"Wenn jemand wirklich gute Texte verfasst, beeindruckt mich das"
JUZ-INTERVIEW mit den jungen Autoren Ann-Kristin Friedrich und Simon Dremel, die beim Freiburger Literaturfestival "Stories" auftreten.
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Ab nächster Woche findet in Freiburg zum zweiten Mal das Literaturfestival "Stories" statt, das sich speziell an Jugendliche richtet – nicht nur an solche, die Klassiker in- und auswendig kennen: Der Abend "lesen & rappen", an dem junge Autoren und junge Rapper ihre Texte präsentieren, könnte beweisen, dass Schreiben sich nicht abseits von modernen Jugendkulturen bewegt. Ann-Kristin Friedrich (20) und Simon Dremel (18) sind zwei der Nachwuchsautoren, die bei "lesen & rappen" im Haus der Jugend auftreten werden. JuZ-Mitarbeiterin Kathrin Hagemann traf sie nach einer Lesung im "afterwork live"-Programm der badenova.
Beide: Ja, schon . . .
JuZ: Wart ihr nervös?
Ann-Kristin: Schon etwas. Bei den Workshops des Literaturforums, an denen wir beide teilnehmen, liest man zwar auch vor, aber das dient ja dazu, die Texte hinterher mit den anderen zu diskutieren. Einen Text vor Außenstehenden zu präsentieren macht noch mal einen großen Unterschied.
JuZ: Seit wann schreibt ihr und wie kam es dazu?
Simon: Ich schreibe schon seit der Grundschulzeit – ein Freund von mir hatte damals die Schnapsidee, einen Roman schreiben zu wollen, und damit hat er mich dann angesteckt. Wir haben einfach drauflos geschrieben. Natürlich keine ernsthaften Sachen, irgendwelche obskuren Krimis mit wenig logischem Inhalt. Das Thema war "Die Jagd nach dem großen Rattenmenschen in den Kanalisationen Londons" oder so.
Ann-Kristin: Ich habe mit vier, fünf Jahren angefangen zu lesen und zu schreiben. Am Anfang bestanden meine Geschichten noch aus zusammenhängenden Bildern, die ich mit passenden Sätzen untertitelt habe. Das Ganze wurde dann zu kleinen Büchern zusammengebunden. Irgendwann fielen die Bilder weg und das Schreiben hat sich durchgesetzt. Ach ja, mein erstes Thema war "Die Abenteuer der kleinen Raupe".
JuZ: Seitdem haben sich eure Themen vermutlich verändert – wie lässt sich eure Themenauswahl charakterisieren?
Ann-Kristin: Bei mir ist das ziemlich variabel, ich würde fast sagen, ich kann über alles schreiben. Und oft merkt man auch erst während des Schreibens, in welche Richtung ein Text "läuft". Spannend finde ich vor allem, Dinge aus einer neuen oder fremden Perspektive zu betrachten; eine, von der sonst wenig die Rede ist.
JuZ: Woher kommt der Anstoß dazu?
Ann-Kristin: Schwierig zu sagen. Das ist einfach ein Impuls, manchmal nur ein Bild oder ein Gedanke, ich sehe eine Situation und frage mich dann, wie sieht das aus der Sicht von diesem Beteiligten aus?
Simon: Ich würde sagen, ich schreibe ziemlich spontan. Mittlerweile gern über Alltagssituationen, mit etwas Fantasie kann man viel Neues aus ihnen herausholen, eine andere Dimension. Wenn beispielsweise das Leben mit einer Tasse Kaffee verglichen wird, die einem nur schmeckt, weil ein kleiner Keks dabei ist. JuZ: Der Text hat mich übrigens an einem Quentin Tarantino-Film erinnert.
Simon: Vielleicht hat mich der Stil inspiriert, das kann sein. Ich bin aber nicht sicher ob ich "Pulp Fiction" überhaupt gesehen hatte, als ich das geschrieben habe.
JuZ: Könnt ihr erklären, was genau am Schreiben euch Spaß macht?
Simon: Eigentlich nicht. Ich denke, das muss man selber erfahren haben.
Ann-Kristin: Ich sehe das Schreiben als eine Kunst wie beispielsweise die Malerei. Der Prozess macht Spaß und vor allem sieht man hinterher etwas Fertiges vor sich, was man selbst gestaltet hat. Wie bei einem Bild eben.
JuZ: Nur weil man gern schreibt, sieht man sich ja nicht unbedingt als hauptberuflicher Autor – wie ist das bei euch?
Fantastischen Vier kann
man so anhören wie man
ein Gedicht liest."
Simon Dremel, 18 Jahre
JuZ: In welche Richtung tendierst du?
Ann-Kristin: Ich fange im Oktober mit meinem Medizinstudium an – was total Anderes also.
Simon: Ich werde sicher immer gern schreiben, aber ich kann mich auch nicht als hauptberuflichen Autor sehen. Außerdem hab ich ja noch andere Interessen. Ich mache Musik, spiele E-Bass, ich schreibe Computerprogramme und werde wohl auch Informatik studieren.
JuZ: Wie findet ihr Rap? Da arbeitet man ja auch mit Texten und Sprachmelodie.
Ann-Kristin: Ich finde, es gibt zu wenig guten Rap. Wenn jemand wirklich gute Texte verfasst, beeindruckt mich das schon, aber sobald jemand kein Sprachgefühl hat und nur mitmacht weil es cool ist, ist es einfach nur noch albern – und keine Kunstform, sondern Selbstinszenierung.
Simon: Es gibt ja immer wieder Ausnahmen. Die Fantastischen Vier haben zum Teil geniale Texte geschrieben, die kann man so anhören wie man ein Gedicht liest.
JuZ: Was lest ihr selber gern?
Ann-Kristin: Terry Pratchett, das ist Fantasy, aber sehr parodistisch. Ansonsten: Hemingway, Edgar Allan Poe. Schiller mag ich aber auch. Mit einigem, was man so zur modernen Literatur rechnet, kann ich nichts anfangen, weil es so angestrengt neu klingt.
Simon: Ich lese gern alte Science Fiction-Bücher und Fantasy – mein Lieblingsautor ist Tad Williams.
JuZ: Habt ihr schon Texte veröffentlicht? Ann-Kristin: Ein Text von mir erscheint im Dezember in der Anthologie "Das Sterben ist ästhetisch bunt" – die ist aus einem Internet-Projekt entstanden. Es geht um ungewöhnliche Todesursachen.
JuZ: Soll das humoristisch sein?
Ann-Kristin: Ja, unter anderem – es gibt ganz verschiedene Beiträge, Humoristisches, Splatter, Tragisches. Mein Text ist eher realistisch.
Simon: Von mir erscheint eine längere Erzählung, "Die Stadt des Glücks", in "Speaker’s Corner" – das ist eine neue Jugendzeitung in Freiburg – und zwar als eine richtige Fortsetzungsgeschichte.
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