Wenn Mama trinkt oder Papa Depressionen hat
Ein Modellprojekt kümmert sich um Kinder von Suchtkranken.
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Ein trauriger Einzelfall? Ganz und gar nicht: Jedes 6. bis 7. Kind wächst mit mindestens einem Elternteil auf, der Psychosen oder Depressionen hat oder abhängig von Alkohol oder illegalen Drogen ist. Das heißt für die 45 000 Kinder im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald und 35 000 Kinder in Freiburg: Es gibt mindestens 11500 Kinder, die unter solchen Problemen ihrer Eltern leiden, bilanziert Helga Dilger vom "Modellprojekt Arbeit mit Kindern von Suchtkranken" (Maks).
Am Montagabend informierten sie und ihre Kollegin Claudia Quilitzsch in der Reihe "Vernetzungsprojekt Alkoholprävention an Schulen in der Region Freiburg" im Kreismedienzentrum. Angesprochen werden sollen vorrangig Lehrer – von denen aber war niemand da. Die Maks-Anlaufstelle ist seit 24 Jahren für Freiburg und die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen zuständig. Seit ein paar Jahren gibt’s auch Angebote für Kinder von psychisch kranken Eltern, ihre Lage ähnelt der von Kindern Suchtkranker. Alle gelten als künftige Hochrisikogruppen für Sucht und psychische Erkrankungen wie Ängste, Depressionen, Psychosen, Schlafstörungen.
Hier setzt Maks an, um Hilfe aus dem Teufelskreis zu bieten, der dazu führt, dass Kinder aus problembeladenen Familien selbst stark gefährdet sind: Maks bietet eine Palette an Angeboten, von der Begleitung suchtkranker Schwangerer über Mutter-Kind-Spielgruppen bis zu Kindergruppen für alle Altersstufen und Gruppen für Jugendliche. Im April startet eine neue Gruppe für junge Erwachsene im Alter von Anfang oder Mitte 20.
Bisher bekommt nur ein kleiner Bruchteil der betroffenen Kinder und Jugendlichen Hilfe: Nach Schätzungen erhält jedes zehnte Kind derjenigen Eltern Unterstützung, die bei einer Suchtberatung auftauchen – aber der größere Teil der Eltern kommt dort überhaupt nicht an. Umso wichtiger ist die Frage: Was können Lehrer, Nachbarn und andere Bezugspersonen tun? In einer Klasse mit 28 bis 30 Schülern sitzen im Durchschnitt fünf bis sechs Kinder oder Jugendliche mit sucht- oder psychisch kranken Eltern, veranschaulicht Helga Dilger.
Das Problem: Sie tun alles, um zu vermeiden, dass ihre Umgebung davon erfährt. Sie schämen sich, haben Schuldgefühle, halten sich an das Schweigegebot, das in den meisten der Familien herrscht. Klar ist: Die Kinder reagieren sehr unterschiedlich. Manche – oft die Ältesten – übernehmen, wie Sarah, Verantwortung, die nicht ihrem Alter entspricht, kümmern sich um alles und sind als Erwachsene gefährdet, sich Partner mit ähnlichen Mustern wie denen der Eltern zu suchen. Andere werden laut und verhaltensauffällig. Manche verhalten sich aufgesetzt heiter, sind die "Clowns", der "Sonnenschein" der Familie. Und dann sind da noch die Stillen, Verlorenen, Unauffälligen, die sich einfach nur in sich zurückziehen. Etwa 30 Prozent der betroffenen Kinder schaffen es, ihre schwierige Kindheit ohne Schäden zu überstehen. Dafür sind viele Voraussetzungen nötig – unter anderem stabile Bezugspersonen außerhalb der Familie, gute Freundschaften und Wertschätzung in der Schule.
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