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BZ-Interview

Wie sah der Vorfahre der Bienen aus?

Wissenschaftler unter Leitung von Forschern aus Bonn, Freiburg und Stuttgart haben die Entstehungsgeschichte der Hautflügler geklärt. Der Freiburger Experte Oliver Niehuis über den Erfolg.  

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Es gibt wohl eine Million Hautflügler-Arten, wie die Biene. Foto: dpa
BZ: Herr Niehuis, was sind überhaupt Hautflügler?
Niehuis: Hautflügler sind eine der vier artenreichsten Insektengruppen. Sie durchlaufen, wie die Schmetterlinge, während ihrer Entwicklung eine vollständige Umwandlung ihres Aussehens. Zu den Hautflüglern gehören etwa Bienen, Ameisen, Wespen, Pflanzenwespen. Jede dieser Gruppen umfasst mehrere 1000 Arten. Insgesamt sind also 150 000 Arten bekannt. Das ist aber nur ein Bruchteil der Vielfalt, die tatsächlich in der Natur vorkommt. Wenn alle Hautflügler bekannt wären, würde ihre Zahl vermutlich bei einer Million liegen.

BZ: Sie haben nun die Evolutionsgeschichte von Hautflüglern entschlüsselt – klingt toll, aber was bringt das?
Niehuis: Um zu erfahren, woher die Tiere kommen und was ihre Vorfahren getan haben, muss man wissen, wer ihre nächsten Verwandten sind. Die Verwandtschaftsbeziehungen waren innerhalb der Hautflügler bisher nur sehr vage bekannt. Wir haben uns mehr als 3000 Gene angeschaut und deren Zusammensetzung verglichen. Jetzt wissen wir, wie die großen Gruppen miteinander verwandt sind und wann sie entstanden sind, etwa die Bienen.


BZ: Warum ist es wichtig, diese Verwandtschaften zu kennen?
Niehuis: Dadurch kann man etwa rekonstruieren, wie der Vorfahre der Bienen aussah, wie groß er war und welche Lebensweise hatte er. Erst dann kann man auch verstehen, wie sich die Tiere im Laufe der Evolution verändert haben und welche Veränderungen besonders dramatische Auswirkungen hatten, beispielsweise auf den Erfolg der Gruppe. Bienen sind heute unglaublich verschieden. Das ist passiert, weil sie eine Entwicklung von einer räuberischen zu einer pollensammelnden Lebensweise geschafft haben. Räuber gab es schon viele, Pollensammler nicht. Bienen konnten durch den Wechsel ihrer Ernährung neue Nahrungsquellen erschließen. Dadurch konnten sie vermutlich so artenreich und für den Naturhaushalt und damit letztlich auch für den Menschen so bedeutsam werden.

BZ: Wie lange haben Sie geforscht?
Niehuis: Sechs Jahre. 22 Wissenschaftler waren unmittelbar beteiligt. Wir hatten so viele Daten, dass wir zur Auswertung spezielle Hochleistungsrechner verwenden mussten.

BZ: Was macht Insekten für Sie eigentlich so spannend?
Niehuis: Sie sind unglaublich verschieden und einfach faszinierend. Goldwespen etwa sehen schon auf den ersten Blick spektakulär aus, da sie eine metallisch schimmernde Körperoberfläche besitzen und in ihrer Ästhetik sehr ansprechend sind.
Oliver Niehuis (43) ist Professor an der Universität Freiburg im Bereich Ökologie, Evolutionsbiologie und Biodiversität

Ressort: Panorama

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