Was ist echt und was virtuell?
COMICVERFILMUNG: "Spider-Man: Far From Home" mixt Teenie-Romanze, Action und Aktualität.
Wir benötigen Ihre Zustimmung um BotTalk anzuzeigen
Unter Umständen sammelt BotTalk personenbezogene Daten für eigene Zwecke und verarbeitet diese in einem Land mit nach EU-Standards nicht ausreichenden Datenschutzniveau.
Durch Klick auf "Akzeptieren" geben Sie Ihre Einwilligung für die Datenübermittlung, die Sie jederzeit über Cookie-Einstellungen widerrufen können.
AkzeptierenMehr Informationen
Mit einem flüssigen Inszenierungsstil, der die CGI-Effekte mit lässiger Selbstverständlichkeit einsetzte, peppte der 1981 geborene US-amerikanische Regisseur Jon Watts die Angelegenheit kräftig auf und unterminierte jene martialische Steifbeinigkeit, die dem Genre allzu oft anhaftet. Auch wenn dieser Peter Parker inzwischen in zwei apokalyptischen "Avengers"-Folgen seine Erfahrungen sammeln konnte, scheint er im neuen "Spider-Man: Far From Home" nichts von seiner jugendlichen Frische eingebüßt zu haben. Mit seiner Work-Life-Balance tut sich der Jugendliche angesichts der Doppelbelastung als Schüler und Superheld immer noch schwer.
Als eine Klassenfahrt nach Venedig und Paris ansteht, lässt er nach kurzem Zögern den Spider-Man-Anzug im Schrankhängen. Schließlich will er im guten alten Europa endlich der Mitschülerin Michelle "MJ" (Zendaya) seine Zuneigung gestehen, am besten auf dem Eiffelturm mit einer venezianischen Halskette in der Hand. Aber natürlich werden die romantischen Pläne bald durchkreuzt, denn Superhelden haben keinen Urlaubsanspruch, wenn es um die Rettung der Welt geht. Ein riesiges Wassermonster tobt in Venedig und zerlegt die dekorative Lagunenstadt. Und ein Kollege in Feuergestalt erwartet Peters Schulklasse in Prag.
Im Verein mit dem versierten Superhelden Mysterio (Jake Gyllenhaal), der freundlicherweise aus einer anderen Dimension zur Weltenrettung angereist ist, werden die elementaren Zerstörer einer nach dem anderen besiegt. Und gerade, wenn man denkt, ob das denn nun noch eine Stunde so weiter geht, wartet der Film mit einer gelungenen Plotwendung auf, die die filmische Wirklichkeit gründlich auf den Kopf stellt. Was als nette Mischung zwischen High-School-Komödie und Superhelden-Film begann, verwandelt sich nun in ein Szenario, in dem echte und virtuelle Realitäten gezielt ineinander fließen und die Manipulation von Wirklichkeitswahrnehmungen zum Thema gemacht wird.
Im Gewand der Comic-Fantasy verweist der Film auf eine durchaus aktuelle Problematik: In einer Zeit, in der die Macht der Narrative sehr viel größer ist als die Auswirkung des tatsächlichen Geschehens, ist es nur ein kleiner Schritt von Fake News zur Fake Reality. Das eigentliche Ziel des Bösewichts ist die Beherrschung der Wahrheit, was in der Ära digitaler Desinformationskampagnen nur als logische Weiterentwicklung aktueller Tendenzen erscheint. Dabei wird die technisch hergestellte Illusion zum Mittel der Kriegsführung – und die schwerste Aufgabe des jungen Helden ist es, diese von der Realität zu trennen.
Diese Denkansätze webt Watts, der auch in diesem Sequel die Regie übernommen hat, vage und unaufdringlich ins Franchise-Konzept ein, ohne die Unterhaltungsoberfläche aus Teenager-Romantik und Superhelden-Action zu beschädigen.
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
leider können Artikel, die älter als sechs Monate sind, nicht mehr kommentiert werden.
Die Kommentarfunktion dieses Artikels ist geschlossen.
Viele Grüße von Ihrer BZ