Wenn du schwarz bist, wirst du schnell erschossen
JUGENDDRAMA: "The Hate U Give" von George Tillmann.
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In "The Hate U Give" lotet George Tillman das Thema Polizeigewalt nun in Form eines herzergreifenden Jugenddramas aus. Der Film folgt der sechzehnjährigen Starr (Amandla Stenberg), die von ihrer Mutter jeden Tag aus dem schwarzen Ghetto heraus zu einer Privatschule am anderen Ende der Stadt kutschiert wird, weil der Besuch der Bildungseinrichtungen in der eigenen Nachbarschaft eine lebensgefährliche Angelegenheit ist.
Starr wechselt mit professioneller Wandlungsfähigkeit zwischen weißer und schwarzer Welt hin und her. Unter dem Kapuzenpullover, den sie auf dem Weg zum Eingang in der Tasche verstaut, trägt sie die schicke Schuluniform. Sie ist mit ihren Geschwistern eine der wenigen Schwarzen an der Schule und weiß sich gut in ihrem weißen, bürgerlichen Umfeld anzupassen. Während die Mitschüler sich in coolem HipHop-Slang üben, achtet Starr genau darauf, dass sie sich ohne Ghetto-Attitüde artikuliert. Ihre Schulfreundinnen geben sich im Gegenzug aufgeschlossen und begegnen ihr ohne sichtbare Vorurteile.
Zuhause in der Familie und auf der Straße schaltet Starr dann wieder um, denn in der wenig privilegierten Nachbarschaft herrschen ganz andere soziale Codes. Das geschmeidige Wechselspiel zwischen den verschiedenen Welten gerät für das Mädchen aus der Balance, als sie nach einer Party mit ihrem Freund aus Kindertagen in eine Verkehrskontrolle gerät. Anders als Starr, die sich genau an die Lektion des Vaters erinnert, ist Khalil (Algee Smith) nicht mit dem Prozedere vertraut. Als er nach einer Haarbürste greift, wird er von dem Polizisten erschossen, der glaubt eine Waffe erkannt zu haben.
Als einzige Zeugin der Ereignisse soll Starr nun vor Gericht aussagen und gerät dadurch zwischen die Fronten. Eine schwarze Bürgerrechtsorganisation will sie zur Zentralfigur ihrer Kampagne machen. Khalils kriminelles Umfeld setzt die Zeugin unter Druck. Ihre Freundinnen in der Schule scheinen sich zunehmend von ihr zu distanzieren. In einer zunehmend aufgeladenen Situation muss sich Starr entscheiden, auf welcher Seite sie steht.
Dem Roman von Angie Thomas folgend, entwirft Tillman ein packendes Coming-of-Age-Drama, das seine junge Heldin in einen forcierten Selbstfindungsprozess hinein treibt und die rassistischen Grenzziehungen präzise aufzeigt. Das stark pochende Herz des Dramas ist die herausragende Amandla Stenberg, die die widerstrebenden Gefühle ihrer Figur nuanciert und kraftvoll auf die Leinwand bringt. Der Film überzeugt durch seinen wachen Blick auf gesellschaftliche Spaltung, in deren Tiefen die junge Heldin hineingezogen wird – und setzt die Hoffnung in eine Jugend, die sich mit dem vorgefundenen Status quo nicht mehr abfinden will.