Account/Login

Treibhausgas

Wie man seinen persönlichen CO2-Fußabdruck ausgleichen kann

Um einen Teil zum Klimaschutz beizutragen, gleichen immer mehr Menschen den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid aus. Wie funktioniert das? Welche Projekte gibt es? Und bringt das überhaupt etwas?  

Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen

Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.

Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.

Akzeptieren
Mehr Informationen
Moore sind gute CO<BZ-Texttief>2</BZ-T...st ein Weg, um Kohlendioxid zu binden.  | Foto: Jens Büttner
Moore sind gute CO2-Speicher. Moore wieder zu vernässen, ist ein Weg, um Kohlendioxid zu binden. Foto: Jens Büttner
11,17 Tonnen Treibhausgase pustet jeder Deutsche laut Statistischem Bundesamt im Jahr in die Luft. Weltweit ist Deutschland damit auf dem elften Platz. Im Alltag ist der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid unvermeidbar und eine Reduktion oft schwer. Um dennoch einen Teil zum Klimaschutz beizutragen, gleichen immer mehr Menschen ihren Ausstoß aus. Doch nicht alle Projekte sind gleich sinnvoll.

Wie funktioniert die individuelle CO2-Kompensation?
Besonders der Ausgleich von Flugreisen liegt im Trend. Laut Stiftung Warentest fallen in Deutschland jährlich 5,8 Millionen Tonnen CO2 allein für Urlaubsflüge an. Doch auch in Haushalt und Alltag kommt einiges an Emissionen zusammen. Diese kann man ausgleichen, die Möglichkeiten sind vielfältig. Prinzipiell funktioniert die Kompensation über Spenden an Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern. Für die Projekte, die CO2 einsparen, werden Zertifikate ausgestellt, die man erwerben kann. "Unsere Projektpartner errechnen die Menge an CO2, die durch eine Maßnahme kompensiert werden kann. Die wird durch ein Zertifikat bescheinigt", erklärt Vera Bünte, Sprecherin der Klima-Kollekte, einem gemeinnützigen kirchlichen Kompensationsfonds. Kauft ein Kunde solche Zertifikate, würden sie stillgelegt.

Bei der Buchung eines Flugs kann man oft auch direkt den Ausstoß kompensieren. Das ist laut Stiftung Warentest meist billiger, weil der Treibhauseffekt, der in der Höhe stärker ist, häufig nicht umgerechnet werde.

Welche Projekte stehen zur Auswahl?
Von Solarstrom bis zu Biogasanlagen gibt es verschiedene Projekte. Die Klima-Kollekte und die gemeinnützige Organisation Atmosfair, die zu den ältesten und größten deutschen Organisationen zählen, setzen sich etwa für energieeffiziente Kochstellen ein. "Wir haben eine Werkstatt in Berlin, in der wir effiziente Herde entwickeln und auch Personal aus Afrika für die Herstellung schulen", erklärt Atmosfair-Geschäftsführer Dietrich Brockhagen. In vielen Ländern werde mit Holzkohle und Feuerholz gekocht, das sei schlecht für die Wälder. Seit der Gründung 2005 hat Atmosfair nach eigenen Angaben mehr als fünf Millionen Tonnen Klimagas gemindert, die Klima-Kollekte kommt seit 2011 auf 47 000 Tonnen. Die Preise liegen zwischen 15 und 25 Euro pro Tonne.

Oft haben die Anbieter neben dem Klimaschutz weitere Aspekte im Blick, etwa Frauenrechte, Gesundheit oder Armutsbekämpfung. Die Organisation Primaklima sieht in Waldprojekten großes Potenzial und setzt auf Aufforstung sowie Waldschutz. 893 000 Tonnen CO2 hat sie nach eigener Rechnung so in 30 Jahren kompensiert. "Wälder sind ein fundamentales Puzzlestück im Kampf gegen die Klimakrise. Bäume und Böden sind unersetzliche CO2-Speicher, die die Folgen, aber auch die Ursachen der Krise abmildern können", erklärt Nina Giaramita, Sprecherin des gemeinnützigen Vereins. Um Verluste zu verhindern, etwa falls ein Wald abgeholzt wird, würden Vorsichtsmaßnahmen getroffen, für eventuelle Schäden gebe es einen Risikopuffer. Solche Waldprojekte sind allerdings umstritten. Hans Weinreuther von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, der den Markt im Blick hat, sagt: "Bäume nehmen zwar CO2 auf und sind daher eigentlich die Gegenmaßnahme schlechthin, aber wir werfen einen Blick in die Zukunft und beim Thema Wälder ist das alles sehr unsicher." Vor allem Witterung und Abholzung seien ein Risiko. Daneben werden von der Stiftung Warentest auch große Wasserkraftprojekte kritisch gesehen, da sie die Umwelt oft negativ beeinflussten und Menschenrechte verletzten.

