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"Wir möchten die Geschichte für alle erlebbar machen"

ZISCH-AKTIONSTAG II:Interview mit der Archäologin Angelika Zinsmaier über Ausgrabungen, Fundstücke im Museum und Cäsar .  

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Angelika Zinsmaier Foto: Ingo Schneider

Nach der virtuellen Führung (Text oben) durften wir Zisch-Reporterinnen und -Reporter aus der Klasse 4 der Sonnenbergschule Ballrechten-Dottingen Angelika Zinsmaier vom Archäologischen Museum Colombischlössle über die Römer und ihre Arbeit interviewen.

Zisch: Was machen Sie in der Coronazeit im Museum?
Zinsmaier: Es ist natürlich sehr still im Museum, wenn keine Besucherinnen und Besucher da sind. Wir haben aber, wie sonst auch, jede Menge zu tun. Damit Menschen, so wie ihr mit mir heute, trotzdem Ausstellungen erleben können, haben wir viele digitale Angebote entwickelt. Dazu gehören zum Beispiel der virtuelle Rundgang, durch den wir heute gemeinsam das Leben der römischen Legionäre erkundet haben, und eine Anleitung für die Herstellung von Mosaiken im römischen Stil. Neue Ausstellungen, ein Multimediaguide mit Hörbuch und Spielen für Jugendliche und Kinder sind auch schon in Vorbereitung. Es gibt immer viel zu tun, denn wir möchten ja, dass die spannenden Fundstücke und ihre Geschichten mit kreativen Methoden für alle erlebbar sind.
Zisch: Wie war das nochmal mit den Schuhen bei den Legionären?
Zinsmaier: Es gab Schuhmacher. In römischer Zeit wurden sie Ledernäher genannt. Sie haben das Leder von Hand am Fuß vermessen, dann zugeschnitten und genäht. Jeder Legionär besaß ein passendes Paar Sandalen mit Nägeln an den Unterseiten der Sohlen. Heute gibt es solche Maßschuhe aus Leder nur noch selten, denn das bedeutet viel Arbeit und kostet dann natürlich auch mehr.
Zisch: Haben Sie auch schon etwas ausgegraben? Zum Beispiel in Pompeji? Und waren Sie schon bei Aquädukten?
Zinsmaier: Pompeji habe ich einige Male besucht. Es ist wahnsinnig beeindruckend. An einer Ausgrabung dort war ich nicht beteiligt. Aber südlich von Rom und bei Florenz habe ich an Ausgrabungen mitgearbeitet. Das war wirklich toll! Ich habe mir auch schon viele Aquädukte angeschaut. Die Idee, die Technik und die Dimensionen begeistern mich.
Zisch: Wie lange brauchte man zu Fuß von Rom nach Heitersheim?
Zinsmaier: Die Legionäre marschierten pro Tag rund 20 Kilometer. Die Strecke von Rom nach Heitersheim beträgt um die 1000 Kilometer. Sie haben also ungefähr zwei Monate bis hierher gebraucht, wenn keine Schlacht oder Überfälle dazwischen kamen.
Zisch: Wie starb Cäsar?
Zinsmaier: In früheren Zeiten wurden mächtige Gegner oder Rivalen öfters ermordet. So erging es Cäsar. Er wurde während einer Senatssitzung mit einem Dolch erstochen.
Zisch: Wie alt ist das älteste Fundstück in Ihrer Ausstellung?
Zinsmaier: Die ältesten Fundstücke kommen aus der Eiszeit und entstanden vor rund 12 000 Jahren. Menschen im Jagdlager beim Petersfeld im Brudertal bei Engen haben sie hergestellt. Ganz besonders ist zum Beispiel eine kleine Frauenfigur, die damals jemand aus versteinerter Holzkohle geschnitzt hat.
Zisch: Wie ist Rom entstanden?
Zinsmaier: Der Sage nach beginnt die Gründung Roms mit dem griechischen Helden Aenaeas, der aus Troja floh und dann über Mittelitalien herrschte. Wir haben eine Darstellung von ihm gerade auf dem kostbaren Beinschutz eines Legionärs in der Ausstellung gesehen. Nachfahren von ihm, die Zwillinge Romulus und Remus, haben dann Rom gegründet.
Zisch: Wie alt wurden die Legionäre?
Zinsmaier: Wenn die Legionäre den 25-jährigen Militärdienst überlebt haben, waren sie um die 46 Jahre alt. Die Forschung sagt, dass nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung über 60 Jahre alt wurde.
Zisch: Was hat den höchsten Wert im Museum?
Zinsmaier: Eines der wertvollsten Fundstücke im Museum ist eine hauchdünne Schale aus fast durchsichtigem, grünlichem Glas. Sie stammt wahrscheinlich aus Persien und ist ungefähr 2500 Jahre alt. Sie lag im Grab eines keltischen Anführers, der bei Ihringen am Kaiserstuhl bestattet wurde. Bis heute ist sie die älteste Glasschale nördlich der Alpen.
Julia: Wann wurde Cäsar geboren?
Zinsmaier: Ungefähr 100 vor Christus., also vor rund 2100 Jahren.
Zisch: Wie lange sind Sie schon Archäologin?
Zinsmaier: Das sind jetzt schon über 20 Jahre!
Zisch: Lebten auch andere Menschen bei uns in der Region, als die Legionäre kamen?
Zinsmaier: Klar! Die Legionäre trafen auf keltische Menschen. Sie lebten mit ihren Familien in Dörfern oder in stadtartigen Siedlungen. Es gab viele Schlachten, aber die Römer eroberten das Gebiet. Die Kelten lebten dann unter römischer Regierung in der neu gegründeten römischen Provinz.
Zisch: Wie lange gab es die Römer bei uns?
Zinsmaier: Die Legionäre kamen vor rund 2000 Jahren hierher und besiedelten nach und nach die Region. Nach rund 250 Jahren mussten sie die Vorherrschaft aufgeben, aber viele sind trotzdem geblieben. Vieles von der römischen Kultur ist bis heute noch bei uns lebendig!

Ressort: Zisch-Texte

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Fr, 26. März 2021: PDF-Version herunterladen

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