Japan

Wie wird ein Zehnjähriger auf sein Leben als Kaiser vorbereitet?

Das strikte Leben des kleinen Prinzen: Der 10-jährige Hisahito, Nummer drei der japanischen Thronfolge, wird immer mehr in seine Rolle als künftiger Kaiser eingeführt.  

Zu den Kommentaren
Mail

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Offizielle Fotos betonen  die Nähe des Prinzen zur Landwirtschaft.   | Foto: AFP
Offizielle Fotos betonen die Nähe des Prinzen zur Landwirtschaft. Foto: AFP

TOKIO. Japans kleiner Prinz wird groß. Und er wird wichtig. Hisahito feierte vor einer Woche seinen zehnten Geburtstag – inmitten der Debatte um die mögliche Abdankung des Kaisers. Durch die Diskussionen um die Nachfolge auf dem Chrysanthementhron gerät der Prinz immer mehr in den Fokus.

Das offizielle Foto des Hofamtes zeigt den Jungen mit seinen Schwestern, den Prinzessinnen Kako und Mako in einem Reisfeld, das eigens für ihn auf dem Anwesen der Familie in Tokio angelegt wurde.    In allen japanischen Medien wird Hisahito als begeisterter Jungbauer geschildert, der neben Reis auch Kartoffeln und Tomaten für die Küche der Familie züchtet.

TV-Zuschauer und Leser erfahren, dass der kaiserliche Spross im Sommer den Berg Takao in Westtokio bestiegen hat, im Winter gern Ski läuft und ansonsten die vierte Klasse einer Schule besucht, die zur Ochanomizu-Universität gehört und die alle kaiserlichen Mitglieder der Nachkriegszeit durchlaufen haben.   

Hisahito ist der Sohn von Prinzessin Kiko und Prinz Fumihito (auch Akishino genannt) und nach dem jetzigen Stand der Dinge auf Platz drei in der Thronfolge der ältesten Erbdynastie der Welt. Vor ihm rangieren sein Onkel, Kronprinz Naruhito und sein Vater. Die besondere Aufmerksamkeit, die der Junge erfährt, hat mehrere Gründe: Vor wenigen Wochen erstverkündete Kaiser Akihito (82) den Wunsch, noch zu Lebzeiten abzudanken. Er werde älter und könne nicht mehr alle Pflichten seines Amtes erfüllen. Das Volk zeigte Verständnis, Politik und Kaiserhaus reagierten jedoch schockiert, weil das 1947 verabschiedete Gesetz des Hofes einen solchen Fall nicht vorsieht. Seither arbeiten die Beamten beider Institutionen an einer verfassungskonformen Lösung.

Der kleine Prinz ist aber auch deshalb in einer Sonderrolle, weil er der einzige Enkelsohn des Kaiserpaares ist. Bis zu seiner Geburt kamen "nur" Mädchen auf die Welt. Kronprinz Naruhito und seine Frau Masako haben eine Tochter, die heute 14-jährige Prinzessin Aiko. Man sagt in Japan, die schon Jahrzehnte anhaltenden Depressionen der Kronprinzessin seien dem Umstand geschuldet, dass sie keinen Jungen zur Welt gebracht habe.  Immerhin diskutierte man vor ein paar Jahren über die Möglichkeit, nicht nur männliche, sondern auch weibliche Thronfolger zuzulassen. Aber mit der Geburt von Hisahito wurde diese Diskussion 2006 vorerst auf Eis gelegt. Ab diesem Moment spielten die Prinzessinnen nur noch eine Nebenrolle.

Die drei Töchter der Sippe des Kaisers (Tenno) müssen nach den Bestimmungen des Hofamtes die kaiserliche Familie verlassen, wenn sie einen bürgerlichen Mann heiraten – und nicht-bürgerliche Männer finden sich zumindest in Japan nicht, weil die USA als Sieger im Zweiten Weltkrieg den japanischen Adel bis auf die Kaiserfamilie abschafften. Somit darf künftig nur der kleine Prinz im Palast bleiben.

Die besondere Aufmerksamkeit richtet sich jetzt darauf, wie seine Eltern den Kleinen auf seine künftige Rolle vorbereiten und wie das kaiserliche Hofamt sie dabei unterstützt. Er besucht seine Großeltern im Kaiserpalast bereits deutlich öfter, beobachten Insider. Damit soll er sich zunehmend in seine Rolle als Mitglied der imperialen Familie fügen. Er wird künftig auch einen speziellen Stundenplan bekommen. Er umfasst das Erlernen der königlichen Regeln sowie der Ethik, der Geschichte und der Politik.   

Das Hofamt hat für das kommende Jahr ein zusätzliches Budget für den kleinen Prinzen beantragt, um die personelle Besetzung zu verbessern. Bislang wird die fünfköpfige Familie von Prinz Fumihito von nur 20 Angestellten bedient. Sie habe keinen Kammerherren und keinen eigenen Hofarzt, berichten Japans Medien. Das Kronprinzenpaar Naruhito mit nur einer Tochter verfüge dagegen über ein Team von 50 Dienern.  

Begründen lässt sich das nur mit der Tatsache, dass Kronprinz Naruhito den Thron besteigen soll und nicht die Linie seines Bruders Fumihito – auch wenn hartnäckige Verschwörungstheoretiker behaupten, dass im Zuge der Abdankung des Tenno auch die Thronfolge neu geregelt werden könnte.                       

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel