Tag gegen Lärm

Wenn Krach am Lernen hindert

Der Tag gegen Lärm widmet sich in diesem Jahr jungen Menschen.  

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Ohren schützen – das ist besonders für Kinder wichtig.  | Foto: dpa
Ohren schützen – das ist besonders für Kinder wichtig. Foto: dpa

BERLIN (dpa). Kinder und Jugendliche erzeugen oft Lärm – doch sie leiden auch unter einem erhöhten Geräuschpegel. Krach kann sich negativ auf ihre Entwicklung und die schulischen Leistungen auswirken. Der diesjährige Tag gegen Lärm an diesem Mittwoch stellt deshalb Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt.

Der Klassenraum brummt: Schüler arbeiten in Gruppen, rufen sich etwas zu, diskutieren lebhaft. Der Lehrer muss lauter werden, um Fragen zu beantworten und sich in dem hallenden Raum noch Gehör zu verschaffen. Schon ein ganz normaler Schulvormittag kann so zu Lärmstress führen. Liegt die Schule dann noch an einer Hauptstraße, kommt weiterer Krach hinzu.

"Kindern scheint Lärm oft relativ wenig auszumachen, aber schon der Pegel in einem Klassenzimmer kann belastend sein", sagt Brigitte Schulte-Fortkamp, Akustik-Spezialistin an der TU Berlin und Leiterin des Aktionstages in Deutschland. Denn Rufen, Lachen und Schreien der Kinder, das 80 Dezibel erreichen kann und damit deutlich über der normalen Gesprächslautstärke von etwa 60 Dezibel liegt, wird in vielen Schulen durch ungünstigen Raumhall noch verstärkt.

Doch nicht nur der selbstproduzierte Lärm beschallt den Nachwuchs. Starker Verkehrslärm, vor allem durch Flugzeuge, kann schulische Leistungen mindern. So wies bereits die Ranch-Studie (2005) auf verschlechterte Lernfähigkeit und Gedächtnisfunktion bei Dauerlärm hin. Ende 2014 zeigte die langfristig angelegte Norah-Studie, dass die Leseleistung von Kindern in fluglärmbelasteten Schulen schlechter ist als in leiseren Lernumgebungen. Getestet wurden mehr als 1200 Zweitklässler im Rhein-Main-Gebiet mit Dauerschallpegeln zwischen 39 bis 59 Dezibel. Dabei zeigte sich: Zehn Dezibel mehr entsprachen einem Monat Rückstand in der Leseleistung. "Das erscheint vielleicht erstmal nicht so relevant, aber entscheidend ist: Man nimmt diese Verzögerung mit in die nächste Schulstufe, sie setzt sich fort", sagt Schulte-Fortkamp.

Mit "Lärmkoffern" will die Deutsche Gesellschaft für Akustik die Aufmerksamkeit für das, was man sich so aufs Ohr gibt, auch bei Schülern steigern: Neben Schallpegelmessgerät und Stimmgabeln finden sie in dem Koffer auch ein überdimensionales Silikonohr. Dort können sie ein MP3-Gerät anstöpseln und sehen, was dann im Innenohr geschieht. "MP3 ist nach wie vor ein großes Thema, denn für alles, was direkt ins Ohr geht, hat man keine Kompensationsmöglichkeiten – und die voreingestellten Höchstlautstärken sind leicht zu knacken", sagt die Akustikexpertin. Fünf Minuten laute Musik seien ok. "Aber bitte nicht dauerhaft." Wer stundenlang einen Knopf im Ohr hat, sollte 60 Dezibel nicht überschreiten. Bei Konzerten und in Clubs erreicht der Schallpegel sogar etwa 110 Dezibel, was ungefähr dem Tanzen direkt neben einem Presslufthammer entspricht.

Hörschäden bei Jugendlichen sind seit Jahren schon messbar. "Auch wenn man nie genau nachweisen kann, woher sie kommen", räumt Schulte-Fortkamp ein. Der Kinder-Umwelt-Survey (2003/2006) des Umweltbundesamtes zeigte, dass etwa jeder achte Heranwachsende zwischen acht und 14 Jahren einen Hörverlust von 20 Dezibel bei mindestens einer Testfrequenz hatte. "Freizeitlärm könnte eine der Ursachen für diese Hörverluste sein", so das UBA. Therapierbar seien diese Schäden nicht.

WAS IST LÄRM?

Lärm sind unerwünschte, störende und belästigende Geräusche, die das körperliche, seelische und soziale Wohlbefinden negativ beeinflussen können – laut Definition des Lärmforschers und Psychologen Rainer Guski. Noch bis ins 18. Jahrhundert wurde der Begriff vor allem im militärischen Begriff gebraucht: Er ist mit "Alarm" (von italienisch "all’arme!", deutsch: "zu den Waffen!") verwandt.
Schlagworte: Brigitte Schulte-Fortkamp

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