Skulptur
Weil die Haselmaus den Hochwasserdamm verhindert hat, machen die Günterstäler ihr ein Denkmal
Sie hat den großen Damm gestoppt und ganz Günterstal aufatmen lassen – die Haselmaus. Sie hat mit ihrer bloßen Anwesenheit geschafft, was selbst massive Bürgerproteste nicht bewirken konnten, und den Bau des geplanten Hochwasserrückhaltebeckens verhindert. Jetzt setzen ihr die Günterstäler ein Denkmal.
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GÜNTERSTAL.
"Jeder hat gesagt: Die Haselmaus hat uns gerettet", erzählt Gerd Nostadt, der Vorsitzende des Ortsvereins. Und als der kurz darauf Jahreshauptversammlung hatte, sagte irgendjemand: "Der müsste man ein Denkmal setzen." Und Manfred Saß legte los. Der Architekt und frühere Münsterbaumeister, der seit 40 Jahren in Günterstal lebt, machte sich schlau in Brehms Tierleben, das die Haselmaus als "eines der niedlichsten, anmutigsten und behändesten Geschöpfe unter allen europäischen Nagetieren" beschreibt. Der 82-Jährige machte eine Denkmalskizze und gab sie Stefan Buttenmüller, einem Holzschnitzer in Horben, wo der Damm nun hinkommen soll, allerdings in versteckterer Lage.
Buttenmüller holte die Haselmaus mit der Motorsäge aus einem dicken Stück Lärchenstamm aus dem Katzental. "Das passt gut, nicht?", meint Manfred Saß. Er steht vor der grob geschnitzten und glatt geschliffenen Version der Maus, die keine ist, sondern wie der Siebenschläfer zur Familie der Bilche gehört. Der kleine Nager ist in natura keine 15 Zentimeter lang, aber in der Holzversion viel länger: 1,30 Meter sind sogar etwas mehr, als skizziert war.
Manfred Saß erklärt, dass die Augen bei nachtaktiven Tieren besonders wichtig sind. Die der Haselmäuse sind auch besonders groß. Deshalb hat Saß gut abgewogen, wie er sie gestaltet. "Nach langem Hin und Her sind’s die Enden einer Gardinenstange geworden", sagt der 82-Jährige verschmitzt. Er hat die Holzkugeln aufgesägt und eingeklebt.
Jetzt braucht die Skulptur noch einen Sockel. Einen herausragenden Platz soll sie nicht bekommen, sondern einen charmant-praktischen. "Wir haben gedacht, sie könnte auf dem Spielplatz des neuen Quartiers integriert werden", sagt Ortsvereinsvize Norbert Stalter. Im Neubaugebiet am Ortsausgang Richtung Schauinsland stünde die Haselmaus quasi in Sichtweite des verhinderten Damms. Kinder könnten auf sie draufklettern. Der Ortsverein will über die Idee mit dem Garten- und Tiefbauamt sprechen und hofft, dass die Stadt den Betonsockel beim Anlegen des Spielplatzes gleich miterstellt und die Kosten übernimmt. Die 150 Euro, die der Schnitzer für die Holzhaselmaus wollte, sponsert Manfred Saß für die Aktion. Er betont: Sie entspringt der gemeinsamen Idee der Günterstäler Bürger und des Ortsvereins.
Dem hat die Haselmaus-Aktion schon neue Mitglieder beschert, erzählt Norbert Stalter. Der Ortsverein plant weitere Aktionen, zum Beispiel den Brunnen vor dem Günterstäler Tor zu renovieren, wofür er noch Sponsoren sucht, weil’s 1100 Euro kosten soll. Und er will Poller um die Münster-Fiale installieren, damit der Sandsteinaufsatz, der lange nach seiner Ausmusterung im Ort aufgestellt wurde, nicht so zugeparkt wird.
Neues gibt es auch am Ortseingang von Freiburgs Stadtteil mit der kleinsten Einwohnerzahl: ein grünes Günterstal-Schild mit Blechdach. Ein Bewohner hat es anfertigen lassen und aufgestellt, Stalter kam zufällig vorbei und half mit. "Jetzt wollen wir mal hören, was die Günterstäler dazu sagen", meint er. Erste Reaktionen gab es schon, auch von Manfred Saß: "Das Dach ist zu groß." Was vielen am neuen Schild gefallen könnte: Ins G von Günterstal ist eine Haselmaus gemalt, sagt Stalter. Vielleicht mausert sich der Bilch noch zum Günterstäler Wappentier.