Weiter warten auf "Keine Zeit zum Sterben"
Start jetzt erst im April 2021: Der neue James- Bond-Film wird zum vierten Mal verschoben. Die Branche ist empört.
Philip Dethlefs (dpa)
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Die Mitteilung am Freitag kam für viele überraschend. Die PR-Kampagne für "Keine Zeit zu sterben" lief schon auf Hochtouren. Ein neuer Trailer, Werbespots, Plakate und eine James-Bond-Podcast-Reihe: Es war alles vorbereitet für den Start in diesem November. Am Tag vor der Nachricht hatte Popstar Billie Eilish sogar noch ihr Musikvideo zum Titelsong "No Time To Die" veröffentlicht. Die Entscheidung fiel offensichtlich kurzfristig. Einen Zusammenhang mit dem Coronavirus nannten die 007-Produzenten nicht explizit. Er gilt aber als sicher. Die miserablen Einspielergebnisse des Christopher-Nolan-Films "Tenet", der als einziger Blockbuster in diesem Sommer anlief, dürften dabei auch eine Rolle gespielt haben. Laut der renommierten Branchen-Website "Box Office Mojo" spielte die 200-Millionen-Dollar-Produktion bis Ende September rund 285 Millionen Dollar ein, davon magere 40 Millionen auf dem wichtigen US-Markt, wo wegen der Pandemie immer noch viele Kinos geschlossen sind. Zum Vergleich: Der bisher letzte Bond-Film "Spectre" aus dem Jahr 2015 hatte weltweit 880 Millionen Dollar (751 Millionen Euro) in die Kassen gespielt.
Den neuen Starttermin für James Bond im April 2021 habe man gewählt, "damit ein weltweites Kinopublikum den Film sehen kann", hieß es in der knappen Mitteilung von MGM, Universal und der Produzenten Michael G. Wilson und Barbara Broccoli. "Wir verstehen, dass die Verzögerung für Fans enttäuschend ist, aber nun freuen wir uns darauf, "No Time To Die" nächstes Jahr zu teilen." Ob die Corona-Lage bis dahin besser geworden ist, ist allerdings völlig offen.
Und womöglich werden einige Kinos den Start gar nicht mehr erleben. Die Branche ist wirtschaftlich schwer angeschlagen. Monate lang mussten die Filmtheater schließen. Auch nach der Öffnung sind die Besucherzahlen gering. Viele haben immer noch Angst, ins Kino zu gehen. Andererseits fehlen den Betreibern große Publikumsmagneten. Auch die Hollywood-Blockbuster "Black Widow", "The King’s Man" und "Top Gun Maverick" laufen nun erst im kommenden Jahr an. Die mehrfach verschobene Comic-Verfilmung "Wonder Woman 1984" soll zwar kurz vor Weihnachten starten, genauso wie "Dune", "Tod auf dem Nil" und der Pixar-Animationsfilm "Soul". Insider rechnen allerdings mit weiteren Änderungen. Der 25. James-Bond-Film galt vielen als letzte Hoffnung, die Zuschauer noch in diesem Jahr zurück in die Kinosäle zu locken.
Der Start war schon drei Mal vertagt worden. Ursprünglich hatte er im Oktober 2019 Premiere feiern sollen. Als der britische Regisseur Danny Boyle wegen "kreativer Differenzen" im August 2018 von dem Projekt zurücktrat, wurde der Start auf Februar 2020 verlegt. Unter Boyles Nachfolger, dem US-Amerikaner Cary Joji Fukunaga, wurde der Termin um zwei weitere Monate auf April korrigiert, um das Drehbuch nachzubessern. Dann allerdings brach die Pandemie aus.
Nach der neuerlichen Vertröstung zieht die internationale Kinokette Cineworld jetzt offensichtlich Konsequenzen. Laut Medienberichten will sie all ihre Filmtheater in Großbritannien und Irland sowie über 500 Kinos in den USA vorerst schließen. Cineworld hatte vor kurzem Halbjahresverluste in Höhe von knapp 1,6 Milliarden US-Dollar (1,37 Mrd Euro) gemeldet. Die hätte allerdings auch der britische Geheimagent James Bond allein nicht kompensieren können.
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