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Interview

Wasserrutschen-Entwickler: "Wichtig ist, dass man als Ingenieur selbst rutscht"

Rutschen macht Spaß, besonders mit Wasser. Rainer Braun, dessen Firma die geplante Europa-Park-Wasserwelt Rulantica mitkonzipiert hat, weiß warum – und kennt die beste Rutschtechnik.  

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Mit Karacho rein ins nasse Element: Rutschen sei ein natürliches Bedürfnis, sagt Rainer Braun. Foto: Julian Stratenschulte
BZ: Herr Braun, warum macht das Rutschen Spaß?
Rainer Braun: Rutschen ist ein natürliches Bedürfnis, das kann man bei kleinen Kindern beobachten. Aber auch Erwachsene sind fasziniert, wenn die Rutsche gut gemacht ist oder den aktuellen Trends bei Wasserrutschen entspricht.

BZ: Zum Beispiel?
Braun: In den USA fahren die Leute mit Booten für sechs Personen auf Rutschen mit riesigem Durchmesser, dafür braucht man unheimlich viel Platz. Das ist ein Grund, warum sie sich bei uns noch nicht so richtig durchgesetzt haben.

"Für Rulantica haben wir zwei Rutschen mit Raketenstart konzipiert." Rainer Braun
BZ: Die Rutschen für die Wasserwelt Rulantica, die Sie mit Ihrem Team konzipiert haben, sind auch aufwändig.
Braun: Die sogenannte Tornado Wave Rutsche wird sicher ein Highlight: Man rutscht zusammen in einem Reifen in eine riesige Steilkurve hinein, also über eine Art Rampe nach oben und steht am Umkehrpunkt quasi senkrecht. Einen Moment lang erlebt man fast Schwerelosigkeit, dann geht es wieder runter. Außerdem haben wir für Rulantica zwei Rutschen mit Raketenstart konzipiert, also mit einer Falltür, die sich öffnet und die Badegäste nach einem freien Fall sanft auf der Rutsche aufkommen lässt.
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BZ: Woher kommen die Ideen für solche Rutschen?
Braun: Eine Wasserrutsche zu entwerfen braucht extrem viel Erfahrung. Bei der Planung der Linienführung sitzt man nicht nur an der einen Kurve, man muss jede einzelne in Betracht ziehen und bedenken, wie der Rutschende aus- und zurückpendelt. Wichtig ist, dass man als Ingenieur selbst rutscht und erlebt, ob alles so läuft, wie man es geplant hat.

BZ: Sie rutschen also erstmal selbst?
Braun: Auf jeden Fall. Ich möchte ja wissen, wie die Rutsche sich anfühlt, bevor der TÜV kommt.

BZ: Wird danach jede Rutsche auf ihre Sicherheit getestet?
Braun: Jede Rutsche wird vom TÜV geprüft. Damit ist garantiert, dass die Rutschen sicher sind, wenn sie in Betrieb gehen – aber mit den extremen Rutschen steigt natürlich das Risiko. Auf einer Achterbahn ist man angeschnallt und hat dadurch eine ganz bestimmte Sitzposition, Bewegungen und Fliehkräfte lassen sich sehr genau berechnen. Auf einer Wasserrutsche bewegen sich Menschen unterschiedlich – und vielen ist das Risiko nicht bewusst. Oben auf dem Zehn-Meter-Turm ist jeder vorsichtig. Der Rutschenturm ist auch zehn Meter hoch, und gerade schwierige Rutschen setzen voraus, dass man sich an Regeln hält.

"Einer der häufigsten Fehler ist, dass Badegäste bei Rot rutschen." Rainer Braun
BZ: Was kann man denn beim Rutschen falsch machen?
Braun: Es gibt eine Art Bibel, nach der wir jede Rutsche ausrichten. Entsprechende DIN Normen müssen beachtet werden, aber auch viele firmeninternen Richtlinien. Wie lange muss die Landebahn im Wasser sein, wenn die Geschwindigkeit so und so hoch ist? Wie bewegt sich ein Körper entsprechend seinem Gewicht in einer Kurve? Einer der häufigsten Fehler ist aber, dass Badegäste bei Rot rutschen. Dabei funktioniert die Ampel einer Rutsche genau wie im Straßenverkehr, wer bei Rot fährt, geht ein Risiko für sich und andere ein. Trotzdem passieren die meisten Unfälle im Schwimmbad nicht auf den Rutschen, sondern durch Ausrutschen auf dem nassen Fliesenboden.

BZ: Welche Rutsche würden Sie noch gerne einmal bauen?
Braun: Wir haben bereits 2014 ein Patent für einen Raketenstart mit einer Reifenrutsche angemeldet. Unsere Kunden halten das bisher für eine tolle Idee, sind aber noch etwas skeptisch. Bis Ende des Jahres wollen wir dazu einen Prototyp bauen, damit die Leute ihn ausprobieren können.

BZ: Und die Tornado Wave Rutsche mit der steilen Kurve, die werden Sie selbst testen?
Braun: Da werde ich auf jeden Fall dabei sein.

BZ: Wie rutscht man am schnellsten?
Braun: Man muss eigentlich nur wissen: Stoff bremst und Wasser bremst. Wenn Sie also schnell sein wollen, sollten Sie so wenig wie möglich mit dem Wasserfluss in Berührung kommen. Bei der sogenannten Dreipunkttechnik hebt man das Gesäß nach oben und lässt das fließende Wasser unter sich. Wer kann, überkreuzt die Beine, sodass außer den Schulterblättern nur eine Ferse die Rutsche berührt. Idealerweise prägen Sie sich noch die Linienführung der Rutsche ein und stellen sich auf die Kurven ein, um nicht ins Bremswasser zu geraten – das ist dann aber tatsächlich was für Fortgeschrittene.
Rainer Braun, 59, ist Diplom-Ingenieur und einer der drei Geschäftsführer der Firma Aquarena, die auch die weltweit erste Looping-Rutsche entwickelt hat.

Ressort: Panorama

Dossier: Rulantica Wasserpark Rust

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Sa, 11. Mai 2019: PDF-Version herunterladen

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