Auf was sollte man bei der Wahl des Anbieters achten?
Bereits 2013 lag die Zahl deutscher Anbieter bei rund 40, seither sind immer mehr dazu gekommen, sowohl gemeinnützige als auch gewinnorientierte. Neben der Art der Projekte sollte man aus Sicht der Stiftung Warentest die Qualität prüfen. Es gibt Kriterien, die den Zertifikatehandel regeln, als strengste Lösung gilt die Zertifizierung des Gold Standards. Unter anderem der World Wide Fund For Nature (WWF) war 2003 an der Entwicklung der Non-Profit-Organisation mit Sitz in Genf beteiligt, die auch selbst Projekte durchführt, laut Sprecherin Sarah Leugers mehr als 2000 in über 90 Ländern. Verschiedene deutsche Zertifizierungsgesellschaften arbeiten mit der Organisation zusammen und prüfen dabei auch die Situation vor Ort. Bewertungskriterium der Stiftung Warentest ist außerdem, ob die Anbieter direkt an der Umsetzung der Maßnahmen beteiligt sind. Das sei viel effektiver als der reine Kauf von Zertifikaten. Weitere Aspekte sind Transparenz und Kontrolle. Positiv bewertet die Stiftung Anbieter, die ihre Finanzen offenlegen. "Angesehene Anbieter hinterlegen Zertifikate in öffentlichen Registern", fügt Leugers hinzu. Übrigens kann man Ausgleichszahlungen an gemeinnützige Anbieter als Spende steuerlich absetzen.

Was bringt das Ausgleichen im Kampf gegen den Klimawandel?
Brockhagen sieht in Ausgleichsprojekten eine große Chance. "Durchschnittlich werden von den Kunden jährlich je zwei Tonnen Treibhausgase kompensiert, dazu kommen Ausgleichsmaßnahmen vieler Unternehmen. Insgesamt können wir so etwa 1,5 Millionen Tonnen CO2 jährlich ausgleichen. Das entspricht ungefähr den gesamten Emissionen des Landes Ruanda." Aufgrund der Pandemie seien die Einnahmen leicht gesunken, für 2020 beziffert Brockhagen sie auf etwa 16 Millionen Euro.



Laut Umweltbundesamt sind es zu 19 Prozent Privatleute und zu 81 Prozent Unternehmen oder Institutionen, die Emissionen ausgleichen wollen. Über die Klima-Kollekte haben laut Sprecherin Bünte im vergangenen Jahr 147 kirchliche Organisationen, 89 Unternehmen und 880 Privatpersonen Zertifikate erworben. Zum Oktober 2021 habe die Organisation eine Steigerung von rund 50 Prozent im Vergleich zum Zeitraum des Vorjahrs verzeichnet.

Doch auch die Anbieter selbst sehen das Ausgleichen kritisch. "Es ist nicht des Rätsels Lösung, wir müssen schädliche Emissionen reduzieren oder vermeiden. Bis dahin ist das allerdings ein handhabbarer Weg", so Bünte. Das Kohlenstoffdioxid bleibt in der Atmosphäre, so schnell bekomme man es nicht abgebaut, bestätigt Weinreuther und betont: "So viel Zeit haben wir leider nicht mehr. Kompensation ist nur die zweitbeste Lösung."

Mehr zum Thema:

Ressort: Wirtschaft

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 01. März 2022: PDF-Version herunterladen

Artikel verlinken

Wenn Sie auf diesen Artikel von badische-zeitung.de verlinken möchten, können Sie einfach und kostenlos folgenden HTML-Code in Ihre Internetseite einbinden:

© 2024 Badische Zeitung. Keine Gewähr für die Richtigkeit der Angaben.
Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerklärung und das Impressum.

Kommentare


Weitere Artikel