehend beseitigt hätten. Die Bäckerei Bachmeier aus dem niederbayerischen Eggenfelden teilte mit: Die "Berichte über Hygienemängel beziehen sich auf Vorfälle aus dem Jahr 2015 und spiegeln in keiner Weise die aktuelle Situation wider". Dass in vielen Bäckereien sauber gearbeitet wird, stellt die Organisation Foodwatch nicht in Abrede.
Laut Gesetz veröffentlichen die Behörden den Fund von gesundheitsschädlichen Lebensmitteln. Sind sie aber nur unhygienisch, dann reicht das nicht. Auf Bundesebene war 2012 zwar das Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB) ergänzt worden, wonach auch Ekelzustände veröffentlicht werden. Der Text sei aber laut Foodwatch so unpräzise formuliert, dass Betroffene mit Klagen dagegen Chancen haben. Nun liegt das Gesetz beim Bundesverfassungsgericht zur Prüfung. Foodwatch fordert auf Bundesebene eine neue und klare Gesetzespassage und ruft die Länder auf, eigene "Transparenzgesetze" zu erlassen. Das bayerische Verbraucherschutzministerium will die Entscheidung des Gerichts abwarten.
Lebensmittel herstellende Betriebe werden regelmäßig kontrolliert. Das übernehmen in Baden-Württemberg Landratsämter und Städte. Bei den 48 Bäckereien im Landkreis Emmendingen kam es 2016 zu diversen Verstößen. Dabei ging es in 71 Prozent der Fälle um Reinigungs- und Betriebshygienedefizite, wie zum Beispiel falsche Lagerung oder ungenügende Temperaturen, Verschmutzungen oder Probleme mit Mehl- und Vorratsschädlingen. Das meldet das Landratsamt. Werden Verstöße festgestellt, muss mit Nachkontrollen gerechnet werden. "Schwere Hygienemängel, die sogar eine Betriebsschließung rechtfertigen würden, stellen eine absolute Ausnahme dar", erklärt der Pressesprecher des Landratsamts Lörrach. Die letzte Betriebsschließung wegen Hygienemangels habe es 2014 gegeben. Das Landeskontrollteam Lebensmittelsicherheit Baden-Württemberg nimmt vor allem Großbäckereien unter die Lupe. Auch hier kommt es "in ganz seltenen Fällen zu temporären Betriebsschließungen als Sofortmaßnahme".
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